Ostpreußen, das "Land der dunklen Wälder und kristall'nen Seen", ist auch ein Land mit einer reichhaltigen und alten Kultur. Weltliche Baudenkmäler wie das Allensteiner Schloß oder der Wasserturm in Lyck und sakrale Bauten wie der Königsberger Dom und die Kirche in Groß Legitten prägen die Landschaft zwischen Weichsel, Ostsee und Memel. Viele Zeugnisse deutscher Kultur sind in den Schrecken des Zweiten Weltkrieges für immer untergegangen. Erst seit der politischen Zeitenwende in Osteuropa war es möglich, den Denkmalschutz gezielt zu betreiben, zahlreiche Baudenkmäler und Friedhöfe konnten vor der endgültigen Vernichtung bewahrt werden.

45 Jahre kommunistischer Herrschaft haben den verbliebenen Bauwerken jedoch große Schäden zugefügt. Es bedarf daher eines großen Aufwandes an Zeit und Geld, um die noch vorhandenen Zeugnisse einer siebenhundertjährigen deutschen Geschichte in Ostpreußen zu restaurieren und für die Nachwelt zu bewahren.

Aus diesem Grunde hat es sich der Verein Landsmannschaft Ostpreußen - TREUESPENDE e.V. zum Ziel gesetzt, die kulturhistorische Bausubstanz in Ostpreußen zu erhalten und Denkmalschutz zu betreiben. Hinzu treten die Förderung der Völkerverständigung durch finanzielle Unterstützung von Begegnungsstätten der deutschen Volksgruppen in Ostpreußen, Beiträge zum deutschen Sprachunterricht, Seminare und Begegnungen für Russen, Polen, Litauer und Deutsche. Ein weiterer Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist der Heimatpflege und Kultur gewidmet. Das Ziel der ostpreußischen Treuespende, Wissenschaft und Forschung zu fördern, wird insbesondere mit Hilfe von wissenschaftlichen Veranstaltungen und Seminaren umgesetzt.

Ein besonderer Schwerpunkt lag im vergangenen Jahr auf der Renovierung von Kirchenbauten. So hat die Treuespende Ostpreußen beispielsweise Mittel zum Wiederaufbau der alten Ordenskirchen in Allenburg und Arnau im Königsberger Gebiet bewilligt. Die evangelische Kirche in Ortelsburg mit geschnitztem Altar und Kanzel ist in den Jahren 1717 bis 1719 errichtet worden. Sie hat seitdem alle Kriege überstanden und prägt das Bild der ostpreußischen Kreisstadt. Heute beherbergt sie eine fast ausnahmslos aus Deutschen bestehende Gemeinde. Während im Innenraum der Kirche mehrmals umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen worden waren, gab der äußere Zustand des Gotteshauses durch den abgefallenen beziehungsweise am Turm entfernten Putz Anlaß zu großen Sorgen um diesen historischen Bau. Aus Mitteln der Treuespende Ostpreußen konnte der Turm im Jahre 2003 grundlegend restauriert werden. Ein weiterer Zuschuß der Treuespende Ostpreußen ist in diesem Jahr für die Renovierung des alten evangelischen Friedhofs der Stadt Treuburg bewilligt und ausgezahlt worden. Das Hauptaugenmerk der Treuespende im südlichen Ostpreußen richtet sich auf die heimatverbliebene deutsche Volksgruppe. Ihr gelten unser Mitgefühl und unsere Solidarität. Sie hat an den Folgen des Zweiten Weltkrieges am längsten zu leiden gehabt. Wenn sich die Deutschen in der Heimat heute frei organisieren können und ihre Muttersprache öffentlich benutzen dürfen, darf nicht vergessen werden, daß sie über vier Jahrzehnte unter kommunistischer Herrschaft starken Repressionen ausgesetzt waren. Diese Zeit hat Spuren hinterlassen. Es ist ein Anliegen der Treuespende Ostpreußen, diese Gruppe beim Erhalt ihrer deutschen Identität zu unterstützen. Bereits zum siebten Mal führte der Verein Landsmannschaft Ostpreußen - TREUESPENDE e.V. im Mai unter der Leitung von Uta Lüttich eine Werkwoche im Kopernikus-Haus in Allenstein durch. Die Veranstaltung stieß auf reges Interesse. Über 30 Frauen aus den deutschen Vereinen wurden mit der Vielfalt der textilen ostpreußischen Volkskunst vertraut gemacht. Stolz konnten die Teilnehmerinnen nach sieben Tagen im Rahmen einer Ausstellung die Ergebnisse ihres Fleißes der Öffentlichkeit präsentieren: Deckchen in feiner Weißstickerei beziehungsweise Kreuzstich oder Hardan- gertechnik, gewebte Tischläu- fer, Schals und Jostenbänder, Handschkes mit ostpreußischen Mustern, Topflappen in Doppelstricktechnik. Große Resonanz erfuhr auch das Chorwochenende, das im Juni im Kopernikus-Haus erstmalig durchgeführt wurde. Die Chöre der deutschen Vereine aus Allenstein, Bischofsburg, Lötzen, Neidenburg, Osterode und Sensburg waren der Einladung des Vereins Landsmannschaft Ostpreußen - TREUESPENDE e.V. gefolgt, um an drei Tagen unter der fachkundigen Anleitung von Professor Eike Funck altes wie neues ostpreußisches Liedgut zu pflegen.

Im Bereich der Völkerverständigung spielen seit vielen Jahren die regionalen Sommerfeste der Deutschen Vereine im südlichen Ostpreußen eine nicht unwesentliche Rolle. Sie dienen der Begegnung von deutschen Heimatvertriebenen, in Ostpreußen verbliebenen Deutschen und der polnischen Bevölkerung. In der Regel nehmen die polnischen Landräte, Bürgermeister und Stadtverordneten an diesen Veranstaltungen teil. Die Treuespende Ostpreußen hat in diesem Jahr beispielsweise das Sommerfest in Neidenburg finanziell unterstützt. Für nächstes Jahr (25. Juli) ist wieder ein großes Sommerfest für alle Ostpreußen auf dem Gelände der Festung Boyen in Lötzen geplant.

Kein Einschnitt in der Geschichte des deutschen Volkes hat so radikale Veränderungen nach sich gezogen wie die Ereignisse von millionenfacher Deportation, Flucht und Vertreibung der Ostdeutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges. An dieses Geschehen immer wieder zu erinnern ist die Pflicht aller Deutschen. Im Rahmen eines aus Mitteln der Treuespende finanzierten Seminars im Ostheim in Bad Pyrmont diskutierten im September drei Tage rund 60 Teilnehmer mit Zeitzeugen und Historikern über dieses wichtige Thema.

Am 12. Februar 2004 jährt sich der Todestag des großen Königsberger Philosophen Immanuel Kant zum 200. Mal. Im Rahmen einer zentralen Festveranstaltung in Berlin wird die Landsmannschaft Ostpreußen - TREUESPENDE e.V. des größten Sohnes Ostpreußens gedenken.

Auch in der Zukunft hat die Landsmannschaft Ostpreußen - TREUESPENDE e.V. für die Pflege und Weiterentwicklung des historischen, wissenschaftlichen und kulturelles Erbes Ostpreußens wichtige Aufgaben zu erfüllen. Ostpreußen verdient es! EB

Werkwoche im Kopernikus-Haus: In diesem Mai bereits zum siebten Mal durchgeführt vom Verein Landsmannschaft Ostpreußen - TREUESPENDE e.V.