Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. September 2003 |
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Alliierte wollten Papst täuschen Zeitgeschichtliche Dokumente zeigen Pius XII. als Ziel gezielter Desinformation von Alfred Schickel Die Bonner katholische "Kommission für Zeitgeschichte" ist eine überaus verdienstvolle Einrichtung. Ihre Forschungen sind seriös und weitgehend vom sogenannten "Zeitgeist" frei. Es ist daher zu begrüßen, daß ihren Erkenntnissen gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Etwa jenen ihres Mitarbeiters Thomas Brechenmacher über seine jüngsten Archivarbeiten im Vatikan. Amerikanische Quellen können dazu weiterführende Ergänzungen beisteuern. Beispielsweise die "Myron-C.-Taylor-Papers", die Protokolle der Generalstabsbesprechungen im Weißen Haus 1942 bis 1944 und die Francis-J.-Spellmann-Briefe an den Präsidenten. Diese sind großenteils in der Franklin-D.-Roosevelt-Library in Hyde Park (Staat New York) und in den National Archives (Washington) einzusehen. Ihr Studium erhellt insbesondere die Hintergründe für die Haltung des Papstes während des Zweiten Weltkriegs. Dabei dokumentieren die "Taylor-Papiere" die einseitige Einflußnahme Washingtons auf Pius XII. und das sich verstärkende Bemühen der Roosevelt-Administration, für eigene Völkerrechtsverletzungen die Kriegsgegner verantwortlich zu machen. Deutlich ablesbar an den Kontroversen um den Luftkrieg, die Zerstörung des Benediktinerklosters auf dem Monte Cassino und die Verschonung Roms als "Offene Stadt". In allen drei Fällen sah sich der Heilige Stuhl von den Alliierten schlechter behandelt als von den Deutschen. Und der einstige Meisterdiplomat und langjährige Kardinalstaatssekretär Pacelli wurde noch zusätzlich mit Schutzbehauptungen hinters Licht geführt, die seine "Berufsehre" fast beleidigten. Das belegen wiederum die erwähnten Generalstabsbesprechungen, besonders jene vom 13. August 1943, bei der es auch um den Bombenkrieg und die Erklärung Roms zur neutralen "Offenen Stadt" ging. Da ließ sich der Stabs-chef der amerikanischen "Air Force", General Arnold, weder von dem öffentlichen Protest Pius' XII. gegen die Bombenangriffe vom 21. Juli 1943 noch durch einen eindringlichen Beschwerdebrief an Roosevelt von seiner "strategischen" Auffassung abbringen, Rom nicht zu einer "open city" zu erklären. Öffentlich versicherte man jedoch gleichzeitig, alles tun zu wollen, "worum der Heilige Vater bitte", und stets darauf bedacht zu sein, nur "militärische Ziele" zu bombardieren. Wenn dabei kirchliche oder päpstliche Einrichtungen zu Schaden kämen, träfe die Deutschen die Hauptverantwortung dafür, da sie sich dort eingenistet hätten. Rechtfertigungen und Schuldzuweisungen folgten Bombenabwürfen auf Rom und Castel Gandolfo sowie der Zerstörung des Klosters Monte Cassino. Francis J. Spellman, Metropolit von New York und seit 1939 US-amerikanischer Militärbischof, trat diesem Doppelspiel schließlich am 20. Februar 1944 in einem Brief an Präsident Roosevelt entgegen und kündigte dem US-Staatschef eine öffentliche Erklärung für den 22. Febuar 1944 in seiner St. Patricks-Kathedrale in New York an. Einen einschlägigen Entwurf legte er dem Schreiben an Roosevelt bei. Darin hieß es: "Ich muß die Tatsache bedauern, daß die Streitkräfte unseres Landes das Territorium eines Landes angegriffen und damit Rechte verletzt haben, für die Amerika kämpft. Wir hatten doch das Wort des Papstes, ausgedrückt durch den Apostolischen Delegaten bei den Vereinigten Staaten, daß sich dort keine Deutschen befinden oder jemals eingelassen worden waren. Laßt uns bei Siegen uns nicht nur den Respekt der anderen erhalten, sondern auch die Achtung vor uns selber bewahren!" Vor diesen Worten verblaßte schließlich die Empfehlung des Washingtoner "Office of War Information" für eine Pressekonferenz des Präsidenten: "Bei der Behandlung der Rede des Papstes und der Bombardierung Roms wollen wir aus der Defensive herauskommen und gegen die Nazis zum Angriff übergehen, indem wir ihnen für jede Zerstörung, die vorkommt, die Schuld auferlegen." Erfahrungen für Pius XII., die ihn nicht vor die einfache Wahl zwischen dem Leibhaftigen und Fleisch gewordenen Engeln stellten, sondern auch zu manchen "Versicherungen" der Westmächte auf Distanz gehen lassen mußten. "Gegen die Nazis zum Angriff übergehen, indem wir ihnen für jede Zerstörung, die vorkommt, die Schuld auferlegen" |