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18.10.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Oktober 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie,

es ist schon erstaunlich, was unsere Ostpreußische Familie bewirken kann. Jedenfalls enthält das Schreiben, das ich von Herrn Prof. Dr. Jörg Ziegenspeck von der Universität Lüneburg bekam, eine große Überraschung. Zur Erinnerung: Der Erziehungswissenschaftler, der oft als Dozent in Königsberg weilt, hatte auf eine Veranstaltung in den Räumen der ehemaligen Bessel-Oberrealschule aufmerksam gemacht, in der heute das russische Music-Kolleg untergebracht ist. Dieses wollte das 100jährige Bestehen des gut erhaltenen Schulgebäudes feiern und lud dazu ehemalige Bessel-Schüler ein. Zwar konnte niemand dieser Einladung folgen, aber die Ehemaligen sandten Grüße und eine beachtliche Spende, die Prof. Ziegenspeck übermitteln konnte. Und nun kommt's: Durch unsere Berichterstattung wurde der Inhaber der bekannten Klavierfabrik bei Leipzig, Herr Blüthner, auf das Music-Kolleg aufmerksam und erklärte sich bereit, dieser Lehranstalt einen Flügel zu schenken, wenn man dort jährlich einen Klavier-Wettbewerb ausschreibt. Was ein echter Blüthner-Flügel für das Music-Kolleg bedeuten würde, kann man sich vorstellen.

Erfreut über diesen unerwarteten Erfolg hofft nun Prof. Ziegenspeck, daß auch sein neuer Wunsch einen guten Boden bei uns findet. Er vermittelt ihn für die Fakultät für Pädagogik und Psychologie der Königsberger Universität, die sich in dem ehemaligen Schulgebäude in der Stägemannstraße 50 befindet, wo früher die Kraus-Schüler und die Hippel-Schülerinnen die Schulbank drückten. Ende November wird die Fakultät ihr 20jähriges Bestehen mit einer Feier begehen. Direktor wie auch Dekanin würden sich freuen, wenn auch ehemalige Schülerinnen der Hippel-Schule und Schüler der Kraus-Schule teilnehmen würden. Prof. Ziegenspeck hat schon die betreffenden Schulgemeinschaften angeschrieben, bat mich aber, diesen Wunsch in unserer Kolumne zu veröffentlichen. Der Erziehungswissenschaftler wird auf jeden Fall nach Königsberg fahren und will gerne Grüße übermitteln, würde sich aber natürlich noch mehr darüber freuen, wenn einige der "Ehemaligen" die Anstrengung einer solchen Reise nicht scheuen würden. (Anschrift: Prof. Dr. Jörg Ziegenspeck, Universität Lüneburg, Institut für Erlebnis- pädagogik e.V., Scharnhorstraße 8 in 21335 Lüneburg, Telefon 0 41 31 / 40 61 47.)

"Was lange währt, wird endlich gut!" schreibt Susi Dahlke-von Terzi, und sie ist glücklich, uns ihren Erfolg mitteilen zu können, den sie mit Hilfe vieler Gleichgesinnter erreicht hat - und der ist wirklich außergewöhnlich. Es ging um eine Gedenkplatte für Otto Nikolai in der Annagasse in Wien, auf der als Geburtsort des Komponisten "Kaliningrad" verzeichnet war. Nun kam der berühmte Musiksohn unserer Pregelstadt 1810 in Königsberg zur Welt. Es handelt sich also um eine bewußte Geschichtsklitterung, die nicht nur die Königsbergerin Susi Dahlke-von Terzi auf die Palme brachte, sondern auch andere Heimatgetreue, mit deren Hilfe sie eine Änderung bewirken wollte - und konnte! Denn es ist ihr tatsächlich gelungen, die für diese Eintragung Verantwortlichen - die Initiatoren der "Musik Meile Wien" - zu einer Korrektur zu bewegen. Wie ihr jetzt mitgeteilt wurde, ist die Änderung bereits in Auftrag gegeben und wird in den kommenden Wochen umgesetzt. Ein großartiges Beispiel für die Eigeninitiative einer Frau, für die sie viel Zeit, Mühe und Geld aufgebracht hat. Aber jetzt hat sich ein Dreivierteljahr Arbeit gelohnt, und Frau Dahlke-von Terzi möchte nun an dieser Stelle allen Mithelfern danken. Ich überlasse ihr das Wort: "Da es mir unmöglich ist, allen Leuten, die mir bei meinem Bemühen um die Korrektur des Fauxpas auf Otto Nikolais Gedenkplatte hilfreich zur Seite standen - sei es durch Unterschrift oder anderweitig -, persönlich zu danken, möchte ich es auf diesem Wege tun. Es sind u. a. die Schulgemeinschaften der TMMS / STKMS Königsberg, meine Freunde und Bekannten, ehemalige Mitschülerinnen, die Wiener Stadtverwaltung, die mein Schreiben an die Verantwortlichen weitergab, sowie alle Ungenannten, denen mein Dank gilt!" Und die engagierte Frau schließt mit dem Appell: "Hiermit möchte ich allen Ostpreußen und insbesondere allen Königsbergern Mut machen, nicht vor Besserwissern und Ignoranten - z. B. Zentrum gegen Vertreibung in Berlin - zu kapitulieren." Unser Dank gilt Ihnen, liebe Frau Dahlke-von Terzi.

"Beim Lesen der Ostpreußischen Familie lasse ich kein Wort aus und bin stets erstaunt, welche Erfolge Sie bei der Lösung der vielen Fragen erreichen", schreibt unser Landsmann Detlev Storch aus Bad Segeberg - dort, wo sein Großvater, der Maler und Professor an der Königsberger Akademie, Karl Storch d. Ä., seinen Lebensabend verbrachte. Mit dem heimatlichen Kunstschaffen hat aber die Frage von Detlev Storch nichts zu tun: Es geht um das Westfort Neutief bei Pillau. Herr Storch hat dort einige Jugendjahre verbracht, weil sein Vater als Seeflieger nach Neutief versetzt worden war. Die Luftwaffe hatte eine großzügig angelegte Siedlung gebaut. Zur Ostsee hin lag das Westfort, auf der Wiese spielten die Kinder Fußball, im Festungsgraben wurde geangelt und auf dem Eis wurde Schlittschuh gelaufen. Herr Storch hat seine Erinnerungen bei mehreren Besuchen in Neutief auffrischen können. Er lernte dabei eine russische Familie kennen, mit der das Ehepaar Storch ständig in Verbindung steht, da die Frau sehr gut deutsch spricht und schreibt. Galina ist sehr wißbegierig und interessiert sich besonders für deutsche Geschichte. Mit einer Kollegin hat sie ein bescheidenes Museum gegründet. Herr Storch hat ihr viel Wissenswertes vermittelt, so auch über das Westfort. Nun gibt es unterschiedliche Meinungen über das Gründungsjahr. Herr Storch meint, daß es vom Großen Kurfürst in den Jahren 1640 bis 1688 erbaut wurde. Eine Kollegin von Galina behauptet, die Errichtung habe erst 1869 stattgefunden, wie diese Zahl im Mauerwerk belege. Unser Landsmann benötigt nun Informationen über Neutief mit Schwerpunkt Westfort, und dabei werden ihm mit Sicherheit unsere Leserinnen und Leser helfen. (Detlev Storch, Gartenstraße 9 in 23795 Bad Segeberg.)

Der Beitrag über den Tansania-Park in unserer Zeitung hat bei Elisabeth Ringlau Erinnerungen an ihren Onkel Otto Ringlau geweckt. Es ist aber nur wenig, was sie über ihn und seine Tätigkeit in Ostafrika weiß. In ihrer sehr umfang-reichen Familienchronik ist da ein weißer Fleck. Soviel ist ihr bekannt: Otto Ringlau wurde am 16. Mai 1909 von Lettow-Vorbeck als Rechnungsführer zur Hehe-Synode (Kidugala) abgeordnet. 1918 kam er dort in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr wohnte er in Berlin. Beim Einmarsch der Roten Armee wählte er mit den Seinen den Freitod. Die Familie von Elisabeth Ringlau mußte im Oktober 1944 ihre ostpreußische Heimat verlassen und konnte keine Unterlagen, die den Onkel betrafen, mitnehmen. Durch den Artikel, der sicherlich auch die Aufmerksamkeit von Lesern erregte, die ähnlich wie Frau Ringlau Angehörige in Deutsch-Ost-Afrika hatten, hofft sie nun auf Hinweise, wo sie mehr über ihren Onkel und sein Tätigkeitsgebiet erfahren könnte. Sie besitzt übrigens noch ein Foto, das 14 Herren bei der Überfahrt im Jahre 1909 auf einem afrikanischen Schiff zeigt. (Elisabeth Ringlau, Im Park 9 in 58566 Kierspe-Rönsahl.)

Hildegard Brzoska haben wir schon einmal einen Wunsch erfüllen können, nun hofft sie auch für ihren nächsten auf Erfolg. Allerdings wird sich der nicht so leicht einstellen, denn er betrifft eine ostpreußische Familie, von der sie weder Namen noch Wohnort weiß. Es müßte sich um einen Hof im südlichen Ostpreußen handeln. Auf dem war der französische Kriegsgefangene Achille Jarry zur Arbeit eingesetzt. Achille hatte es in dieser Familie sehr gut, er hat deshalb auch beim Russeneinmarsch die Frau und deren Tochter nicht verlassen. Wahrscheinlich lag das Anwesen im Kreis Ortelsburg, denn 1945 beschützte er dort auch Anneliese Luckmann aus Friedrichshof. Achille lebt nicht mehr. Er muß aber so gut und viel über diese ostpreußische Familie gesprochen haben, daß sein Sohn nun wissen möchte, wo sein Vater in Gefangenschaft war und ob jemand aus dieser Familie noch lebt. (Hildegard Brzoska, Im Südfeld 13 in 59077 Hamm.)

Nach dem südlichen Ostpreußen zielt auch die nächste Frage, kurz und knapp gestellt von Marie-Luise Perez. Ihre Mutter ist 1944 auf ihrer Flucht aus Kiew einige Zeit in einem Lager in Neidenburg gewesen. Es soll den Namen "Hindenburg" getragen haben. Wer kann Näheres über dieses oder andere Lager im Raum Neidenburg aussagen? Vor allem, ob die Bezeichnung richtig ist und wann und wo das Lager bestand. (Marie-Luise Perez, Manteuffelstraße 31 in 28203 Bremen.)

Und noch ein Nachschrapselchen: Für die stillen Tage und Abende, die nun kommen, sucht ein "nachgeborener Ostpreuße" das Buch "Infanterie greift an" von General Erwin Rommel, erschienen zirka 1938. (Holgar Uschkereit, Erzbergerstraße 36 in 46145 Oberhausen.)

Eure Ruth Geede