02.12.2024

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28.06.03 / Annemarie Meier-Behrendt erinnert sich an das einfache Leben

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. Juni 2003


Andere Zeiten - andere Sitten
Annemarie Meier-Behrendt erinnert sich an das einfache Leben

Die Waschmaschine läuft. Bevor ich nach dem Staubsauger greife, um schnell den Boden abzusaugen, stelle ich erst noch die Kaffeemaschine an, um nach getaner Arbeit - und bevor ich etwas Neues beginne - eine Pause einzulegen. Während ich Wasser und Kaffeepulver in die Maschine einfülle, kommt mir der Gedanke an Großmutter, unsere Omama. Was würde sie wohl zu ihren Enkelkindern und deren vielen elektrischen Geräten sagen, die ihnen die Arbeit abnehmen und erleichtern?

Es gab bei ihr elektrischen Strom im Haus, man saß abends nicht im Dunkeln. Und sonst? Die Wäsche wurde am Abend vor dem großen Waschtag eingeweicht, um von Hand im großen Bottich gewaschen und gespült zu werden, wurde sommers und winters auf langen Leinen zum Trocknen gehängt. Gebügelt wurde mit dem schweren Eisen, das in seinem Inneren mit glühenden Holzkohlen erhitzt oder auf der heißen Herdplatte erwärmt wurde. In einer der Ecken des Herdes, auf dem zu allen Jahreszeiten gekocht und gebraten, in dem Brot und Kuchen gebacken wurde, hielt die Großmutter den am Morgen nicht getrunkenen Malzkaffee in einer Emailkanne für weiteren Bedarf warm.

Keine Küchenmaschine, kein Mixer, Rührgerät oder Entsafter erleichterte die Arbeit. Es wurde von Hand gerührt, geknetet, entsaftet, eingeweckt. In der Speisekammer stand neben der Zentrifuge das Butterfaß. Kühlschrank oder Gefriertruhe? Wozu gab es den Keller unter dem Haus, in dem im Sommer angenehm kühle Temperaturen herrschten? Auf den Regalen reihten sich die Gläser mit Eingemachtem, es gab keine Konservendosen. Das Faß mit dem Sauerkohl reichte für eine lange Weile.

Gab es Ferien und Reisen für Omama? Sonntags ging sie wohl zu Fuß ins Nachbardorf. Für Einkäufe und Besorgungen wurde mit Pferd und Wagen in die nahe Kreisstadt gefahren, oder zum Bahnhof, um mit der Eisenbahn die Verwandten anläßlich Feierlichkeiten zu besuchen. Das "Reich" und die Hauptstadt Berlin waren weiter entfernt für sie als für uns heutzutage die Vereinigten Staaten oder Neuseeland.

Was haben wir gewonnen mit all der Technik, dem ganzen sogenannten Fortschritt, der uns fast überrollt und für den wir bei seiner Schnelligkeit schon die Übersicht verlieren? Zeit, Ruhe, Gelassenheit, ein glückliches, zufriedenes Dasein? Ach, Omama ...