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18.10.03 / »Zivilgesellschaft« wird zum Lieblingswort der Politiker

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Oktober 2003


Mehr Schein als Sein
»Zivilgesellschaft« wird zum Lieblingswort der Politiker

In Politikerreden taucht immer häufiger das Wort „Zivilgesellschaft“ auf. Normalerweise ist dies das Gegenteil von „Militärgesellschaft“. Da aber von einer Militärgesellschaft, auch nur als Drohung oder Herausforderung, in Deutschland seit 1945 oder spätestens seit 1989 nicht die Rede sein kann, ergibt auch der Begriff „Zivilgesellschaft“ heutzutage keinen rechten Sinn.

Forscht man nach den Ursprüngen des Wortes, so stößt man darauf, daß es sich um die von mangelhaften Englischkenntnissen zeugende wörtliche Übersetzung des englisch-amerikanischen Begriffs „civil society“ handelt. Die sinngemäß richtige Übersetzung dieses Begriffs lautet „Bürgergesellschaft“.

Wenn man nun die genaue Bedeutung dieses auch im Englischen recht wolkigen Begriffs definieren möchte, so kommt in etwa die

aktive gesellschaftliche und politische Betätigung der Bürger, die Rücksichtnahme der politischen Führung auf die Bürger und der ständige Dialog zwischen Bürgern und politischer Führung heraus. Das ist nichts umwerfend Neues, sondern etwas, das in jeder Demokratie stattfindet oder zumindest stattfinden sollte.

Die Beliebtheit des Wortes ergibt sich aus der Leichtigkeit, mit der es in Politikerreden über jedes beliebige Thema eingestreut werden kann. Besonders in der falschen und daher erst einmal unverständlichen Übersetzung „Zivilgesellschaft“ führt es zur Bewunderung der Weisheit und überlegenen philosophischen Bildung des Politikers, der diesen unverständlichen, aber sicher sehr bedeutungsvollen Begriff verwendet. Wolfgang Bodenstedt