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25.10.03 / Neues Buch über große Lieben großer Künstler

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 25. Oktober 2003


Spätes Glück
Neues Buch über große Lieben großer Künstler

Der Blätterwald rauschte gewaltig, als 1962 die Chansonsängerin Edith Piaf dem um 20 Jahre jüngeren Théo Sarapo das Jawort gab. Skandalös, empörten sich die einen, laßt sie doch, meinten die anderen. Nicht anders war es viele Jahre später, als Jopi Johannes Heesters, damals 88 Jahre alt, die blutjunge Schauspielerin Simone Rethel ehelichte. Mittlerweile hat man sich an das Bild des ungleichen Paares gewöhnt (liegt es vielleicht daran, daß Heesters, der im Dezember 100 Jahre alt wird, sich sein zeitloses Äußeres weitgehend erhalten hat, während Frau Rethel um vieles gealtert scheint?).

In der "Kulturgeschichte des Gefühls" (György Sebestyén) findet man immer wieder ungleiche Paare, nur scheinbar getrennt durch unterschiedliche Herkunft und Stellung oder durch einen großen Altersunterschied. Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe hat es allen vorgemacht, möchte man meinen. Schließlich verliebte er sich unsterblich in die 17jährige Ulrike von Levetzow. Nicht weiter verwunderlich bei einem Mann wie Goethe, der die Frauen verehrte. Nur: der Dichter war 55 Jahre älter als seine Angebetete. Ulrike ließ sich umwerben, fühlte sich geschmeichelt, doch "erhörte" sie den alten Mann nicht - zur Freude der Verehrer goethischer Dichtkunst, denn schließlich entstand als Resultat der unerfüllten Liebe die Marienbader Elegie, ein besonders eindrucksvolles Stück Weltliteratur. Immer wieder haben Dichter sich durch Frauen in ihrem Schaffen beeinflussen lassen. Heinrich Heine etwa, der todkrank und von seiner Frau Mathilde nicht wesentlich unterstützt, auf die Hilfe seiner Verehrerin Elise Krinitz angewiesen ist. Franz Kafka und Dora Diamant, Hans Fallada und Ursula Losch, aber auch Rembrandt und Hendrickje Stoffels, Gustav Klimt und Marie Zimmermann oder Fred Astaire und Robyn Smith - sie alle hat eine tiefe Liebe verbunden. Dietmar Grieser hat ihre Geschichten nacherzählt und in einem Buch zusammengefaßt: Das späte Glück - Große Lieben großer Künstler (Amalthea Verlag, Wien. 272 Seiten, 39 sw Abb., gebunden mit Schutzumschlag, 19,90 Euro). Spannend zu lesen und amüsant, doch warum ausgerechnet Napoleon unter die Künstler eingereiht wird, bleibt das Geheimnis des Verlages. Os

Letzte Liebe: Goethe mit Ulrike v. Levetzow auf einem Denkmal in Marienbad

Foto: aus dem besprochenen Buch