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26.07.03 / Den Toten der 1944 versenkten "Füsilier" / Die litauischen Streitkräfte beteiligten sich in anerkennenswerter Weise an der würdigen Einweihung eines Gedenksteines

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Juli 2003


Den Toten der 1944 versenkten "Füsilier"
Die litauischen Streitkräfte beteiligten sich in anerkennenswerter Weise an der würdigen Einweihung eines Gedenksteines

Im Stadtwald von Memel ist den Opfern des Unterganges der "Füsilier" eine würdige Erinnerungsstätte geschaffen worden.

Das 10.800 Tonnen große Motorschiff der Deutschen Kriegsmarine war am 19. November 1944 von Pillau ausgelaufen, um deutsche Wehrmachtsangehörige zum Einsatz in den Brückenkopf Memel zu bringen. Im Dunkel der Nacht, wegen der Frontnähe gab es keine Leuchtfeuer mehr, verfehlte das Schiff die Einfahrt von Memel.

Im Morgengrauen befand sich der Truppentransporter rund zehn Kilometer nördlich der Haffeinfahrt, ungefähr zwischen Karkelbek und Polangen, einige Seemeilen vom Ufer entfernt. Er wurde von den Sowjets entdeckt, die das Schiff sofort mit Artillerie unter Beschuß nahmen und versenkten. Es hat dabei mindestens 280 Tote gegeben. Die Namen der Besatzung waren bekannt, die genaue Anzahl und die Namen der Soldaten jedoch nicht.

Diese weitere Tragödie der letzten Kriegsmonate geriet wie so viele andere vor und nach ihr in Vergessenheit - bis durch Zufall Taucher des archäologischen Instituts der Memeler Universität das Wrack entdeck-

ten. Nun nahm sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberstätten der Angelegenheit an und errichtete für die Toten der "Füsilier" einen eigenen Gedenkstein auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Memel.

Die Einweihung erfolgte am 25. Mai. Um 11 Uhr begann die Feierstunde, von der alle Anwesenden, und das waren nicht wenige, überrascht wurden. Angetreten war nämlich ein Ehrenzug der litauischen Seestreitkräfte, die aus vier Kampfschiffen und mehreren kleineren Einheiten mit insgesamt 577 Mann Personal bestehen, sowie der Musikzug der litauischen Armee. Es wehten die Fahnen Litauens und Deutschlands sowie die Europaflagge. Zu Beginn wurden Reden zum Gedenken an das Geschehen vor langen Jahrzehnten gehalten. Es sprachen der Generalsekretär des Volksbundes, die stellvertretende Bürgermeisterin Memels, der Vertreter des deutschen Botschafters aus Vilnius und der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Memelländer (AdM), Uwe Jurgsties. Dann sprachen die Kirchenvertreter, ein katholischer litauischer Geistlicher sowie der litauische Militärgeistliche der Seestreitkräfte, deren Worte mit Gebeten und der Segnung der Anlage endete. Die anschließende Kranzniederlegung durch die Vertreter von Volksbund, Botschaft, Deutschem Verein, AdM, Stadt Memel etc. wurde von Trommelwirbel der Militärkapelle untermalt. War dieses schon anrührend, so konnten einem regelrecht Schauer den Rücken hinablaufen, als danach die Marinesoldaten in Achtungsstellung übergingen und die Kapelle das Lied vom "Guten Kameraden" spielte. Danach erklangen jeweils die deutsche und die litauische Nationalhymne.

Im Anschluß daran lud der Volksbund zur Fahrt mit einem Schiff der litauischen Marine zur Position des Wracks der "Füsilier" ein. Die Gesellschaft fuhr von der Norderhuk, sprich dem nördlichen Ufer der Dangemündung, gute zwei Stunden auf die See hinaus, bis sie die Position erreichte. Nachdem die Geistlichen auch hier über dem Wrack ihre Gebete und den Segen gesprochen hatten, wurden die Kränze zu Wasser gelassen, währenddem ein Trompeter des litauischen Militärs vom Oberdeck wiederum "Ich hatt' einen Kameraden" blies.

Um 15 Uhr war die Gesellschaft wieder in der Stadt zurück und wurde jetzt in das neue Restaurant mit eigener Brauerei namens "Memelis" eingeladen. Hier war im obersten Stockwerk ein großes Büfett aufgebaut, an dem man sich labte, nachdem noch einmal einige kurze Reden gehalten worden waren.

Außerdem war hier ein Fernsehgerät aufgebaut, und die Taucher der Universität zeigten einen einstündigen Film mit den Unterwasseraufnahmen des Wracks.

Der Volksbund hatte aus Anlaß dieser Veranstaltung zu einer Kriegsgräberfahrt aufgerufen und brachte eine größere Gruppe Angehöriger von Gefallenen mit. Wie diese Reisegruppe waren alle der Überzeugung, einer großartigen Veranstaltung beigewohnt zu haben. 

Viktor Kittel

Einem liefen regelrecht Schauer den Rücken hinab

Einweihung: Die Dolmetscherin, der katholische Zivilgeistliche und der litauische Marinegeistliche (v.l.n.r.) Foto: Kittel