16.04.2024

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11.10.03 / Die ostpreußische Familie extra

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. Oktober 2003


Die ostpreußische Familie extra
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie,

während ich diese Zeilen schreibe, nimmt gerade ein Traumsommer Abschied, der mit seiner Sonnenflut so sehr unseren Kindersommern glich, die in der Erinnerung immer aus einer Perlenschnur von sonnenhellen Tagen bestanden, aus warmen Abenden, die noch die Glut des Tages gespeichert hatten. Nehmen wir dankbar noch jeden Sonnenstrahl mit, ehe das Nebelgrau kommt.

Dankbar sein! Das können wir auch in anderer Hinsicht: Dankbar für den Zusammenhalt unserer Ostpreußischen Familie. Es ist schon wirklich erstaunlich, mit welcher Mühe und Sorgfalt unsere Leserinnen und Leser versuchen, Wünsche zu erfüllen, Fragen zu beantworten, Unvollständiges zu ergänzen. Nicht alles kann in unserer Rubrik erscheinen, vieles muß leider unerwähnt bleiben. Aber danken möchte ich doch an dieser Stelle Brigitte Schulze aus Brietlingen, die - geboren im Kreis Deutsch Krone - mir sehr viel Material über den jungen Hermann Löns zusandte, so auch Auszüge aus der Selbstbiographie des Dichters "Von Ost nach West". Neu war mir, daß Löns den größten Teil seiner Jugendarbeiten später während seiner zweiten Ehe vernichtet hat. Vielleicht liegt es daran, daß allgemein so wenig über seine westpreußischen Kinder- und Jugendjahre bekannt wurde. - Danken möchte ich auch Christoph Demandt, der erst spät auf unsere Suche nach dem "Gregor"-Lied stieß und uns eine wunderschöne mystische, aber fiktive Geschichte über seine Entstehung zusandte. Ein interessanter Beitrag, auf den wir hier leider nicht näher eingehen können.

Denn nun warten neue Wünsche unterschiedlichster Art. Mit dem längsten fangen wir gleich an. Im Grunde sind es zwei Suchfragen, aber nur von einem - neuen - Leser gestellt: Dirk Oelmann aus Oranienburg. Zuerst möchte er im Rahmen der eigenen Familiengeschichte nach dem Schicksal von Robert Krebs, * 17. Dezember 1905, forschen. Über dessen Heimatort Süssenberg bei Heilsberg besitzt Herr Oelmann eine Chronik. Robert Krebs war von Juni 1942 bis Mitte Januar 1943 in der 1. und 2. Kompanie, Veterinär-Ersatz-Abteilung Allenstein. Danach in der Veterinärkompanie der 383. Infanterie- division. Diese wurde im Juni 1944 in Bobruinsk vernichtet. Danach fehlt jede Spur von Robert Krebs. Wer kannte ihn, wer war mit ihm in der gleichen Einheit, wer weiß etwas über sein weiteres Schicksal?

Für die zweite Suche lassen wir Herrn Oelmann selber sprechen: "Es handelt sich um die Familie Kreft aus Schulitz bei Bromberg. Es ist ein Herzenswunsch meines Schwiegervaters Horst Kreft, * 11. 8. 1937 in Zoppot, seinen Bruder Werner Kreft, * 1926 in Danzig-Langfuhr, zu finden. Ihre Eltern sind Paul Kreft, * 1893 in Wert-heim/Ostpreußen, und Maria Kreft, geb. Voigt, * 1900 in Schulitz. Paul Kreft war von 1927 bis 1933 für die KPD im Danziger Bezirk 5 tätig. Im März 1933 wurde er verhaftet. Die Familie flüchtete im April 1940 nach Dänemark. Im Adreßbuch 1941/42 von Fredericia ist ,P. Kreft, Hilfsarbeiter, Jydlandsgade 25' eingetragen. Am 19. 5. 1940 wurde er erneut verhaftet, vermutlich in Kopenhagen, und kam auf die Veste Faengsel. Im August 1941 wurde Paul Kreft nach Hamburg überstellt. Die letzte Meldung kam am 16. 9. 1941 aus Flensburg. Danach fehlt jede Spur."

Soviel zu Paul Kreft, von dem man nicht weiß, ob er in einem KZ umgekommen ist oder wie sein weiterer Lebensweg verlief. Intensive Nachforschungen bei kompetenten Stellen haben hier nichts erbracht. Seine Frau Maria ging mit ihrem Sohn Horst zurück nach Schulitz. Sie kamen dann in das Lager Kaltwasser bei Bromberg, später in weitere Lager. Die Freilassung von Mutter und Sohn muß 1946 erfolgt sein. Maria Kreft verstarb 1947 in Berlin-Hermsdorf, Horst wuchs bei Pflegeeltern auf. Herr Oelmann hofft - nachdem alle möglichen Informationsquellen ausgeschöpft sind -, daß es Leser und Leserinnen in unserer großen Ostpreußischen Familie gibt, die zur Aufklärung der Schicksale von Robert Krebs sowie Paul und Werner Kreft beitragen können. (Dirk Oelmann, Bernauer Straße 61 in 16515 Oranienburg.)

Auch für Edith Backmann, geb. Böhm, ist unsere Familie die letzte Hoffnung. Sie sucht zwei Verwandte, von denen sie seit den letzten Tagen in der Heimat nichts mehr gehört hat. Es handelt sich um Else Neidner, * 13. Dezember 1923 in Lauth bei Königsberg, und deren Tochter Marianne Neidner, * 13. Februar 1943 in Trausitten, Kreis Samland. Sie sollen zuletzt in Jungferndorf und Trausitten gewohnt haben. Nach Else Neidner hat auch eine weitere Verwandte von Frau Backmann gesucht. Diese, Frau Schnieder aus Pressel, bekam eine Nachricht vom DRK, daß man eine Suchanzeige aus dem Jahr 1946 nach Frau Neidner und ihrer Tochter vorliegen hätte. Es läge nur eine provisorische Anschrift vor, die sie Frau Schnieder aber nicht mit- teilten. Das erweckt aber doch Hoffnung, daß die Gesuchten nach dem Krieg hier im Westen gelebt haben. Vielleicht hilft tatsächlich unsere Ostpreußische Familie weiter! (Edith Backmann, Karpfenstraße 6 in 49661 Cloppenburg.)

Im nächsten Fall geht es nicht um Verwandte oder Bekannte, aber doch um Informationen über einen Ostpreußen, nämlich über den Amtsgerichtsrat Friedrich Wilhelm Schulz aus Königsberg-Juditten. Und das kommt so: Als Ornithologe interessiert sich Bernd Holfter aus Grimma seit geraumer Zeit für die ostpreußische Vogelwelt und hat da natürlich ein gut bestelltes Feld gefunden. Namen wie Johannes Thienemann, Walter von Sanden und Friedrich Tischler stehen für eine intensive wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet besonders in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Friedrich Tischler gab 1941 als Ergebnis seiner Forschungen ein zweibändiges Nachschlagewerk über die Vögel Ostpreußens heraus. Diese Avifauna sucht bis zum heutigen Tag ihresgleichen auf deutschsprachigem Gebiet - so Herr Holfter voller Bewunderung. Friedrich Tischler, Amtsgerichtsrat in Heilsberg, überreichte sein Werk auch einem Berufskollegen aus Königsberg, dem Amtsgerichtsrat Friedrich Wilhelm Schulz, der in seiner Freizeit ebenfalls intensiv auf ornithologischem Gebiet tätig gewesen sein muß. Herr Holfter ist im Besitz dieser Bücher. Nun möchte er weitere Informationen über diesen Hobby-Ornithologen haben und bittet um Zuschriften. (Bernd Holfter, Beiersdorfer Straße 33 in 04668 Grimma.)

Ein alter "Familienfreund", der aber eher ein junger ist, meldet sich wieder zu Wort: Rainer Claaßen aus Wülfershausen hat schon so manch eine Frage, aber auch manches Erlebnis an uns herangetragen, hauptsächlich aus seinem Berufsleben als Eisenbahner. Diesmal betrifft sein Wunsch nicht Ostpreußen, obgleich er wieder zwei Wochen in unserer Heimat war, sondern Schlesien. Dort weilte er einige Tage in der Grafschaft Glatz gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer seiner Kirchengemeinde Saal/Waltershausen und einigen weiblichen Angehörigen des Pfarrers, die aus dieser Gegend stammen. Die Mutter des Pfarrers, Eva-Maria Biesold, * 27. August 1924, ist die Tochter des Inhabers der Firma Fehr & Wolf, Holzverarbeitung, in Habelschwerdt. Der Großvater und Gründer der Firma - damals "Wolf-Glas" - ist der eigentliche Erfinder des Einkochglases. Er verkaufte sein Patent an den Produzenten Weck, der dieser Konservierungsmethode den Namen gab - wir sagen noch heute "einwekken". Die Gläser aus der Zeit vor dem Verkauf des Patentes heißen "Wolf-Gläser", sie zeigen als Firmenzeichen außer dem Namen "Wolf" auch zwei stilisierte Wolfsköpfe. Nun sucht Pfarrer Biesold dringend solch ein "Wolf-Glas". Er ist weder unter den Schlesiern noch unter den Habelschwerdtern, die heute in Altena/Westfalen sitzen, fündig geworden. Nun meint Herr Claaßen, daß sich vielleicht ein solches Glas in unsere Ostpreußische Familie verirrt hat, möglich ist ja bei ihr alles. Kurz und knapp: Wer ein "Wolf-Glas" besitzt und bereit wäre, es abzugeben, wende sich bitte an Pfarrer Andreas Biesold, Martin-Luther-Straße 24 in 97633 Saal, Telefon 0 97 62 / 4 24.)

Und nun noch ein wichtiger Hinweis für unsere Leserinnen und Leser: In der Bild-Zeitung wurde das Buch "Die Vertreibung" von Peter Glotz vorgestellt. Die Zeitung startete zu diesem Thema eine neue Serie, in der täglich Informationen zur Vertreibung der Deutschen veröffentlicht werden. Sie ruft nun die Vertriebenen auf, ihre Erlebnisse zu schildern und, wenn möglich, mit Bildern zu dokumentieren. Bitte keine Originale einsenden! Die Zuschriften sind zu richten an Bild-Zeitung, Stichwort "Vertreibung", 20597 Hamburg.

Es gibt bei uns eine unendliche Geschichte, und die heißt: Alberten! Sie hat jetzt eine neue erfreuliche Fortsetzung erfahren. Ursula Gehm, Sprecherin der Schülerver-einigung Friedrich-Wilhelm-Oberschule Schloßberg/Ostpreußen, weist auf die patenschaftliche Verbindung mit dem Gymnasium Winsen/Luhe hin. Dem Gründer der Vereinigung, Hans-Günther Segendorf, ist es zu verdanken, daß seit Beginn der Patenschaft 1966 vom Sprecher oder der Sprecherin den Winsener Abiturienten unsere ostpreußischen Alberten überreicht werden. Frau Gehm schreibt: "Wir Ehemaligen der Schloßberger Oberschule sind stolz, daß sich in jedem Jahre einige der Winsener Abiturienten von uns einen Albertus wünschen. Die Alberten werden während der Abiturfeier mit einem Buchgeschenk übergeben. Anläßlich des jährlichen Schülertreffens im Rahmen des Schloßberger Hauptkreistreffens besuchen wir Ehemaligen auch unser Patengymnasium. All die Jahre bestand und besteht ein ausgezeichneter freundschaftlicher Kontakt. Für diese patenschaftliche Verbindung ist unsere Schülervereinigung dem Gymnasium Winsen von Herzen dankbar!" Na, da freuen wir uns doch!

Zum Schluß möchte ich auf eine E-Mail eingehen, die aus Kalifornien kam. Erwin E. Maruna bedankt sich für die Erwähnung seiner Internetseite und die Erlaubnis, unsere Rubrik anführen zu dürfen. Er hofft, daß recht viele seiner Besucher "Die ostpreußische Familie" lesen und vielleicht neue Bezieher werden. Dann kommt Herr Maruna zu einer neuen Anfrage, die ich wörtlich bringen will. Er schreibt:

Wir haben hier in den USA eine Art deutsch-amerikanische "Mother Teresa", eine 76jährige Sudetendeutsche, Frau Anni Beidash, die alljährlich in die Königsberger Gegend fährt, um dort den bitterarmen Rußlanddeutschen zu helfen. Alle näheren Angaben über die Hilfsaktion "Tage der Tränen", die von ihr ganz allein durchgeführt wird, sind unter nachstehendem Hinweis aufgeführt, wo zusätzlich auch noch ihre Berichte über Nord-Ostpreußen und die verheerenden Zustände dort zu lesen sind, die sicher eine Reihe Ihrer Leser interessieren könnten:

"Tage der Tränen" > http://www.read-all-about-it.org/tage_der_traenen/eingangseite.html < ist ein Teil meiner "Read All About It"-Seite, die ich für Frau Beidash zusammenstelle und auch weiterführe. Vor etlichen Jahren hatte der frühere Eigentümer der in Chicago erscheinenden deutschen Zeitung Amerika Woche einen sehr interessanten Artikel über sie gebracht, demzufolge eine Reihe von Spenden bei ihr eingingen. Auch ich wurde durch diesen Artikel auf sie aufmerksam. Bedauerlicherweise war es die einzige Zeitung, die jemals über diese sicher nicht alltägliche Frau schrieb.

Das haben wir nun hiermit geändert. Vielleicht setzen sich jetzt Leser unserer Zeitung, die in Amerika leben, mit ihr in Verbindung, sie würde sich wohl über jeden Zuspruch freuen, woher er auch kommt. Einigen Leserinnen und Lesern dürfte Frau Beidash schon ein Begriff sind, vielleicht haben manche sie auf einem Heimatbesuch kennengelernt. Zwar ist in der E-Mail nicht ihre Anschrift angegeben, da aber Frau Beidash Abonnentin unserer Zeitung ist, war das Problem schnell zu lösen: Anni Beidash wohnt in 405 Waterside Lane, Nokomis, Florida 34275, USA.

Eure Ruth Geede