28.03.2024

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30.08.03 / Glück in einem anderen Land?<br>

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. August 2003


Gedanken zur Zeit:
Glück in einem anderen Land?
von Wilfried Böhm

Daß die Deutschen nicht mehr wissen, welchen Reichtum Kinder bedeuten, daß sie als Volk mehr oder weniger auf der Liste aussterbender Völker stehen, daß jede Einwanderung auch Probleme mit sich bringt, kann ein jeder schon seit langem wissen. Mittlerweile gilt es fast schon als "politisch korrekt", von diesen Umständen nicht nur zu wissen, sondern auch darüber nachzudenken und - man glaubt es kaum - davon zu sprechen. Sogar in den Medien ist "Bevölkerungspolitik" nicht mehr tabu.

Daß es aber auch ein Auswanderungsproblem gibt, das nicht zuletzt mit den genannten Umständen zusammenhängt, ist allerdings noch immer nicht in das öffentliche Bewußtsein gelangt. Haben doch 622.000 Menschen im Jahr 2002 Deutschland verlassen. Gut die Hälfte davon war zwischen 19 und 40 Jahren alt.

In der Tat werden nicht nur deutsche Rentner und Pensionäre von der Sonne in südlichen Gefilden angezogen oder kehren Einwanderer in ihre frühere Heimat im Ausland zurück. Es suchen immer mehr junge Deutsche, besonders viele hoch qualifizierte, ihr Glück im Ausland, wo sich ihnen bessere berufliche Chancen bieten, zum Beispiel in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Kanada oder Australien.

Im Jahr 2002 wanderten zwar noch 235.000 Menschen mehr in die Bundesrepublik Deutschland ein, als auswanderten, aber angesichts der Tatsache, daß die deutsche Bevölkerung immer weniger und älter wird, wäre im genannten Jahr 2002 nach Angaben des Vorsitzenden des Migrationsrats Professor Dieter Oberdörfer, Freiburg, mindestens eine Netto-Zuwanderung von 300.000 Einwanderern als sogenannter "demographischer Bedarf" notwendig gewesen.

Nur so hätte nämlich der Schwund der Bevölkerung aufge-fangen werden können, um unsere sozialen Sicherungssysteme wenigstens annähernd funktionsfähig halten zu können. Bisher galt der Satz: "In keinem anderen Land der Welt geht es einem so gut wie in Deutschland, wenn es einem schlecht geht."

Doch das ist vorbei. "Heimatfrust" als Ursache für die Auswanderung nimmt zu. "Nix wie weg" heißt es bei den Auswanderern. Sie haben "null Bock" auf eine ungewisse Zukunft. So gehen viele gute Leute ins Ausland, gerade die Risikofreudigen und die mit den guten Ideen. Deutschland verliert immer mehr junge Familien, die eigentlich in die Rentenkassen einzahlen sollten, von denen sie heute allerdings annehmen müssen, daß sie selbst davon nur wenig zu erwarten haben.

Dutzende von Bewerbungen, ohne wenigstens einmal eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch für eine konkrete freie Stelle zu erhalten, statt dessen aber von "Personalberatern" an der Nase herumgeführt zu werden - diese Erfahrung treibt viele ins Ausland, die lieber in Deutschland geblieben wären.

"Es war die traurigste Entscheidung, die ich bisher in meinem leben zu treffen hatte", sagt verbittert ein Chemiker, der sich ein Jahr lang in einer Autowaschanlage "über Wasser" gehalten hatte. "Vater Staat" habe ihn "aus Deutschland regelrecht weggejagt, weg von Familie und Freunden". Jetzt lebt er in Kanada, wo er bei einem weltweit bekannten Unternehmen endlich Arbeit fand.

Übereinstimmend stellen Diakonisches Werk und Caritas, die Auswanderungswillige beraten, fest, daß der überwiegende Teil heute aufgrund guter beruflicher Qualifikation ins Ausland geht, entweder weil sie dort überhaupt eine Arbeitsmöglichkeit finden oder dort angesichts der hohen Abgabenlast in Deutschland einfach mehr verdienen. Natürlich gäbe es auch "Träu- mer und Aussteiger", aber mehr und mehr hochqualifizierte Leute zwischen 20 und 35 mit abgeschlossenem Studium, hervorragenden Referenzen, "die den Glauben an die Heimat" verloren hätten.

Die "drastische Auswanderungswelle Deutscher" lasse sich ab 2002 als "alarmierend" bezeichnen, teilt "auswandern-heute.de" im Internet mit.

Das sei, so der Informationsdienst weiter, nicht überall in Europa so, wo die Bereitschaft auszuwandern "deutlich rückläufig sei". Unter anderem erfreuten sich Portugal, Irland, Griechenland und Spanien sogar hoher Zuwanderungsraten. Just diese Staaten sind Netto-Empfängerstaaten der Europäischen Union in Brüssel, deren Kassen in erster Linie vom deutschen Steuerzahler gespeist werden und die offenbar dabei ist, die Kuh zu schlachten, die sie seit langen Jahren erfolgreich gemolken hat.

Im Jahre 2002 haben 622.000 Menschen Deutschland verlassen "Vater Staat hat mich regelrecht aus Deutschland weggejagt"