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© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. Juni 2003 |
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Wonnevolles Werk Wagners "Tristan und Isolde" von Silke Osman Wer den Titel "Tristan und Isolde" hört, denkt zweifelsohne auch an Richard Wagner und seine gleichnamige Oper. Bereits im Juli 1857 schrieb er aus Zürich an Julie Ritter, eine mütterliche Freundin, die den Künstler jahrelang mit der Zahlung einer Rente unterstützte: "Lassen Sie sich die Andeutung genügen, daß ich im Begriff stehe, mit großer Überwindung den ,Siegfried' auf ein Jahr im Walde allein zu lassen, um mir mit einem ,Tristan und Isolde' Luft zu machen." Am 18. September schließlich war die Dichtung vollendet, notierte er in seinem Tagebuch, dann machte er sich an die Komposition. "Ich hoffe, den Theatern mit diesem Werke eine leicht zu überwindende Aufgabe zu überweisen." Da aber hatte sich Wagner wohl geirrt. Bereits im April 1859 schrieb er an die Freundin Mathilde Wesendonk: "Kind! Dieser ,Tristan' wird was Furchtbares! Dieser letzte Akt!!! Ich fürchte, die Oper wird verboten - falls durch schlechte Aufführung nicht das Ganze parodiert wird: nur mittelmäßige Aufführungen können mich retten! Vollständig gute müssen die Leute verrückt machen, ich kann's mir nicht anders denken. So weit hat's noch mit mir kommen müssen! O weh!" Am 7. August 1859 aber lag die Partitur des "Tristan" vollständig vor. Alle Versuche aber, die Oper auf einer Bühne unterzubringen, scheiterten, selbst in Paris war man nicht interessiert. In Wien schließlich bot man ihm die Aufführung an, doch scheiterte sie schließlich an der Erkrankung des Sängers der Titelrolle. Nach vielem Hin und Her und nach Intrigen des Kritikers Hanslick, der die Künstler gegen Wagner einnehmen konnte, wurde die geplante Aufführung nach 77 Proben endgültig abgesagt. Wie schwierig die Partien im "Tristan" sind, ersieht selbst der musikalische Laie, liest er Wagners Ansichten zu Text und Inhalt: "Mit voller Zuversicht versenkte ich mich hier (im ,Tristan') nur noch in die Tiefen der inneren Seelenvorgänge und gestaltete zaglos aus diesem intimsten Zentrum der Welt ihre äußere Form. Ein Blick auf das Volumen dieses Gedichtes zeigt sofort, daß ich dieselbe ausführliche Bestimmtheit, die vom Dichter eines historischen Stoffes auf die Erklärung der äußeren Zusammenhänge der Handlung zum Nachteil der deutlichen Kundmachung der inneren Motive angewendet werden mußte, nun auf diese letzteren einzig anzuwenden mich getraute. Leben und Tod, die ganze Bedeutung und Existenz der äußeren Welt hängt hier allein von der inneren Seelenbewegung ab. Die ganze ergreifende Handlung kommt nur dadurch zum Vorschein, daß die innerste Seele sie fordert; und sie tritt so an das Licht, wie sie von innen aus vorgebildet ist." Eine Wende in der vertrackten Situation ergibt sich, als Richard Wagner König Ludwig II. von Bayern begegnet. Am 22. April 1865 schreibt der Komponist an seinen Fürsten: "Ich kann jetzt über nichts weiter hinauskommen, als den ,Tristan' mit seinen Wehen und Wonnen Ihnen zu Füßen zu legen, und dann sterben! ..." Als dann am 10. Juni die Uraufführung des "Tristan" in München stattfindet, ist Ludwig II. hellauf begeistert. Unmittelbar nach der Aufführung schwärmt er: "Einziger! - Heiliger! - Wie wonnevoll! - Vollkommen. So angegriffen von Entzücken! - ... Ertrinken ... versinken - unbewußt - höchste Lust. - Göttliches Werk! - Ewig - treu - bis über den Tod hinaus!" Und die Bayerische Zeitung schreibt: "Es entfaltet sich eine musikalische Charakteristik, die sowohl nach Seite des Gefühlswechsels wie auch hinsichtlich der Wortdeklamation zum Vollen-detsten gehört, das unsere musikalische Literatur aufzuweisen hat." Es gab aber auch Proteste und niederschmetternde Stimmen, wie etwa die der Augsburger Postzeitung: "Es war ein ununterbrochenes Geheul, wobei es natürlich auf Treffen der in der Partitur vorgeschriebenen Noten gar nicht mehr ankommen konnte. Das Orchester überbot sich in Exzentrizitäten, Disharmonien, abgerissenen, wirren Sätzen, lärmendem Spektakel ..." Ein Anonymus erdreistete sich gar zu schreiben: "Es wird kein Menschenalter vergehen, und man wird von Ihnen und Ihrer Musik nur noch als von einer Kuriosität reden." - Da irrte dieser Mann, vielen Freunden Wagnerscher Musik zur Freude. Trost fand Wagner damals bei seinem König, der ihn ermutigte: "Warum traurig und verzagt sein, wenn es Menschen gibt, die Sie anfeinden, nicht begreifen? Nochmals beschwöre ich Sie ..., blicken Sie vorwärts, vergessen Sie die Welt, folgen Sie dem Geiste, der von oben Ihnen verliehen." Tristan und Isolde: Nach einem Gemälde von Edmund Blair Leighton |