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09.08.03 / Mit Lügen und Brutalität / Die IG Metall ist der letzte Hort der Stalinisten

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 09. August 2003


Mit Lügen und Brutalität
Die IG Metall ist der letzte Hort der Stalinisten
von Hans-Joachim Selenz

Die derzeitige Situation der IG Metall ist durchaus vergleichbar mit jener in der Endphase der DDR. Die Parallelitäten sind verblüffend. Wie in der DDR werden die Abweichungen des Umfeldes in Wirtschaft und Gesellschaft vom Planansatz der IG Metall immer größer. Wie in der DDR versucht die IG Metall, das Plansoll trotzdem zu erfüllen. Wie in der DDR verschleiert die Spitze das, was der Basis im Betrieb schon längst klar ist, mit immer waghalsigeren Wort- hülsen und Erklärungen. Und wie in der DDR schert sich die Spitze einen Dreck um die Befindlichkeiten der Basis. Die wird als bloße Zahl- und Spielmasse angesehen und auch so behandelt. Bar jeglicher Bodenhaftung kämpfen die "Genossen-Bosse" gegen schwindende Macht und versiegenden Einfluß.

Um Mißverständnisse zu vermeiden: Gewerkschaften, vor allem jedoch Betriebsräte, sind auch in der heutigen Zeit wichtige Institutionen. In einer modernen Gewerkschaft sollte dies aber nach demokratischen Regeln ablaufen, wie in jedem modernen Staatswesen auch.

Genau hier beginnt das eigentliche Problem dieser real existierenden Gewerkschaft. Teilbereiche der IG Metall sind der letzte Hort der Spezies, die mit der DDR ihre ideologische Heimat verloren hat. Um revolutionäre Luft zu atmen, macht man Urlaub auf Cuba bei Fidel Castro. Die Organisationsstrukturen der IG Metall bieten - ideologisch verbrämt - den idealen Nährboden für diese Spezies. In den montanmitbestimmten Stahlunternehmen gibt es die interessantesten Spielwiesen. Ganze Bereiche der IG Metall, vornehmlich in Niedersachsen und in den neuen Bundesländern, sind von diesen Betriebskampfgruppen strategisch besetzt. Diese werden gewerkschaftsintern nicht etwa als "Traditionalisten" bezeichnet. Man nennt sie in der Zentrale in Frankfurt vielmehr ganz offiziell "unsere Alt-Stalinisten".

Wie die Kommunisten während der Oktoberrevolution stellen die Alt-Stalinisten nur eine Minderheit in der IG Metall. Mit Lügen, ungeschminkter Brutalität und linientreuen Redakteuren im Presseumfeld perfekt abgefedert, zwingen sie der weit überwiegenden sauberen Mehrheit aber ihren Willen auf.

Die Modernisierer in der IG Metall haben gegen diese Truppen nur dann eine Chance, wenn sie auf der offiziellen Überprüfung der Sauberkeit der Alt-Stalinisten bestehen. Immer vorausgesetzt natürlich, die Modernisierer haben sich selbst an die eigenen, strikten Regeln gehalten.

Bisher konnten die Alt-Stalinisten sogar darauf vertrauen, daß ihnen die zuständigen Kungel-Staatsanwaltschaften in Teilen von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen keine Probleme machen würden. Die Genossen schützten einander. Selbst bei Fällen von Steuerverkürzung, Untreue und Urkundenfälschung sahen die Anwälte der Staatspartei keinen Grund, den Gewerkschaftsgenossen juristisch auf die schmutzigen Finger zu klopfen. Derart abgesichert wurden die Herrschaften tollkühn. Sie wagten in den Aufsichtsräten der kriminellen West LB/ Preussag-Gruppe ganz offen den Aufstand gegen das Aktiengesetz. Vorher hatte man sich gegen die eigenen Satzungen und auf Kosten der eigenen Stiftung bereichert. Tausende neuer Arbeitsloser und Finanzschäden von bislang fast 20 Milliarden Euro sind die Folgen dieses unmoralischen und gesetzlosen Treibens. Hier laufen nicht nur Strafanzeigen in Hannover und in Düsseldorf. Auch amerikanische Gerichte sind aktiv.

Die "einfachen" Mitglieder der IG Metall - wie bei Opel - sind, wie weiland in der DDR, zwar zu 95 Prozent gegen solche Genossen-Bosse. Diese ficht jedoch die Meinung des einfachen Zahlvolkes nicht an. Genau wie in der DDR.

Jürgen Peters und Berthold Huber von der IG Metall: Der "Traditionalist" agiert, während der "Reformer" nur passiv zuschaut 
Foto: Reuters