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19.07.03 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. Juli 2003


Leserbriefe

Leider kein Stammtischwitz

Betr.: "Richtig Geld" (Folge 21)

Die "Schönwettersteuer" soll ein "blöder alter Stammtischspaß" sein? Da kennen Sie nicht die Gemeindeabgabenordnung der Verbands- gemeindeverwaltung Vordereifel, Rheinland-Pfalz!

Genau genommen handelt es sich hier eigentlich um keine "Steuer" sondern nur um eine "Abgabe" bzw. um "Öffentliche Entgelte", und die auch nicht für schönes Wetter, sondern für schlechtes.

Nach dieser Gemeindeordnung muß der Besitzer eines unbebauten Baugrundstücks ohne Kanal-anschluß eine erhebliche, ständig wiederkehrende jährliche Abgabe leisten für die Beseitigung von Niederschlagswasser (das heißt Regen, Tau und Schnee), das von niemandem, keiner Behörde oder Privatperson, beseitigt wird; es versickert vielmehr ganz von selber, ohne fremdes Zutun, ungehindert im unbebauten, nicht zubetonierten Boden und trägt damit zur Erhaltung des Grundwasserspiegels bei. Herr Tritt-Ihn und seine grünen Gartenzwerge hätten hieran ihre wahre ökobiologische Freude.

Doch nicht genug der "Niederschlagsbeseitigung" auf dem real vorhandenen Grundstück, auch für ein nicht existierendes Wohnhaus müssen jährlich Abgaben für die Beseitigung des (nicht anfallenden) Schmutzwassers entrichtet werden!

Eine weitere jährliche Abgabe wird dafür verlangt, daß das besagte Grundstück an das Wasserversorgungsnetz angeschlossen werden kann. Ohne daß bereits jetzt ein Wasseranschluß vorhanden ist oder die Wasserversorgungsbehörde irgendeine Leistung erbringt, läßt sie sich hiermit schon im voraus ihre "Leistungsbereitschaft" entgelten.

Oben Geschildertes ist leider kein Stammtischwitz, nur ein Beispiel für den Ideenreichtum deutscher Kommunen beim Abkassieren. Der "mündige Bürger" mag dagegen zwar Widerspruch einlegen und klagen, doch bekanntlich befreit ein Widerspruch nicht von der Zahlungspflicht. 

Edith Gibas, Bonn

 

 

Der Osterhas'

Betr.: Feiertage

Unsere Politiker gackerten ja über die Abschaffung der Feiertage. Dazu fallen mir die lustigen Verse aus DDR-Zeiten wieder ein.

Der Osterhas' ist sehr in Nöten, denn seine Feiertage gingen flöten. Schon ruft der Kuckuck wiederholt, wer hat den Ersten Mai geholt?

Die Lerche singt und jubiliert, Himmelfahrt ist auch kassiert. Gleich wird der Elefant trompeten, Pfingstmontag müßt ihr nacharbeten.

Kommt der Fuchs geschlichen,

der Bußtag der ist auch gestrichen. Und mit der Reformationsfeier

ist Schluß - kräht jetzt der Reiher.

Der Ziegenbock, der meckert heiser, was wollt ihr denn, ihr Scheißer? Weihnacht und Neujahr bleibt doch, die Eule heult - wie lange noch?

Man sieht, wir haben das alles schon mal durchgemacht.

Brigitte Kaul, Zeulenroda

 

 

Betr.: Alliierter Bombenangriff vom August 1944

Mein Stimmungsbild zeigt den alliierten Bombenangriff auf Königsberg im August 1944. Die Alliierten sind im wahrsten Sinne des Wortes unsere "Befreier". Sie befreiten uns von unserer schönen Stadt und viele Menschen, die darin wohnten, von ihrem Leben. Der Russe gab dann der Stadt und den zurückgebliebenen Bewohnern den Rest. Wir haben den Angriff 1944 in unserem Keller miterlebt und den blutroten Himmel über Königsberg gesehen. Der Schock, ich war damals acht Jahre, steckt tief. Derartige Eindrücke lassen sich nicht einfach wegwischen. 

Frank Broschat, Frankfurt

 

 

Eine Einheit wird gesetzlich nicht mehr angestrebt

Betr.: "Regierungsamtlicher Betrug an den Bürgern" (Folge 25)

Herr Peters weist völlig zu Recht darauf hin, daß die fälschlich als Forderung für die Deutsche Einheit behauptete Nichtrückgabe enteigneten Eigentums noch durch Artikel 143/3 im Grundgesetz abgesichert wird.

Verinnerlicht man sich alle in Frage kommenden Paragraphen, wird deutlich, in welchem unglaublichen Maße der Absatz 3 des Artikels 143 gegen das verstößt, was im Absatz 1 des gleichen Paragraphen gefordert wird. Dem hat der Deutsche Bundestag zugestimmt! Wen wundert da noch die Politikverdrossenheit? Helmut Schmidt hat vor Jahren einmal gesagt, daß das Grundgesetz in 40 Jahren häufiger geändert wurde als die 200 Jahre alte Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika - und das wäre ungesund.

Man sollte in diesem Zusammenhang auch nicht unerwähnt lassen, daß gleich nach der Teilwiedervereinigung die Präambel des Grundgesetzes geändert wurde. Im ersten Satz der alten Präambel hieß es: "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, seine nationale und staatliche Einheit zu wahren und als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen." Nun heißt es: "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen."

Der letzte Satz der Präambel lautete: "Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden". In der neuen Fassung heißt es nach Aufführung der einzelnen Bundesländer: "haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet". Auf ein Drittel des ehemaligen Deutschen Reiches aber wurde im Osten endgültig verzichtet!

Gottfried Dyrssen, Jesteburg

 

 

Günter Grass war sichtlich gerührt

Betr.: Günter Grass besucht Danzig

In der Parkanlage am Wybicki-Platz (früher Neuer Markt) in Gdansk-Wrzeszcz (ehemals Danzig-Langfuhr), einige hundert Meter von Günter Grass' Geburtshaus entfernt, befindet sich auf Veranlassung der Stadt Danzig seit Oktober 2002 zum 75. Geburtstag des Autors ein Denkmal. Es besteht aus einer Bank, auf der Oskar Matzerath, die Hauptfigur der "Blechtrommel", sitzt, und es sollte auch der Meister selbst dort sitzen.

Er ließ sich jedoch nicht darauf ein, zu Lebzeiten dort verewigt zu werden, deshalb wurde die Grass-Figur entfernt und eingelagert. Doch wer Glück hatte, konnte das Denkmal am 2. Juni vollständig betrachten. Neben Oskar saß der Meister selbst, gab Interviews und ließ sich fotografieren. Selbst der Stadtpräsident Pawel Adamowicz war zugegen, um den Autor auf seinem vorgesehenen Platz zu erleben. Man konnte sehen, daß ihm das Denkmal gefiel, insbesondere da er sich Oskar ganz genau anschaute, ihm über das Köpfchen strich und die Blechtrommel in Augenschein nahm, wobei er bemerkte, daß ihm die Schnürsenkel fehlten (wahrscheinlich hatte Oskar niemals welche), und war sichtlich gerührt. Die Danziger Presse teilte im Vorfeld mit, daß Grass und seine Frau Danzig einen dreitätigen Besuch abstatten und dabei auch den Park mit dem Denkmal besuchen würden. Das war für die Danziger Anlaß genug, schon seit den frühen Morgenstunden auf Grass zu warten, um dann im entscheidenen Moment auf den Auslöser der Kamera zu drücken. Einige Minuten vor Grass' Ankunft nahm eine ältere Dame auf der Bank zur Zeitungslektüre platz und war auch nicht auf das Drängen der Paparazzi zu einem Ortswechsel zu bewegen. Selbst die Information, der "Besitzer der Bank" käme jeden Augenblick, beeindruckte sie nicht im Geringsten. Sowohl die Fotografen als auch die offiziellen Gäste überlegten kurzzeitig, die Polizei zu rufen, um die ältere Dame zu entfernen. Es stellte sich jedoch schließlich heraus, daß sie alle nur veräppeln wollte.

Nach dem Besuch bei Oskar waren Günter Grass und seine Frau beim unweit gelegenen Sitz vom "Bund der deutschen Minderheit in Danzig" zu Gast, wo sie auf die Angehörigen des Bundes trafen. Das Gespräch kreiste auch um die Jugendzeit, da einige Personen, die in der Nähe des Labesweg aufgewachsen sind, zugegen waren und sich an das "kleine Günterchen" erinnern konnten. Von den Mitgliedern des Bundes der deutschen Minderheit erhielt Grass eine aus Bernstein gefertigte Kogge, so daß er immer, wenn er Lust verspürt, mit ihr nach Danzig schippern kann. Er wurde auch eingeladen, bei weiteren Treffen zu Gast zu sein, und schien nicht abgeneigt. Gerhard Olter,

Danzig, Günter Grass: Zu Gast bei dem "Bund deutscher Minderheit in Danzig" Foto: Goethe Institut

 

 

Gedankenfehler

Folge 25: "Die Annexion des Memellandes"

Herrn Schultze-Rhonhoff sind in den Eingangspassagen zwei Fehler unterlaufen:

1. "Der Livländische Orden, der ab 1158 von Norden kommend das Gebiet der Kuren unterwirft ..." Dies kann gar nicht geschehen sein, weil Bischof Albert von Riga erst 1202 den (livländischen) Schwertbrüderorden gestiftet hat.

2. "So wird das Memelland schon um das Jahr 1200 deutsch." Auch dies kann nicht geschehen sein. Den Schwertbrüderorden gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht und der Deutsche Orden begann nach der Einladung durch den Polenherzog Konrad von Masowien mit der Eroberung des Pruzzenlandes erst 1231 mit der Gründung der Burg Thorn. Die Grundsteinlegung für Memel erfolgte erst 1252 - wie Schultze-Rhonhoff selbst bemerkt.

Elimar Schubbe, Bonn

 

 

Keine Kopie

Betr.: "Ein Rundgang durch Gumbinnen" (Folge 25)

Beim Lesen des Artikels bin ich über einige Unstimmigkeiten gestolpert, die ich bereinigen möchte.

So ist der Elch an der Königsstraße keine Kopie des alten von 1911, sondern das Original. Es hat den Krieg überstanden und befand sich vorübergehend in Königsberg am Eingang des dortigen Tiergartens. Die erwähnte Kopie wurde am Tag der Heimat im September 1961 in Bielefeld enthüllt.

Die Cecilienschule - nicht die Luisenschule - war die modernste Oberschule für Mädchen bis 1945 im Osten, an der 1933 die erste Reifeprüfung stattfand. Sie wird auch heute als Schule genutzt und liegt dem Jahnsportplatz mit den Resten des Portals schräg gegenüber.

Gunda von Komorowsky, Frankfurt/M.

 

 

Rezension als subjektives Erlebnis

Betr.: "Sieg der Gerechtigkeit" (Folge 26)

Ich möchte zu der Rezension meines Buches "Glück und Grenzen der Freiheit" Stellung nehmen. Eine Rezension muß zwar kritisch sein, sonst wäre es keine, aber auch zutreffend. Das ist die zu meinem Buch aus meiner Sicht nicht.

Die Überschrift "Sieg der Gerechtigkeit" gibt keine Quintessenz des Buches wieder. Vielmehr steht sie im Gegensatz zu der folgenden Textstelle: "So große Taten hatte Friedrich nicht vollbringen können. Aber er hat im Laufe seines Lebens versucht, sich fair und gerecht zu verhalten. ... Dabei hatte er jedoch bald selbstkritisch feststellen müssen, daß es nicht möglich ist, vollkommen gerecht zu sein. Um so wichtiger erschien es ihm, sich immer wieder um ein Höchstmaß an Gerechtigkeit zu bemühen." In der Tat, Gerechtigkeit kann nur als Ziel angestrebt werden, realisierbar sind nur halbwegs gerechte Vereinbarungen oder Entscheidungen. Einen Sieg der Gerechtigkeit wird es daher nach meiner Überzeugung nie geben.

Wenn die Rezensentin aus ihrer Perspektive die Erinnerungen als idealisiert und ohne Tiefe empfindet, dann muß man das zunächst als ihr subjektives Erlebnis akzeptieren. Da lag wohl meine Verlagslektorin völlig daneben, als sie schrieb: "Ein großes Kompliment zu diesem Werk, das präzises Erinnerungsvermögen und eine tiefe, reife Menschlichkeit gleichermaßen dokumentiert." 

Helmut Grabowski, Buxtehude

 

 

Stets bewegt

Betr.: "Europa - ein gottloser Kontinent" (Folge 27)

Wir möchten uns einmal bedanken für die guten Beiträge in Ihrer Zeitung. Wir bekommen sie seit über 20 Jahren. Zwar sind wir gebürtige Hamburger, doch was die Ostgebiete Deutschlands und das Schicksal der einstigen und jetzigen Bewohner angeht, sind wir stets sehr bewegt.

In Ihrer Zeitung wird auch oft Gott und das unchristliche Verhalten der Menschen (Politiker) angesprochen. Der Artikel "Europa - ein gottloser Kontinent!" ist sehr zutreffend für diese Zeit. Die Bibel weist auf diesen Zustand hin, der unter den Menschen in der Welt herrscht.

Manfred und Lisa Hauschild, Hamburg