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26.07.03 / Lübeck bietet neben dem Buddenbrookhaus auch das Museum Haus Hansestadt Danzig und das Günter Grass-Haus

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Juli 2003


Ansprechende Sammlung zur Geschichte
Lübeck bietet neben dem Buddenbrookhaus auch das Museum Haus Hansestadt Danzig und das Günter Grass-Haus

Wer in Lübeck nicht nur das Holstentor, das Budddenbrookhaus, die vielen Kirchen, das historische Rathaus und Niederegger besuchen will, sollte auch mal kurz Danzig einen Besuch abstatten. Danzig? Jawohl, Danzig, denn mitten in der schönen Lübecker Altstadt befindet sich das "Museum Haus Hansestadt Danzig".

Bis 1945 waren über 90 Prozent der Bewohner Danzigs deutsche Staatsbürger und ihrer Heimat ist das Museum, das sich in einem 700 Jahre alten Lübecker Stadthaus befindet, gewidmet. Lübeck ist durchaus ein passender Ort, um die Geschichte Danzigs zu präsentieren, sieht man doch an den ausgestellten Fotos, wie sehr sich die Bausubstanz dieser beiden Hansestädte ähnelt. Kein Wunder, denn die Lübecker waren an der Gründung der Hansestadt Danzig maßgeblich beteiligt und pflegten mit ihr sehr enge Handelsbeziehungen.

Betritt man den ersten hellen Raum des Museums, so blickt man direkt auf ein großes Fenster mit künstlerisch gestalteten Bleiglasarbeiten. Kronleuchter und Schiffsmodelle hängen von der Decke und Ölgemälde zeigen Motive aus Danzig. Der Raum ist einem typischen Danziger Patrizierhaus nachempfunden, zu erkennen daran, daß das so- genannte "Handelsgeschoß" den Raum in zwei Etagen unterteilt. Auf der unteren Ebene befinden sich neben eindrucksvollen Danziger Barockmöbeln Vitrinen mit Aus- stellungsstücken, welche die Geschichte der jahrhundertelang von Deutschen bewohnten Stadt schildern.

Das "Museum Haus Hansestadt Danzig" wurde vom "Danziger Förderkreis e.V." 1979 errichtet; die Hansestadt Lübeck hatte ihm ein sanierungsbedürftiges Altstadthaus günstig überlassen. Nach kostenintensivem Umbau zeigte sich jedoch bald, daß dieses Gebäude atmosphärisch ideal ist, um die Geschichte der alten Hansestadt Danzig entsprechend zu würdigen.

Schon am Eingang kann der Besucher den 1997 mit dem "Historischen Museum der Stadt Danzig, Abteilung Museum Uphagenhaus" geschlossenen Partnerschaftsvertrag begutachten, der verdeutlicht, daß das "Museum Haus Hansestadt Danzig" eng mit den heutigen Bewohnern Danzigs kooperiert. Da im Zweiten Weltkrieg allerdings 90 Prozent der historischen Altstadt Danzigs zerstört wurde, ist es natürlich recht schwierig, an geeignete Exponate zu gelangen. Trotzdem ist es dem "Freundeskreis Danzig e.V." gelungen, eine ansprechende Sammlung in der Lübecker Engelsgrube der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Historische Karten, Dokumente, Siegel und Beschreibungen verdeutlichen die Geschichte Danzigs. Kunst- und Gebrauchsgegenstände wie Porzellan- und Bernsteinarbeiten, Kupferstiche sowie Gemälde geben einen Eindruck von dem Leben in der alten Hansestadt. Eine originalgetreue Kopie des berühmten Tryptichons "Das Jüngste Gericht" von Hans Memling aus dem 15. Jahrhundert ist der Stolz des Museums.

Nur zwei Straßen vom "Museum Haus Hansestadt Danzig" entfernt liegt das "Günter Grass-Haus - Forum für Literatur und Bildende Kunst". Spätestens seit der Verleihung des Literaturnobelpreises 1999 ist Günter Grass wohl der weltweit bekannteste noch lebende Danziger. Doch im "Günter Grass-Haus - Forum für Literatur und Bildende Kunst" erfährt man nichts über die Geburtsstadt des Autors. Das im Oktober 2002 eröffnete, in der Öffentlichkeit vorab sehr umstrittene Museum ist sehr modern konzipiert. Zudem, wer zuvor im Lübecker "Buddenbrookhaus", das den Literaturnobelpreisträger Thomas Mann würdigt, gewesen ist, wird sich über die hier ausgestellte Sammlung wundern. Statt sein literarisches Werk im biographischem Kontext auszustellen, stehen hier die Bilder und Plastiken des Bildhauers Grass im Mittelpunkt. Von der "Danziger Trilogie", wohl seine anerkannteste literarische Arbeit, hängen nur einige lange Spruchbänder mit Textzitaten von der Decke herab. Ansonsten kann man noch über Kopfhörer einigen Lesungen des Autors lauschen.

"Wir sind kein Museum im üblichen Sinne, wir sind ein ,Forum für Bildende Kunst', wie es der Zusatz unseres Namens schon sagt", erklärt der Kurator des Günter Grass-Hauses Kai Artinger. "Wer mehr über den Autor Grass erfahren will, muß nach Berlin fahren." Auf die Frage, warum das "Günter Grass-Haus - Forum für Literatur und Bildende Kunst" nicht mit dem "Museum Haus Hansestadt Danzig" zusammenarbeite, reagiert er mit Erstaunen; von der Existenz des zwei Straßen entfernten Museums weiß er nichts.

Das "Günter Grass-Haus" ist wahrhaftig ein "Forum für Literatur und Bildende Kunst", zumal in der Zukunft wechselnde Ausstellungen von Künstlern mit dieser Doppelbegabung gezeigt werden sollen. "... habe ich eine ganz neue Seite, des von mir verehrten Autors Grass kennen- und schätzen gelernt", hat eine Frau ins Gästebuch geschrieben. Sie ist eine von vielen, die sich positiv zum Konzept des Grass-Hauses geäußert haben, doch die meisten Besucher werden erst einmal irritiert reagieren und vergeblich neben dem "literarischen Grass", dem "politisch engagierten Grass" auch den "Danziger Grass" suchen.

Rebecca Bellano

Museum Haus Hansestadt Danzig, Engelsgrube 66, 23552 Lübeck, Telefon (04 51) 7 73 03, Besichtigungen kostenlos Mo. bis Fr. von 10 bis 12 Uhr, Gruppen nach Vereinbarung

Günter Grass-Haus - Forum für Literatur und Bildende Kunst, Glockengießerstraße 21, 23552 Lübeck, Telefon (04 51) 1 22 41 92, Besichtigungen Mo. bis So. 10 bis 18 Uhr, Eintritt Erwachsene 3,50 Euro

Museum Haus Hansestadt Danzig: Blick in die historische Diele mit alten Möbeln Foto: Museum

Günter Grass-Haus: Den Danziger Grass sucht man hier vergebens

Foto: Museum