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© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 02. August 2003 |
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Kuba: Ein Menetekel wird 50 Bizarre Jubiläumsfeier für das kommunistische Monstrum im karibischen Paradies von Edmund Ferner Etwa 2,6 Millionen Touristen werden jährlich erwartet. Mehr wollen die Kubaner ihrer Umwelt nicht zumuten. An 300 Traumstränden mit kristallklarem Wasser und einer beeindruckenden landschaftlichen Vielfalt können sich die Urlauber an einer Küstenlänge von 5.700 Kilometer tummeln. Und wer es Christoph Kolumbus nachmachen möchte, wie ich es mit meiner Fehmaraner Ostpreußengruppe getan habe, sollte die Halbinsel Guardalavaca besuchen. Am 28. Oktober 1492 notierte der Entdecker hier in sein Logbuch: "Diese Insel ist wohl die schönste, die Menschenaugen je gesehen haben." Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Land hat gelernt zu sparen, der Verbrauch des ausschließlich importierten Öls ging von 13 auf 6 Millionen Tonnen zurück, das Fahrrad ersetzt vielerorts motorgetriebene Verkehrsmittel. Trotz mancher sozialer und ökonomischer Schwierigkeiten sitzt Castro, der Maximo Lider, fester denn je im Sattel. Am 13. August wird der unbeugsame Revolutionär 77 Jahre alt. Inzwischen ist sein Bart grau, der olivgrüne Kampfanzug spannt, und seine Mammutreden sind selten geworden. Doch Castro wird nicht müde, den Kapitalismus als korrupt und ausbeuterisch anzuprangern und gegen den "US-Imperialismus" zu Felde zu ziehen. Und das mit Recht; der US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba ist heute das schrecklichste "Käfig-Gefängnis" der Welt, wo viele hundert Taliban dahinvegetieren. Bereits mit 27 Jahren war er von seiner historischen Mission überzeugt. Damals, 1953, stand der junge Anwalt Fidel Castro Ruz wegen eines Umsturzversuches vor Gericht und schleuderte seinen Anklägern entgegen: "Die Geschichte wird mich freisprechen." Seit 1959 hat der Maximo Lider das Sagen auf der Zuckerinsel; mehr als die Hälfte der elf Millionen Kubaner haben nie einen anderen Staatschef gekannt. Der dienstälteste Machthaber Lateinamerikas hat zahlreiche Attentatsversuche und den Zusammenbruch der Sowjetunion überstanden, die ihn finanziell unterstützte. Mittlerweile arbeitet US-Präsident Nummer zehn, George Bush, am Sturz Castros. Der hochgewachsene Sohn einer aus Spanien eingewanderten Landbesitzerfamilie war in seiner Jugend ein ehrgeiziger und intelligenter Schüler und ein hervorragender Sportler, allerdings auch jähzornig und stur. Als Jurastudent organisierte er Proteste gegen Diktator Fulgenicio Batista. Zweimal scheiterten Castros Umsturzversuche. 1953 wurde er zu 15 Jahren Haft verurteilt, aber zwei Jahre später im Zuge einer Generalamnestie entlassen. Im mexikanischen Exil organisierte er mit Che Guevara den Widerstand. 1956 landeten die Revolutionäre an der Ostküste Kubas und gerieten in einen Hinterhalt. Nur eine Handvoll Guerilleros überlebte, darunter Che und Fidel. Als Castro 1959 die Macht übernahm, verwirklichte er seine politischen Vorstellungen: Wohnraum, Ausbildung und kostenlose Gesundheitsfürsorge für jeden Kubaner. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet, Tausende von "Konterrevolutionären" wurden aus dem Land gejagt. Sie fanden vor allem im US-Bundesstaat Florida Zuflucht und gehören heute zu Castros erbittertsten Gegnern. Regimekritiker wurden nicht mit Samthandschuhen angefaßt. "Innerhalb der Revolution ist alles möglich, außerhalb nichts", gab Castro vor. Die Grenzen bestimmte er selbst. Kritik in homöopathischen Dosen ließ er zu. 1989 wurde sein alter Kampfgefährte General Arnaldo Ochoa wegen nachgewiesener Drogengeschäfte hingerichtet. Castro hätte ihn begnadigt, aber Ochoa war zu stolz. Castro sieht sich gerne als "Vater seines Volkes". Manchmal taucht er überraschend in einer Fabrik auf, um die "Stimmung an der Basis" zu fühlen. Ein besonderer Luxus, den er sich gönnt, sind drei schwarze gepanzerte Mercedes-Limousinen und mehrere Wohnsitze - aus Sicherheitsgründen, wie er sagt. Er gilt als vorzüglicher Koch, Gärtner und Schachspieler. Den drohenden Wirtschaftskollaps vor Augen, begann Castro 1993 mit marktwirtschaftlichen Reformen. Er tauschte den Kampfdreß gegen einen Maßanzug und warb um ausländische Investoren. Nach innen hielt er jedoch an der Parole "Sozialismus oder Tod" fest und erteilte Hoffnungen auf politische Reformen eine Absage. Kuba hat für Lateinamerika ein gutes Schul- und Ausbildungssystem. Das staatliche Gesundheitssystem kann sich mit Europas oder der Vereinigten Staaten messen. Gegenwärtig leidet es jedoch auch unter der Blockade. Überall auf der Insel, ob in Havanna, Santiago de Cuba oder auf dem Lande kann man das Wasser trinken, das aus dem Wasserhahn kommt. Wo gibt es das sonst noch auf dem mittelamerikanischen Festland? Guter Wohnraum ist knapp. Es gibt dennoch keine Slums. Alle Kubaner sind freundlich, höflich und zuvorkommend. Niemand hat eine andere Erfahrung gemacht. Vieles, sehr vieles ist per Gesetz geregelt. Der Kubaner muß keine Willkür oder Folter fürchten. Den "Macho" hat Fidel Castro seinen Landsleuten noch nicht austreiben können. In Kuba steht jedoch die Gleichberechtigung nicht nur auf dem Papier. Das Verhältnis der Geschlechter zueinander ist sehr natürlich, nicht verklemmt sondern freizügig. Viele Touristen sind von der oft schockhaft wirkenden Attraktivität der kubanischen Frauen fasziniert und gefangen. Die Mehrheit der Jugend schaut nach Norden auf Uncle Sam. Es gibt jedoch keinen unter den jungen Kubanern, der eine nordamerikanische Invasion mit der Waffe nicht abwehren wollte. Doch würden sehr viele Jugendliche auch gerne in den USA leben. Ist das nicht wirklich paradox? Doch die Mehrheit der Bewohner auf der Insel unterstützt nach wie vor Fidel Castro. Es ist auch die Angst der Kubaner vor einem Chaos wie in Osteuropa nach dem Sturz des Kommunismus, die ihn festigt. Daher ergibt die unter europäischen Regierungen favorisierte Option einen Sinn, die Blockade aufzuheben und im Rahmen eines Übergangs nach dem Muster Spaniens oder Chiles das Castro-Regime zu wirtschaftlichen Lockerungen und politischer Demokratisierung zu bringen. Der Zufluß von ausländischem, vor allem westeuropäischem und kanadischem Kapital in den letzen vier Jahren sowie die Diversifizierung von Handelsabkommen haben bereits zu einer bemerkenswerten Verbesserung der ökonomischen Situation geführt. So konnten zum Beispiel stillgelegte Industrien, besonders zwischen 2000 und 2002, wieder in Betrieb genommen werden, und das Warensortiment in den Einkaufsläden wurde wieder etwas erweitert. Auch neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Die von Castro eingeleitete vorsichtige Öffnung Kubas für ausländisches privates Kapital läßt in meinen Augen das Überleben des "comandante" realistisch erscheinen. Fidel werden zahlreiche Liebschaften nachgesagt. Verheiratet war Castro nur einmal - mit seiner Studienfreundin Mirta Diaz Balart. Sie ging 1954 nach Spanien, als er im Gefängnis saß. Fidels große Liebe aber war Celia Sanchez. Die Revolutionärin kämpfte an seiner Seite und gilt als eine der wenigen Personen, die es wagten, Castro zu widersprechen. Ihr Krebstod im Jahre 1980 war für Castro eine Tragödie. Der 77jährige ist heute ein einsamer, mißtrauischer Mann. Viele seiner Kampfgefährten und Verwandten haben ihn verlassen. Castro nennt sie verächtlich "Deserteure". Seine uneheliche Tochter Alina floh 1993 nach Miami und beschimpft ihn seither als "selbstgerechten Tyrannen". Seine Schwester Juanita nennt ihn eine "anachronistische Erscheinung" und fordert seinen Rücktritt. Sein Bruder Raul ist ihm stets treu geblieben - als Verteidigungsminister und einer der Kronprinzen. Doch noch denkt Castro nicht daran, die Zügel aus der Hand zu geben, getreu seinem Motto: "Revolutionäre gehen nicht in Rente". Fidel Castro: Er führt einen der letzten sozialistischen Staaten auf dieser Erde. 1953 startete er seinen ersten Revolutionsversuch. Foto: Reuters |