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27.09.03/ Karl Friedrich Schinkel übte nicht nur in Berlin seinen Einfluß aus

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. September 2003


Vielseitiger Preusse
Karl Friedrich Schinkel übte nicht nur in Berlin seinen Einfluß aus

Für viele Zeitgenossen ist das Wirken des berühmten preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) in erster Linie mit seinen Berliner Bauten wie der Neuen Wache, dem Schauspielhaus oder der Bauakademie verknüpft. Doch auch in den Provinzen Ost- und Westpreußen sowie im Großherzogtum Posen schuf der bedeutendste Baumeister des europäischen Klassizismus Beachtliches.

Vor kurzem hatten knapp 30 Zuhörer im Saal der Berlin-Charlottenburger Villa Oppenheim die Gelegenheit, an einem Vortrags- und Bilderabend der Autorin Dr. Eva Börsch-Supan teilzunehmen, die sich in ihrem Buch "Karl Friedrich Schinkel - Lebenswerk, Bd. 18: Die Provinzen Ost- und Westpreußen und Großherzogtum Posen", (München 2003, 746 Seiten, 148 Euro) detailliert mit dieser Thematik beschäftigt hat.

Bereits in Schinkels früher Schaffensphase entstanden in den östlichen Provinzen des preußischen Staates Gebäude, die unverkennbar seine Handschrift tragen. So ist seine Beteiligung am Regierungsgebäude in Gumbinnen ebenso erkennbar wie an den Planungen für die unmittelbar vor beziehungsweise nach seiner zweijährigen Italienreise (1805-1807) erbauten Schlösser Owinsk (1801-1806) und Lagschau (1809). 1818 führte Schinkel eine 14tägige Reise, bei der er auf der Suche nach neuen Aufträgen war, durch West- und Ostpreußen. Zeitgleich mit der Umgestaltung des Schlosses Tegel entstand das achteckige Schloß Antonin bei Kurnik / Provinz Posen, welches sich durch eine imposante herrschaftliche Jagdhalle auszeichnet.

Wohl noch höher sind Schinkels Leistungen auf dem Gebiet des Kirchenbaus in den östlichen Provinzen zu bewerten. Beim Wiederaufbau von Gotteshäusern nach den Napoleonischen Kriegen konnte er durch seinen gestiegenen Einfluß häufig Verbesserungen der ursprünglichen Pläne erreichen. Seine eigenen Vorstellungen konnte Schinkel später mit der Gestaltung der Kirche im ostbrandenburgischen Meseritz (1828) sowie der Altstädtischen Kirche in Königsberg (ab 1836) umsetzen.

Auch bei der Innengestaltung des Domes und der Planung des Universitätskomplexes war Schinkel in Königsberg tätig. Neben der grundsätzlichen Raumgestaltung geht auf Schinkel insbesondere die schlichte klassizistische Fassade zurück.

Besondere Verdienste erwarb sich Schinkel zudem auf dem Gebiet der Denkmalspflege, deren bekanntestes Beispiel die Restaurierung der Marienburg an der Nogat darstellt. Bereits im Oktober 1819 war Schinkel zu dieser imposanten Ordensburg gereist, um Maßnahmen auf dem Hochmeisterpalast unter seiner persönlichen Aufsicht durchzuführen. Herausragend waren dabei insbesondere die von ihm ausgearbeiteten Vorschläge zur Neugestaltung der Fenster, die mit dem Beginn der historischen Glasmalerei in Preußen überhaupt einhergingen, insbesondere die Gestaltung des Sommerremters. Die dortigen Fenster zeigten unter anderem 16 prachtvolle Motive aus der Geschichte des Ritterordens, darunter Darstellungen der Krankenpflege in Jerusalem, der Gründung Thorns, der Schlacht von Tannenberg und der Verteidigung der Marienburg nach dieser verhängnisvollen militärischen Niederlage. Die letzte Fassade enthielt eine Darstellung von Luther und dem brandenburgischen Herzog Albrecht vor dem Kaiser auf dem Reichstag in Worms, die auch eine unmittelbare Verknüpfung der Ordensgeschichte mit den Traditionen der Hohenzollern ermöglichen sollte. E. Schultz