Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. August 2003 |
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Trauma wirkt bis heute nach Christliche Kreuzzüge anhand von arabischen Zeitzeugen bewertet Als Kaiser Rotbart lobesam ins heilige Land gezogen kam ...", dichtete Ludwig Uhland 1814 und erinnerte an die Heldentaten Barbarossas während der Kreuzzüge. Lange Zeit waren jene im Namen Gottes geführten Kriege eine edle, höhere Sache, denn schließlich waren von 1096 über mehrere Jahrhunderte hinweg Mitteleuropäer ausgezogen, um Jerusalem vor dem Einfluß der nichtchristlichen Barbaren zu beschützen und das Wort Gottes in diese Region hineinzutragen. Dies sahen die Anwohner in den von den Europäern begehrten Gegenden allerdings genau umgekehrt. Schließlich war es ihre Heimat, die von den Horden der keineswegs so edel gesinnten Kreuzritter besetzt und geplündert wurde. Amin Maalouf, ein 1949 in Beirut geborener arabischer Christ, der seit 1976 in Paris als Journalist und Nahost-Spezialist tätig ist, hat sich näher mit der arabischen Sicht der euro- päischen Kreuzzüge beschäftigt. "Der Heilige Krieg der Barbaren" lautet der Titel des Buches, wobei mit den Barbaren nicht die Araber, sondern die "Nordmänner" gemeint sind. Der Autor belegt anhand mehrerer Zeitzeugenberichte, warum aus Sicht der Araber - unter denen sich übrigens auch mehrere Christen befanden - die Franken als Barbaren galten. Zwar konnte sich die Kriegstaktik der Kreuzritter mit der der Araber messen, doch in Fragen des Rechts, der Hygiene und der Medizin waren die Einheimischen den Eindringlingen weit überlegen. "Jedes Krankenhaus hat Verwaltungspersonal, das Listen führt, auf denen die Namen der Kranken vermerkt sind, die Ausgaben, die für ihre Pflege und ihre Nahrung notwendig sind, sowie weitere Angaben. Die Ärzte kommen jeden Morgen und untersuchen die Kranken und verordnen die Herstellung von Heilmitteln und die Nahrung, die sie brauchen, um gesund zu werden. Jeder wird gesondert behandelt." Der Bericht des Reisenden Ibn Jobair über medizinische Versorgung in Damaskus in den 40er Jahren des 12. Jahrhunderts offenbart unerwartet fortschrittliche Behandlungsmethoden in dem arabischen Land. Die im Buch erwähnte medizinische Versorgung der Franken beruhte hingegen auf Aberglauben. Von christlicher Milde gegenüber den Besiegten kann zudem nicht die Rede sein. Viele der Soldaten auf seiten der Kreuzritter waren nichts anderes als Schlächter, die ausgezogen waren, um sich zu bereichern und die Bewohner der handeltreibenden Städte und die Bauern um ihren Besitz zu bringen. Da sich aber die vielen regionalen Fürsten der Region selber uneins waren und sich gegenseitig erbarmunglos bekriegten, schafften sie es nicht, gebündelt gegen die Invasoren vorzugehen und ihre Heimat zu verteidigen. Amin Maaloufs ansprechende Arbeit über den Heiligen Krieg macht erklärlich, warum bis heute in der arabischen Welt eine Angst vor westlicher Einmischung besteht. Daß die über zweihundert Jahre andauernden Kreuzzüge ein Trauma bei den Arabern und eine Erschütterung in ihrem Selbstverständnis hinterlassen haben, wird nach der Lektüre des gleich nach seinem Erscheinen vergriffenen Werkes verständlich. E. D. Amin Maalouf: "Der Heilige Krieg der Barbaren - Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber", dtv, München 2003, Taschenbuch, 300 Seiten, 12,50 Euro |