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28.06.03 / Ökologische Ritter / Der Deutsche Orden betrieb bereits Umweltschutz

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. Juni 2003


Ökologische Ritter
Der Deutsche Orden betrieb bereits Umweltschutz

Bis 1945 war Ostpreußen die Kornkammer des deutschen Reiches und Europas. Das verdankt es dem Deutschen Orden. Um die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in den Ordensstaat mit den vielen neu gegründeten Dörfern und Städten geholten Siedler zu ernähren, mußten die Deutschordensritter bei den Pruzzen unbekannte landwirtschaftliche Anbaumethoden einführen und forcieren. Denn nach unseren heutigen Begriffen war Ostpreußen damals ein Entwicklungsland.

Der Deutsche Orden brachte seine Erfahrungen aus Palästina mit. Der riesige Holzbedarf der Kreuzfahrerheere hatte dort die Wälder vernichtet und bis in unsere Tage hinein fruchtbare Gegenden zu Wüsten gemacht. Beide Seiten hatten zudem während der Kreuzzüge die im Orient vorhandenen Wassersysteme zerstört und damit Getreidefelder und die Obstplantagen vernichtet. Daraus hatte man gelernt, und das sollte und durfte im Osten nicht passieren. Umweltschutz wurde nicht aus Überzeugung betrieben, sondern aus der bereits damals erkannten Notwendigkeit. In den ersten Regeln der Brüder ist zwar vom Umweltschutz nicht ausdrücklich die Rede, in den Schwesterregeln später sehr wohl. Mit unseren heutigen Worten: Die uns aufgetragene Askese umfaßt die Verantwortung und den Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und einen bewußten Konsumverzicht.

In seinem neuen Buch "Kreuz und Schwert" lenkt Uwe Ziegler seinen Blick - wenn auch nur sporadisch - erstmals auch auf den Umweltschutz im Deutschordensstaat. Die Landnahme fiel ja in die Zeit einer europäischen Klimaveränderung, es wurde kälter als in den vorigen Jahrhunderten. Dem fiel auch der Weinbau bei Osterode zum Opfer, 1473 erfroren die letzten Weinstöcke. Von da an mußte der Wein, der für die Gottesdienste benötigt wurde, eingeführt werden.

Die bäuerlichen Neusiedler erprobten mit Erfolg die Dreifelderwirtschaft und brachten eiserne Pflüge mit. Die Pruzzen hatten den Hakenpflug benutzt, mit dem der Boden nur aufgerissen und die Scholle nicht umgelegt wurde. Zum überwiegenden Mischwald - 95 Prozent - aus Laubbäumen kamen schnell wachsende Nadelhölzer. Fauna und Flora veränderten sich, aber nicht zum Nachteil.

Keineswegs verdrängten die Ritter überall die einheimische Urbevölkerung. Es gab genügend freie und urbar zu machende Flächen, um zu roden und zu siedeln. Sümpfe wurden trockengelegt, Flüsse eingedeicht und eine Infrastruktur geschaffen. Was verschlammte Wege für die mit ihrer Rüstung schweren Ritter auf den Pferden bedeuteten, hatten sie im Orient und später in Ungarn am eigenen Leibe gespürt. Im eigenen Staat sollte das besser sein.

Die ersten Obstbäume wurden gepflanzt. Natürlich wurden bei allem auch Biotope zerstört. Ob allerdings Pflanzen und Vogelarten vernichtet wurden, ist unbekannt. Unsere bis heute reiche, vielgestaltige und artenreiche Heimat spricht für pflegsamen Umgang mit der Natur durch die vom Orden eingesetzten Lokatoren und die von ihnen betreuten Siedler.

Die Kulmer Handfeste von 1233 regelte nicht nur die Pflichten der Bewohner des Ordensstaates wie Steuerabgaben und Militärdienst, sondern auch die sachgerechte und an kommende Generationen denkende Nutzung der Bodenschätze, den Bau von Mühlen, Jagd und Fischfang. Bienenzucht betrieben übrigens schon die Pruzzen. Norbert Matern