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23.08.03 / Der Maler und Zeichner Eberhard Malwitz erinnert sich an seine Kindheit

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 23. August 2003


Ein Stettiner auf Rügen
Der Maler und Zeichner Eberhard Malwitz erinnert sich an seine Kindheit

Oben auf dem Plateau hörten wir manchmal einfach nur dem Wind zu, der auf Rügen fast immer wehte und weiche Wellen im trockenen Gras hervorrief, wie auf der Ostsee. Abseits von Wegen und Menschen, im warmen Windschatten der Gräser, empfanden wir Kinder ein wohliges Gefühl der Geborgenheit. Wir waren zufrieden und reich ..." Zeilen aus einem Buch mit Kindheitserinnerungen aus Pommern, Stettin und Rügen, in dem Eberhard Malwitz seine Erlebnisse aus den Jahren 1941 bis 1953 eingefangen hat: Donnerkeile (180 Seiten, 44 Zeichnungen, im Internet bei Libri oder im Buchhandel, ISBN 3-8330-0098-8, 15 Euro). Geboren 1938 in Stettin, erlebte der Vierjährige die Bombenangriffe auf seine Vaterstadt. Die Mutter floh mit den Kindern zunächst nach Hinterpommern, dann nach Rügen. Bei Kriegsende kehrten sie nach Stettin zurück. Als dann jedoch feststand, daß die Stadt den Polen zugeschlagen werden würde, zogen sie wieder nach Rügen. Dort besuchte Eberhard die Schulen in Zirkow und Binz, wo er 1956 die Mittlere Reife ablegte.

Schon während der Schulzeit wollte er Maler werden, zeichnete viel und beobachtete seine Umwelt genau. In der Nachkriegszeit aber war vor allem Sicherheit gefragt - Eberhard sollte etwas Vernünftiges lernen, beschlossen die Eltern. Und so "machte" er über Berlin "rüber" in den Westen, wo er sich in Bayern zum Maschinenschlosser ausbilden ließ. Ein Ingenieurstudium in München schloß sich an. Lange Jahre arbeitete der Pommer nun als Konstrukteur, zuletzt als Abteilungsleiter der Zentralen Technik bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung mbH in Darmstadt, einem Zentrum für Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Atomphysik. 1999 dann der Entschluß: Eberhard Malwitz wollte sich intensiver der Kunst widmen und hing seinen Beruf an den Nagel. Bereits in den Jahren zuvor hatte er jede Gelegenheit genutzt und sich fortgebildet. Er besuchte Sommerakademien und unternahm Studienreisen, auch an der Städel-Abendschule ließ er sich weiter ausbilden. Seit den 70er Jahren stellte er regelmäßig aus. Und so waren seine Aquarelle, Tusche-Feder-Zeichnungen, Acrylbilder und auch Metallskulpturen in Deutschland, aber auch in der Schweiz und sogar in Jordanien zu sehen.

Eberhard Malwitz liebt das Experimentieren - mit den verschiedensten Motiven, aber auch mit Materialien und Techniken. Seine be- sondere Neigung aber liegt in der Malerei. Wenn er jedoch an seine Kindheit dachte, dann zückte er den Zeichenstift und hielt viele der Erinnerungen auf dem Papier fest. Unzählige Zeichnungen entstanden auf diese Weise. Und eines Tages entschloß Malwitz sich, daraus ein Buch zu machen. Während eines längeren Krankenhausaufenthalts schrieb er seine Erinnerungen nieder - die "Donnerkeile" waren geboren. Ein Buch, das eine typische Kindheit aus jenen Jahren mit einfühlsamen Worten schildert und bei vielen Lesern eigene Erinnerungen auslösen wird. Originalzeichnungen aus dem Buch sind noch bis zum 15. Oktober im Museumshof in Zirkow auf Rügen, Binzer Straße 43 a, Telefon 03 83 93/ 3 28 24 zu sehen (dienstags bis sonnabends 10 bis 17 Uhr).

Einblick in das vielfältige Schaffen des Malers Eberhard Malwitz erhält man in der nächsten Zeit durch zwei besondere Ausstellungen. Farbige Zeichnungen von überwiegend figürlichen Arbeiten des Pommern, der seit langen Jahren in Darmstadt lebt, werden im Keller-Club (Künstlerkeller) im Darmstädter Schloß vom 5. bis 26. September gezeigt. Außerdem beteiligt sich Malwitz mit großformatigen figürlichen Arbeiten an einer Gruppenausstellung im Heiner Lehr-Zentrum in Darmstadt (15. bis 17. Oktober).

Silke Osman Eberhard Malwitz: Illustrationen aus seinem Buch "Donnerkeile" (oben links: Donnerkeile und Spirkelschnecken, oben Mitte: Titelzeichnung, rechts: Ostseestrand, unten: Bahnhof Stettin nach einem Bombenangriff)