Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. August 2003 |
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Germania liebt alle ihre Kinder Das ZDF und seine bizarre Suche nach dem besten Deutschen Wer ist der beste Elefant: Der im Permafrost konservierte, der eigentlich ein Mammut war? Oder der im Museum? Oder der heutige, von artfremden Wärtern und V-Elefanten überwachte, der jederzeit zu lästigen Diensten außerhalb seines strafweise verkleinerten Geheges abkommandiert werden kann? - Beim Sommerloch-Aktionismus des ZDF jedenfalls dürfte der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen Pate gestanden haben! Man hat gröblich vernachlässigt, daß die Frage nach dem "besten Deutschen" aus zwei Teilfragen besteht: Wie bestimmt man ein Maximum? Und wer ist Deutscher? Wo der Maßstab fehlt, bleibt die Besten-Frage eine Farce, und die 300 vorgeschlagenen ZDF-Deutschen verdeutlichen, daß man Äpfel und Birnen wild durcheinanderwürfelt. Wenn wir uns auf der Liste etwa nach Sträußen umsehen, finden wir Richard Strauss und Franz Josef Strauß. Aber auch Levi Strauss, was gleich weitere heikle Fragen ansticht: Darf man einen Auswanderer fürs Geburtsland reklamieren? Bei den Abermillionen, die es draußen zu nichts brachten, tut man es doch auch nicht! Und darf man einen Juden als Deutschen reklamieren? Entweder die Juden sind ein Volk - dann war Levi kein Deutscher. Oder sie sind es nicht - dann muß man alle deutschen Juden einbeziehen. Johann Strauß steht nicht auf der Liste. Klar, der war Österreicher! Gewiß, Johann Strauß Sohn war als Sohn von Johann Strauß Vater genau wie dieser ein waschechter "Weaner" - doch er war Staatsbürger von Sachsen-Coburg-Gotha! Als er nämlich nach einer Scheidung wieder heiraten wollte, ging das im katholischen Österreich nicht. Also wurde er 1886 Protestant und - zusammen mit seiner Erwählten - Staatsbürger eines Landes, in dem es dennoch ging. Franz Liszt hingegen kann nicht nominiert werden: Der im heutigen Burgenland geborene und in Wien ausgebildete Komponist gilt nämlich als Ungar! Ungarisch konnte er allerdings nicht. Gegenüber Polen zeigen sich die Listenverwalter weniger großzügig. Einigermaßen verständlich ist noch, daß sie Herrn Kopernigk aus Thorn nicht den Polen vergönnen. Warum aber wollen sie uns mit Reich-Ranicki unbedingt einen polnischen Geheimdienst-Agenten mit aufklärungswürdiger Vergangenheit als Deutschen unterjubeln? Warum dann nicht auch Theodor Herzl? Im Gegensatz zum "Literatur-Papst" sprach er (angeblich) akzentfrei und war Mitglied einer deutsch-nationalen Burschenschaft! Ehe ihm dann anderes einfiel. Eine kleine "Prinzessin in Bayern" findet sich auf der Liste. Ihr Verdienst: Sie wurde vom österreichischen Kaiser geheiratet. Aber was ist mit allen anderen Prinzessinnen und Prinzen, die anderswo Zarinnen oder Könige wurden? Nicht zu vergessen auch Herrn Sakskoburggotski in Bulgarien, dessen Deutsch besser ist als das von manchen deutschen Politikern. Mozart, der für alle Welt als Österreicher gilt, wurde zwar richtigerweise auf die Liste gesetzt, doch das war eher ein Zufallstreffer: Zu Mozarts Lebzeiten gab es noch keine "Staatsbürgerschaft". Salzburg war ein geistliches Fürstentum innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Österreich entsprach dem heutigen Nieder- und Oberösterreich. Daneben gab es die Begriffe "Innerösterreich" (für Steiermark, Kärnten und Krain) sowie "Vorderösterreich" (für habsburgischen Streubesitz im alemannischen Raum). Zum 1804 ausgerufenen Kaiserreich Österreich kam Salzburg erst 1815 - wie kurz zuvor Braunau. Mozart war also nie Österreicher, doch genau wie später Beethoven oder Brahms konnte er das, was er wurde, nur im Biotop der kaiserlichen Residenzstadt werden. Umgekehrt waren alle deutschsprachigen Österreicher Deutsche, wie sich auch an etlichen Ortsbezeichnungen zeigt (Deutsch-Altenburg, Deutsch-Landsberg etc.). Franz Joseph verstand sich als deutscher Fürst. Sogar die christlichsozialen "Austrofaschisten", die den Anschluß verhindern wollten, nannten sich deutsche Österreicher. Und die Sozialdemokraten waren sowieso deutschnational. Die große Zäsur kam erst 1945 ... Muttersprache ist eine Sache. Heimat eine andere. Selbstverständnis eine dritte. Staatsbürgerschaft eine vierte. Und Weltpolitik eine fünfte. Vermutlich wird man beim ZDF aus der Not eine Tugend machen: Man wollte doch nur einen Denkanstoß liefern! Hoffentlich ist es ein nachhaltiger Denkanstoß und nicht wieder nur ein Stückchen Vergangenheitsvergewaltigung. RGK |