20.04.2024

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26.07.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Juli 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

kaum war unsere letzte Kolumne im Kasten, da kamen so viele weitere interessante Zuschriften zu dem Thema "Pfarrer Froese und sein Nehrungslied", daß ich jetzt eine ganze "Familie" damit füllen könnte - werde das aber nicht tun, sondern diese als Sonderthema bringen. Nur soviel: Herr Schlagenhauf teilte mir mit, daß es sich bei der Komponistin Else Froese um die Ehefrau des Pfarrers handelt. So ist also das Lied von der Frischen Nehrung ein Gemeinschaftswerk des Ehepaares. Da das Interesse an dem Lied groß ist, werden wir es im Rahmen des Sonderartikels veröffentlichen. Soviel für heute, denn es warten jede Menge weitere Fragen ...

... und manch ein Dankeschön. Und da kommt ein ganz dickes von Renate Wiesnagrotzki aus Boppard. Sie wollte mehr über ihre ostpreußischen Vorfahren wissen, vor allem von "Oma Trude", die als geborene Lau in die Familie Wiesnagrotzki aus Wargienen geheiratet hatte, über Träger dieses nicht gerade häufigen Namens und "alles über die Gegend um Bledau". Ich veröffentlichte ihren Wunsch und meinte, daß unsere Ostpreußische Familie sie nicht enttäuschen würde. Hat sie auch nicht, wie ihr Dankesbrief beweist, den ich hier im Wortlaut bringen möchte:

Ich hatte mir nicht in meinen kühnsten Träumen vorgestellt, welche Vielzahl von Antworten ich auf meine Anfrage bei Ihnen bekommen würde! Es ging sofort los, und seitdem reißt der Informationsfluß nicht mehr ab. Ein besonders netter Bremerhavener schickt mir regelmäßig Kopien, sobald er wieder in seinen Unterlagen etwas Passendes gefunden hat. Dabei hat er festgestellt, daß unsere Familien über sieben Erbsenfelder miteinander verwandt sind, und daß beide hauptsächlich in Pomehnen gewohnt haben. Wir korrespondieren jetzt regelmäßig und häufig ... Sie haben eine Lawine losgelöst, ein großes Lob den Ostpreußen und Ihnen für die Hilfe und Unterstützung. Ganz herzlich möchte ich mich bei allen bedanken, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Selbstverständlich bekam jeder Schreiber einen Brief, aber ich möchte Sie wissen lassen, wie erfolgreich Sie mit Ihrer Ostpreußischen Familie sind, und wie hilfsbereit die Leser in ihre Unterlagen schauen, ob sie etwas finden, was weiterhilft ... Wir wissen mittlerweile Daten von zwei weiteren Generationen unserer Familie und bedeutend viel mehr über Ostpreußen, Land und Leute.

Und Constanze Schwarz aus Herchenhain, die ihre RAD-Kameradin Friedel Preuß suchte, läßt die Erfolgsskala weiter in die Höhe klettern: "Wieder ein voller Erfolg! Telefonischer Kontakt mit Kusine in Wuppertal, persönliche Begegnung verabredet. Danke für Ihre Bemühungen, schlägt jedes Einwohnermeldeamt, Privatdetektei und Archiv außer Konkurrenz! Was für ein Segen, daß es die PAZ/Das Ostpreußenblatt gibt. Bitte noch lange weitermachen, ehe die Erlebnisgeneration abtritt!"

Ja, obgleich unser Lebensalter steigt und die Ältesten von uns Geburtstage feiern können, die unsere Vorfahren kaum erreichten, so bleiben uns doch Grenzen gesetzt. Und die machen sich vor allem bei manchen Treffen spürbar, wie auch Ruth Töppel schmerzvoll feststellen mußte. Vor 30 Jahren begannen die "Nassengärter" aus Königsberg mit dem Aufstellen einer Namenskartei, die heute 400 Anschriften enthält. Es wurden Kontakte zu ehemaligen Nachbarn, Freunden und Schulkameraden geknüpft. Die Nassengärter wurden zu einer großen Familie, die in jedem Jahr ein Wiedersehen feiern konnte. Nun ist es damit vorbei, der "biologische Abbau" macht sich bemerkbar, wie Ruth Töppel diesen Vorgang so schonungsvoll bezeichnet. Sie möchte unserer Ostpreußischen Familie nun Dank sagen für die stete Mithilfe, die mit zu dem Erfolg geführt hat - und die wird weiter bestehen, liebe Frau Töppel! Denn wenn auch die Körperkräfte nachlassen, solange das "Koppche" noch kein "Siebche" ist, werden wir die Verbindungen halten, sogar noch intensivieren, und damit Mittler bleiben. Nur eins ist dazu notwendig: Man muß unsere Zeitung lesen oder sich vorlesen lassen, wenn die Augen nicht mehr so wollen.

Vor allem in der Namensforschung sind unsere Leserinnen und Leser ganz groß, und da gibt es immer neue Fragen, denn wohl kaum ein anderer deutscher Menschenschlag kann solch eine breite Namenspalette aufweisen wie wir Ostpreußen. Und manchmal ist es schon schwer, die Wurzeln freizulegen, umso erfreuter sind alle - Frager wie Forscher -, wenn es gelungen ist. Erinnern Sie sich noch an den "Nurnus"? So wurde im heimatlichen Elchwerder (Nemonien) der kleine Nachbarssohn unseres Lesers Baldur Kiauk genannt. Der fragte uns nun, was dieser Name wohl bedeute, und unsere Leser gaben verschiedene Erklärungen. Zwei hätten schon gepaßt: Die von Paul Tollkühn, der ihn von litauisch "durnas/durnas = dumm" ableitet, und die von Beate Szillis-Kappelhoff, die ihn auf das prussische "nurtus/nurtewe = Hemd" zurückführte. Also, Dummerchen oder Hemdenmatz - beides erscheint glaubhaft. Und Herr Kiauk und wir gaben uns damit zufrieden. Aber nun wurde Frau Szillis-Kappelhoff im litauischen Namensbuch von Vanagas fündig: Der Name "Nornus", der im Raum Memel zu finden ist, wird von "narna = Brummbär, Polterer, Murrer" abgeleitet. Na, und was für ein "Murrkopf" so ein kleiner Lorbaß manchmal sein kann, weiß man ja aus eigener Erfahrung. Aufgrund dieser Quelle erscheint die neue Version richtig zu sein. Ich finde, diese "Nurnus"-Forschung ist ein gutes Beispiel dafür, wie intensiv sich unsere Familienmitglieder um Lösungen auch nicht so gravierender Fragen bemühen. Danke, liebe Frau Szillis-Kappelhoff!

Die Frage von Herta Rudau nach ihrer Tante Maria Rudau, die wir veröffentlichten, veranlaßt nun Stefan Rudau zur Familienforschung in eigener Sache. Leider weiß er über die ostpreußische Herkunft sehr wenig. Seine Großmutter Charlotte Rudau kam aus der Nähe von Königsberg, den Ortsnamen weiß er leider nicht. Sein Großvater Werner Rudau muß noch einen Bruder gehabt haben, der wohl im Zweiten Weltkrieg gefallen ist. Der Großvater muß in den späten 70er Jahren aus der DDR nach Westdeutschland geflohen sein. Herr Rudau würde gerne mehr über seine Familie und Herkunft wissen, und hofft nun, Zuschriften von Leserinnen und Lesern dieses Namens zu bekommen, der mit Sicherheit auf den - durch die "Schlacht von Rudau" berühmten - samländischen Ort zurückzuführen ist. (Stefan Rudau, Schauenburger Str. 62 in 24118 Kiel).

Soviel für heute. Und wo und wie auch immer: Genießen Sie den Sommer! Daß dies viele Landsleute in der Heimat tun, merke ich an den Postkartengrüßen aus Masuren, dem Ermland und von der Kurischen Nehrung. Nun sage ich: Dankeschön!

Eure

Ruth Geede