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09.08.03 / Verkehrspolitik: "Vorsicht Zug!" / EU-Pläne und die Misere der polnischen Bahn

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 09. August 2003


Verkehrspolitik: "Vorsicht Zug!"
EU-Pläne und die Misere der polnischen Bahn

Am Rande des Juliplenums im Straßburger Europaparlament wurde der EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio der Bericht einer Expertengruppe über vorrangige Aufgaben im transeuropäischen Verkehrsnetz bis zum Jahr 2020 überreicht.

Hinsichtlich Ostmitteleuropas sollen demnach in den folgenden gut anderthalb Jahrzehnten folgende hochmoderne Schienenstrecken für den Personen- und Güterverkehr betriebsbereit sein: eine Verbindung von Lyon über Triest/Koper nach Laibach und Budapest; von der griechisch-bulgarischen Grenze über Sofia, Budapest, Wien und Prag nach Nürnberg; von Danzig über Warschau nach Brünn/Sillein sowie die Magistrale von Paris über Straßburg, Stuttgart, München und Wien nach Preßburg.

So wichtig all diese kostenträchtigen Prestigevorhaben für die kontinentale Entwicklung sein mögen, so wenig ändern sie am teilweise desaströsen Zustand der Eisenbahnen in den östlichen EU-Beitrittsstaaten.

Ein besonders alarmierendes Beispiel ist Polen. Die dortige Oberste Kontrollkammer mußte erst im vergangenen Monat massive Kritik an der nationalen Eisenbahn üben. Deren Zustand sei derart schlecht, hieß es, daß er sogar die Sicherheit der Passagiere gefährde.

Unter anderem wurden die vielfach dringend reparaturbedürftigen Schienen, die fehlerhaften automatischen Einrichtungen sowie die technisch bedingten Geschwindigkeitsbegrenzungen angeprangert.

Die Polnische Eisenbahn (PKP AG) gab die Mängel zu und machte die vergleichsweise niedrigen Subventionen des Staates für die Misere verantwortlich. Das Vorstandsmitglied Bogdan Waligorski wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß in England 20mal höhere öffentliche Förderungen für die Bahn fließen.

Aus dem PKP-Vorstand verlautete außerdem, daß sich nur 30 Prozent der Schienenverbindungen in einem guten Zustand befinden, während auf 42 Prozent zwangsweise Geschwindigkeitsbegrenzungen eingeführt werden mußten und die restlichen 28 Prozent verfallen.

Von allen Verbindungen würden lediglich zwei die EU-Normen erfüllen, hieß es aus Warschau. (MS)