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© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 09. August 2003 |
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Euthanasie ad portas? Anmerkungen zur europäischen Diskussion um die Sterbehilfe Europa steht vor einer Euthanasie-Debatte. Sie kommt auf leisen Sohlen daher, wie immer im Gewand der Wissenschaft, dagegen kann ja niemand etwas haben. Ein europäisches Forscher-Konsortium namens Eureld hat in sechs Ländern Europas (Italien, Schweden, Dänemark, Belgien, Niederlande, Schweiz) eine großangelegte Umfrage über die Haltung der Ärzte gegenüber der Sterbehilfe, auch der aktiven, durchgeführt. Das Ergebnis ist erschreckend. In 23 (Italien) bis 51 (Schweiz) Prozent der Fälle ging dem Tod eines Kranken die ärztliche Entscheidung voraus, das Leben dieses Patienten zu beenden. Zwar sind die reinen Euthanasiefälle oder die Hilfe zum Selbstmord, die in der Schweiz erlaubt ist, noch relativ selten. Aber es wächst die Zahl der Fälle, in denen eine Behandlung abgebrochen oder mit potentiell töd- lichen Medikamenten fortgesetzt wird. Das ist die Schwelle zwischen natürlichem Sterben und Töten. Die Studie ist jetzt in der seriösen und renommierten Medizin-Zeitschrift Lancet erschienen. Das bürgt für ihre Ernsthaftigkeit. An den Zahlen ist auch nicht zu zweifeln. Auch eine zweite Studie, erschienen im British Medical Journal (26. Juli 2003), befaßt sich ausgiebig mit der Haltung der Ärzte gegenüber todkranken Patienten in drei weiteren Ländern. Hier wurde die Einschätzung der Ärzte zur Lebensdauer der Patienten im Vergleich zur wirklichen Lebenszeit untersucht, und das über einen Zeitraum von 30 Jahren. Die Langzeitstudie ergab, daß die Ärzte die Lebenszeit fast durchweg länger einschätzten, als sie dann wirklich dauerte, und zwar im Schnitt um gut ein Drittel. Auch das ein Argument, das Leiden abzukürzen. Es fällt auf, daß die aktive Sterbehife vor allem in Ländern ausgiebiger praktiziert wird, in denen sie gesetzlich erlaubt ist, freilich in Grenzen. Aber das ist ja gerade der Punkt. Auch bei der Abtreibung hieß es immer, man wolle sie regeln, um sie einzudämmen. Von Eindämmung kann heute keine Rede sein, im Gegenteil, eigentlich ist der Gesetzgeber gehalten, das Gesetz zu überprüfen, weil die Zahl der Abtreibungen nicht sinkt. Man hat sich daran gewöhnt, an den frühen Tod. Kommt jetzt die Gewöhnung an die "Erlösung in den späten Jahren"? Die Gesetze in den Niederlanden und in der Schweiz sind de facto Beratungen zum Tod, so wie bei der Abtreibung in Deutschland, auch wenn man vorgibt und im Einzelfall auch tatsächlich denkt, man wolle Leben retten oder unnötiges Leiden verkürzen. Aber was ist unnötig? Hat Leiden nicht auch einen Sinn? Für Nichtchristen kaum, für Christen schon. Außerdem gilt für alle: Für die Würde des Menschenlebens gibt es keine Abstufungen und Regeln. Sie ist vorgegeben und besteht, wie Guardini schon kurz nach dem Krieg schrieb, "auch in der Hülle eines todkranken oder behinderten Leibes". Früher argumentierte man mit der Härte für die werdende Mutter, heute mit den Schmerzen für die Patienten. Die Palliativ-Medizin aber ist mittlerweile so weit, daß sie für fast alle Schmerzen nahezu risikofreie Medikamente zur Verfügung hat. Natürlich ist das eine Kostenfrage und darauf wird sich die kaschierte Euthanasie-Debatte im materialistisch und heidnischer gewordenen Europa letztlich konzentrieren - mit "edlen", aber falschen Argumenten. In dieser Rabulistik, in der heuchlerischen Argumentation mit Wissenschaft, angeblicher Menschenfreundlichkeit bis zum Tod und - siehe die Bioethikdebatte - auch der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ist die rotgrüne Koalition mit Schröder und Fischer an der Spitze geübt. Sie werden auch Türen und Tore für die kostensparende aktive Sterbehilfe sperrangelweit öffnen. Lim |