Die Diskussion um Ursachen und Wirkungen von Jugendgewalt und Rechtsextremismus ist weithin auf die Täter fixiert. Jugendliche Gewaltbereitschaft und Demokratiefeindlichkeit müssen aber im Zusammenhang mit Adoleszenskonflikten betrachtet werden." Adoleszenskonflikten? Von ihnen ist im dem Buch "Jugend in Deutschland - Opposition, Krisen und Radikalismus zwischen den Generation" durchgehend die Rede. Der Leser bekommt den Eindruck, daß es sich hier um eine schlimme Krankheit handelt, doch befragt man den Duden, kommt heraus, daß nur der "Lebensabschnitt nach der Pubertät" gemeint ist. Vom Erwachsenwerden handelt also das von Ute und Wolfgang Benz herausgegebene Buch, und wer es liest, ist dankbar, daß er die hier grauenhaft anmutende "Adoleszensphase" einigermaßen unbeschädigt überstanden hat.

In einer abgehobenen, wissenschaftlichen Fachsprache äußern sich so manche Psychologen, Therapeuten und Sozialwissenschaftler zum Thema Jugend in Deutschland. Erfreulicherweise kommen aber auch Lehrer und Sozialpädagogen zu Wort, die realitätsnah aus ihrem Berufsalltag berichten. Hier werden die unterschiedliche Jugendbewegungen der letzten hundert Jahre und vor allem die verschiedenen Werte und Ziele der Jugend in Mittel- und West-Deutschland vor und nach der Wende aufgezeigt. Es wird versucht zu verstehen, wie Kriminalität gerade in jungen Lebensjahren entsteht, und aufgezeigt, was man dagegen unternehmen kann.

"Jugend in Deutschland" ist eine passable Situationsbeschreibung der vielschichtigen deutschen Jugend und führt so manche Problemfelder an, doch wirklich neue Erkenntnisse liefern die Autoren nicht, zumal so mancher von ihnen in seiner eigenen Realität lebt. R. B.

Ute und Wolfgang Benz (Hrsg.): "Jugend in Deutschland - Opposition, Krisen und Radikalismus zwischen den Generationen", dtv, München 2003, Taschenbuch, 239 Seiten, 12,50 Euro