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11.10.03 / "Lukretia" wird nicht gekauft! / Hehlerbande bot einer Preußenstiftung verschollen geglaubtes Bild unter der Hand an

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. Oktober 2003


"Lukretia" wird nicht gekauft!
Hehlerbande bot einer Preußenstiftung verschollen geglaubtes Bild unter der Hand an
von Karl-P. Gerigk

Es könnte ein Medienereignis werden: die Rückgabe des in den Kriegswirren verschollenen Bildes von Peter Paul Rubens "Tarquinius und Lukretia" (1611) von den russischen Behörden an Kanzler Schröder. Das Bild war bis 1942 im Schloß Sanssouci in Potsdam zu sehen, wurde danach ins Schloß Rheinsberg ausgelagert, um es vor der anrückenden Roten Armee in Sicherheit zu bringen. Als die Sowjets das Schloß Rheinsberg besetzten, verlor sich die Spur. Wie es wiedergefunden wurde, ähnelt einem Krimi. Der "Stiftung Preußische Schlösser und Gärten" wurde der Erwerb eines alten Kunstwerkes angeboten. Die Herren staunten nicht schlecht, als sie auf den Farbfotos, die ihnen per E-Mail zugesandt wurden, das verschollene Rubens-Bild wiedererkannten, das einen Schätzwert von 80 Millionen Euro hat. Die Verantwortlichen des Museums ließen sich, mit Unterstützung des Landeskriminalamtes (LKA), auf den Handel ein und konnten in der Tat in einer konspirativen Wohnung in Moskau die Echtheit des Bildes feststellen. Unmittelbar wurden das Kanzleramt, Gerhard Schröder und Wladimir Putin eingeschaltet. Die Drähte zwischen LKA, Kanzleramt und Kreml liefen heiß. Keiner weiß genau wie, aber das Bild gelangte auf verschlungenen Wegen zum jetzigen Besitzer, den russischen Behörden, dem russischen Staat. Die "Hehler" des Bildes verlangten von den Vertretern der Stiftung eine Kompensationszahlung von 40 Millionen Euro. Ob und wie diese gezahlt wurde, ist unklar. Auf jeden Fall soll das Bild von deutscher Seite nicht zurückgekauft werden. Die "Stiftung Preußische Schlösser und Gärten" erhebt natürlich Anspruch auf das Gemälde. Es könnte in einem feierlichen Akt durch Gerhard Schröder in Empfang genommen werden, der im Oktober Rußland und Wladimir Putin besuchen will, jedoch eher als eine "Geste des guten Willens". Das Gemälde weist jedoch enorme Schäden auf. Eine Restaurierung des Werkes ist dringend erforderlich. Ob dies deutsche Konservatoren oder russische Maler tun werden? Beide Seiten haben nicht immer dieselben Methoden bei der Wiederherstellung mythologischer Bildnisse: Handelt es sich hierbei wirklich um die Darstellung der Schändung eines Mädchens durch einen Fürsten? Kpg

"Tarquinius und Lukretia": Das Bild wurde von Peter Paul Rubens 1611 fertiggestellt. Es wird auf einen Wert von 80 Millionen Euro geschätzt. Das nach dem Zweiten Weltkrieg nach Rußland gelangte Gemälde ist deutlich beschädigt und eine Restauration des Werkes dringend erforderlich. Foto: dpa