19.04.2024

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11.10.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. Oktober 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie!

Als neuen Leser dürfen wir Dieter Müller aus Volzendorf begrüßen. "Eine Zeitung, die einem aus dem Herzen spricht!" schreibt er, der Ostpreußen nie kennengelernt hat. Das will er nun nachholen und mit seiner älteren Schwester im kommenden Sommer die Heimat seines Vaters bereisen, der viel von Ostpreußen sprach, aber leider schon 1979 verstarb. "Ich war wohl damals noch zu jung, um ihn zu fragen", schreibt Herr Müller. Es tut ihm weh, daß er so wenig weiß, er hätte noch so viele Fragen, die immer drängender werden. Nun, vielleicht können wir ihm helfen, zumal er sehr konkrete Angaben zu den Wohnorten von einigen Familienangehörigen machen kann. Sein Vater Otto Albert Franz Müller, * 15. Februar 1915 in Wehlau, erlernte das Schneiderhandwerk. 1938 lebte er in Allenstein, dort hat er auch geheiratet. Er war damals schon Soldat, denn das Hochzeitsfoto zeigt ihn als Gefreiten in Uniform mit Säbel! In Allenstein wurde auch Tochter Edeltraut geboren. Was er im Krieg erlebt hat, weiß Sohn Dieter nicht, nur, daß er 1948 aus russischer Gefangenschaft zurückkam. Zuerst wohnte er in Eschweiler, dann in Hannover und bis zu seinem Tod in Berlin. Herr Müller sucht nun Zeitzeugen aus Kindheit, Jugend und der jungen Ehe seines Vaters, also ehemalige Nachbarn der Familie, Freunde aus der Schul- und Lehrzeit, Kameraden und Verwandte, von denen er nichts weiß. Otto Müller hatte eine Schwester, die auch verstorben ist, es soll aber Kinder geben. Namentlich bekannt ist ihm Alfons Gall, * 28. Mai 1921, letzte Anschrift Rendsburg, und Sonja Holubek, früher Kamp-Lintfort. Na, das sind doch schon alles ganz brauchbare Angaben, die - wie ich hoffe - Herrn Müller weiterhelfen können, den Spuren seines Vaters nachzugehen. (Dieter Müller, Volzendorf 5 in 29485 Lemgow, Telefon/Fax 0 58 83/ 9 89 96 58.)

Weitaus schwieriger gestaltet sich die nächste Spurensuche, denn die besteht hauptsächlich aus Fragezeichen. Wie das oft der Fall ist, wenn es sich um die sogenannten "Wolfskinder" handelt. Jene Kinder, die damals in der zerstörten, verbrannten Heimat elternlos umherirrten, hungerten, bettelten, bis sie irgendwo in Litauen eine Bleibe fanden, im wahrsten Sinn des Wortes, denn viele sind dort verblieben. Für drei von ihnen startet nun Gertrud Bischof einen letzten "Hilferuf" in unserer Ostpreußischen Familie. Es handelt sich um die Geschwister Schneider. Aber da kommt schon das erste Fragezeichen, denn ob der Familienname so lautet, ist nicht ganz gewiß. Was aber sicher zu sein scheint, ist der Geburtsort: Gumbinnen. Dort kamen Frieda 1932, Erna oder Irene 1936 und Andreas 1940 zur Welt. Der Vater Fried-rich Schneider (?) fiel 1943 bei Leningrad im Alter von rund 37 Jahren. Die Mutter - Vorname unbekannt, geborene Schmidt? - verstarb bereits ein Jahr früher im Alter von etwa 34 Jahren in Gumbinnen. Die Familie soll im Erdgeschoß eines zweistöckigen Hauses mit Blick auf den Hof gewohnt haben. In näherer Umgebung befanden sich Kasernen, auch der Fluß - Pissa - war nicht weit. Die Geschwister wollen sich an vorbeifahrende Züge erinnern. Es könnte das Anschlußgleis zur Prang-Mühle gewesen sein. Die Kinder erinnern sich auch noch an ein Motorrad, mit dem Vater oder Großvater fuhr. Die Großeltern - Schmidt? - wohnten auf dem Lande unweit der Stadt. Das sind die einzigen brauchbaren Fragmente im Erinnerungsvermögen der Kinder.

Frau Bischof hat bisher vergeblich in Ämtern und Institutionen geforscht, auch in der Gumbinner Kreiskartei konnte nichts ausfindig gemacht werden. Aus den erwähnten Angaben hat sich bisher kein fester Anhaltspunkt kristallisiert. Es treten sogar Zweifel auf, ob es sich überhaupt um Geschwister handelt; möglicherweise hatten sie sich vielmehr als herumirrende Kinder zusammengefunden. Aber da hege ich nun wieder Zweifel, denn die älteste Schwester Frieda war beim Russeneinfall bereits zwölf oder 13 Jahre alt. Natürlich muß man bedenken, daß mit der Eingliederung in eine fremde Welt zwangsläufig mit der Muttersprache auch andere Erinnerungen gelöscht wurden. Eine Frage ist auch noch offen: Wer nahm die Kinder nach dem Tod der Eltern auf? Kamen sie in ein Heim oder in - vielleicht verschiedene - Pflegefamilien, oder nahmen die Großeltern die Waisen zu sich? Fragen über Fragen - aber ich habe die Hoffnung, daß sich über unsere Familie - und nur über sie als einziger noch gangbarer Weg! - doch einige klären lassen. Frau Bischof und die drei - heute weit verstreut in Litauen lebenden - Geschwister wären sehr, sehr dankbar. (Gertrud Bischof, Freiherr-vom-Stein-Straße 31 in 91126 Schwabach.)

Wie oft haben wir das schon erlebt: Da taucht ein Name in unserer Zeitung auf - in einer Anzeige, in einem Beitrag oder in einer Rubrik -, nach dem man schon lange vergeblich gesucht hat. Aber dann kommt die Enttäuschung, denn es handelt sich leider nur um eine Namensgleichheit. So erging es jetzt auch unserer Leserin Ingrid U. Stolte, geb. Christ, die schon glaubte, in der Verfasserin eines veröffentlichten Gedichtes ihre langgesuchte Patentante Erna Richter endlich gefunden zu haben. Das war leider ein Irrtum. Aber nun ergab sich eine neue Spur, die über den Heimatbrief "Unser Bartenstein" zustande kam. Frau Stolte erhielt Anrufe von zwei Damen, die ebenfalls mit der Familie Richter befreundet waren. Sie konnten die vorhandenen Angaben noch ergänzen, so daß jetzt eine konkretere Suche möglich ist. Und sie soll nun über unsere Ostpreußische Familie laufen. Die gesuchte Erna Richter, geb. Strauß, war die Freundin von Frau Stoltes Mutter Ursula Christ, geb. Bastigkeit, aus Bartenstein. Sie wurde deshalb auch Patentante der am 11. März 1942 geborenen Tochter Ingrid. Erna Richter wohnte mit ihrem Mann Helmut und dem 1941 geborenen Sohn (Hans-)Joachim in der Mackensenstraße 25. Helmut Richter war im Bartensteiner Rathaus beschäftigt. Nach dem Krieg soll Erna Richter in Nordrhein-Westfalen (Sauerland oder Siegerland) gewohnt haben. Helmut Richter traf vor einigen Jahren mit einer der Damen auf einem Ostpreußen-Treffen in Hamburg zusammen, er beabsichtigte damals einen Umzug, so wurden keine Adressen getauscht. Außerdem hat sich ergeben, daß Erna Richter, geb. Strauß, aus Lötzen stammen und eine Schwester Elfriede haben soll. Na, das sind doch durchaus konkrete Angaben! Frau Stolte besitzt noch Fotos mit den befreundeten Familien aus der Bartensteiner Zeit und - als ganz große Kostbarkeit - einen Film, der anläßlich ihres zweiten Geburtstages im Jahr 1944 gemacht wurde und auf dem auch der damals zweijährige (Hans-)Joachim Richter zu sehen ist. Dieser Film hat die gesamte Flucht, Gefangenschaft, Lagerleben, diverse Umzüge und sogar den Müll- eimer überstanden!

Eure Ruth Geede