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30.08.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. August 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unsrer Ostpreußischen Familie,

immer wieder werde ich gefragt: "Was soll ich tun? Soll ich noch einmal in die Heimat fahren, oder raten Sie mir davon ab?" Ich kann keinen Rat geben, denn jeder verkraftet die Heimkehr auf Zeit anders. Der eine fühlt sich tohuus, auch wenn kaum noch ein Haus in seinem Heimatdorf steht, dem anderen ist selbst das noch erkennbare Elternhaus fremd. Man kann seine eigenen Erfahrungen mitteilen, aber sie dienen selten zu zweck-dienlichen Vergleichen, da sprechen zu viele unterschiedliche Faktoren mit. Doch sie können als Grundlagen für Erwägungen dienen, vor allem, wenn es sich um eine Gegend handelt, über die kaum allgemeine Informationen vorliegen. Da ist die Erfahrung von Landsleuten eine wichtige Hilfe.

Dies trifft auch auf Manfred Brune zu, der zwar nicht in Ost- preußen geboren ist, aber als Fünfjähriger aus Berlin im Rahmen der Kinderlandverschickung nach Fuchshöfchen, Kreis Gumbinnen, kam. Er hat dort unvergeßliche Kindertage erlebt, so daß er uns bat, nach ehemaligen Bewohnern von Fuchshöfchen und Roßlinde zu suchen, um etwas über den Verbleib der ihm aus jener Zeit vertrauten Menschen zu erfahren. Besonders interessierte ihn das Schicksal der Familie des Gestütsleiters Petersen, die ihn aufgenommen und "ein warmes Nest" geboten hatte. Jetzt kam ein dankbarer Brief: Es meldeten sich mehrere Leser aus dieser Gegend. Und so erfuhr Herr Brune von dem Sohn eines Duzfreundes von Herrn Petersen, daß dieser mit seiner Frau die Flucht überstanden und sich im Raum Norderstedt bei Hamburg angesiedelt hatte. Da aber das Ehepaar kinderlos geblieben war, konnte Herr Brune bisher nichts Näheres erfahren. Fuchshöfchen hatte nur eine Handvoll Einwohner. Von ihnen hat sich leider niemand gemeldet. Herr Brune kann sich noch an zwei damals etwa gleichaltrige Mädchen erinnern: Hildegard, die wie der kleine Manfred das Privileg hatte, von Herrn Petersen im Pferdeschlitten zur Schule kutschiert zu werden, und Ute, das Nachbarkind aus dem Doppelhaus, in dem beide Familien lebten. Seinen Plan, noch einmal in diese ihm so vertraute Gegend zu fahren, hat Herr Brune aufgegeben, weil eine Leserin ihm mitgeteilt hatte, daß nur noch ein Haus in Fuchshöfchen steht. Er schreibt: "Die anzutreffende Realität würde wahrscheinlich alle schönen Kindheitserinnerungen zerstören und unendliche Trauer auslösen. So hoffe ich weiter, daß mir doch noch das Glück beschieden sein könnte, jemanden aus Fuchshöfchen zu treffen!" Also Hildegard und Ute, wo seid Ihr? (Manfred Brune, Heppenheimer Weg 8 in 14163 Berlin, Telefon 0 30 / 8 13 68 17.)

Auch Udo und Petra Schukat verzichteten, als sie kürzlich in Königsberg waren, darauf, den letzten Wohnort der Familie in Ostpreußen aufzusuchen, weil sie hörten, daß dort kein Haus mehr stehe. Diese Reise in die Heimat ihrer Vorfahren mußte mal sein, denn "einfach leben, ohne zu wissen, wo wir her sind, gefällt uns nicht!" Und deshalb hoffen die Schukats, mehr über ihre Familie durch unsere Familie zu erfahren. Sie meinen, schließlich sei ihr Name nicht allzu häufig - na ja, ich glaube, so selten ist er in unserer Heimat auch nicht. Ich denke da nur an meinen alten Dichterfreund August Schukat, dem wir so liebevolle plattdeutsche Erzählungen zu verdanken haben. So, jetzt aber auf zur Suche! Dieser Zweig der Sippe Schukat stammt aus dem Großen Moosbruch im Kreis Labiau. Udo Schukats Urgroßvater ist Samuel Schukat, * 1858 in Mauschern, verheira-

tet mit Maria, geb. Willuhn, aus Raetischken. Sie hatten zwei Söhne, Ernst und Gustav, und mindestens eine Tochter, Meta. Diese lebte bis 1945 in Memel und soll dann nach dem Krieg im mitteldeutschen Molkenberg gewohnt haben. Gustav, der Erstgeborene, hatte zwei Töchter, Ida und Gertrud. Von Ida abstammend müßte es im Raum Wittenberge Verwandte geben, Gertrud lebte in Heidelberg.

Ernst Schukat und Minna, geb. Beuth, sind die Großeltern von Udo. Minna brachte Tochter Frieda, * 1909, in die Ehe, es folgten die gemeinsamen Kinder Hedwig, 1913-2003, Karl, 1915-1987, Margarete, * 1916, Gertrud, 1920-1987, und Paul, 1921-1942. Eine Tochter verstarb als Dreijährige. Alle Kinder kamen im damaligen Usseinen, dem heutigen Stellwagen, zur Welt, wo die Familie im Insthaus von Paul Lemke wohnte. In der Nachbarschaft wohnten die Familien Bansimir und Roddat. Ernst Schukat erwarb 1929 im damaligen Pustutten, dem heutigen Antonswiese, eine Wirtschaft, dann kaufte der Großvater 1937 in Tarpupönen, Kreis Ebenrode, ein Anwesen, der letzte Wohnort der Familie in Ostpreußen. Karl Schukat ist der Vater von Udo, der nun hofft, die Familiengeschichte durch uns erhellen und erweitern zu können. Nach der Wende hatten Schukats gleich einige Spuren verfolgt, die aber ins Leere liefen. Im Vorfeld ihrer Reiseplanungen in die Heimat stießen sie auf unsere Zeitung - nun sind sie begeisterte Leser: "Soviel Interessantes über Ostpreußen haben wir anderweitig noch nicht vermittelt bekommen!" Danke, das hören wir gerne! (Udo und Petra Schukat, Dorfstraße 36 in 15831 Waßmannsdorf.)

Beim Lesen unserer Familien-Kolumne stieß Hans-Werner Sondermeier auf den Namen Kobus. "Das betrifft ja auch meine Vorfahren", stellte Herr Sondermeier fest. Sein Urgroßvater ist August Kobus, * 1888 auf dem Gut Elisenhof bei Döhlau, Kreis Osterode. Seine Frau Anna war eine geborene Kobuß - der Name kommt im südlichen Ostpreußen wohl sehr häufig vor, wie ja auch die vor einiger Zeit veröffentlichte Frage von Michael Kobus beweist, die den Anstoß für Herrn Sondermeiers Suchwunsch gab. Es dürfte sich da schon eine Verbindung ergeben, denn auch der von Michael Kobus gesuchte Fritz Kobus stammte aus Döhlau. Vielleicht haben sie in dem Ururgroßvater von Herrn Sondermeier, August Kobus, und seiner Frau Franziska, geb. Cymuta, gemeinsame Vorfahren? Jedenfalls zielt Herrn Sondermeiers Frage dahin, ob jemand über diese Linie etwas aussagen kann. Besonders interessiert es ihn, warum der 1957 in Gelsenkirchen gestorbene Urgroßvater August Kobus in das Ruhrgebiet ging. Das ist leicht zu beantworten: Viele Männer und junge Familien zogen damals nach "oberwärts", wie man bei uns sagte. Die Familien waren gewöhnlich sehr kinderreich und die Arbeitsmöglichkeiten in dem ländlich strukturierten Ostpreußen gering. Von 1871 bis 1910 verließen 1,3 Millionen Menschen Ost- und Westpreußen. Sie gingen vor allem in das Ruhrgebiet, das mit seiner aufblühenden Industrie, mit seinen Zechen und Stahlwerken sichere Arbeit und festen Verdienst bot. Die erste eingewanderte Ostpreußengeneration im Ruhrgebiet umfaßte rund 300.000 Menschen! Gerade in Gelsenkirchen findet man noch heute viele Familien ostpreußischer Herkunft. (Anschrift von Werner Sondermeier: Herbertstraße 20 in 45881 Gelsenkirchen, Telefon 02 09 / 9 44 25 81.)

Auf dem letzten Schlesiertreffen in Nürnberg lernte Matthias Marks unsere Zeitung kennen und interessierte sich sofort für unsere "Ostpreußische Familie", weil er seit Jahren Familienforschung für seine und die angeheiratete Familie seiner Frau Annemarie betreibt. Diese, eine geborene Herzog, ist Urenkelin von Berta, geb. Golding, die mit größter Wahrscheinlichkeit im August 1878 in Wehlau geboren wurde. Sie heiratete um 1900 den Maurerpolier und Musiker Hermann Herzog in Liegnitz. Die beiden Kinder des Ehepaares, Karl Hermann, * 1901, und Johanna, * 1910, kamen auch dort zur Welt. Herr Marks schreibt: "Während meine Familien-Suche bei der ganzen übrigen Verwandtschaft beider Seiten mühsam zwar, aber stetig Erfolge zeigt, sind meine sämtlichen Bemühungen, über die Familie Golding Näheres zu erfahren, bisher ohne Erfolg gewesen. Ich finde wegen fehlender oder lückenhafter Kirchen- und Standesamts-Unterlagen weder den "roten Faden" in Liegnitz noch in Wehlau. Auch die genealogischen Funde im Internet helfen mir nicht weiter. Ich will wenigstens versuchen, alle gangbaren Wege auszuloten, und deshalb möchte ich Ihre Leser anschreiben. Ich bitte, wenn möglich, um Auskunft, ob die Familie Golding in Wehlau oder Umgebung Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts bei irgend jemandem in der Familie auftritt. Vielleicht komme ich so ein kleines Stückchen voran." Das hoffe ich auch für unsern neuen Leser. (Seine Anschrift: Matthias Marks, Eichenweg 7 in 72076 Tübingen.)

Eure Ruth Geede