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25.10.03 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 25. Oktober 2003


Wowi und der Esel / Oder: Wie Urlaub richtig Spaß macht 
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Kennen Sie noch Florida-Rolf? Klar, den kennen wir alle. Das war der Tropf, den die soziale Not bis unter die Palmen von Miami- Beach getrieben hat. Dort fristet er nun das trübe Dasein eines 3.000-Euro-Urlaubers und muß demnächst sogar in die zweite Reihe umziehen, weil ihm die Neidhammel vom deutschen Sozialamt den Meerblick nicht gönnen.

Armer Florida-Rolf. Aber er ist seit dieser Woche nicht mehr allein. Kennen Sie nämlich auch Mexiko-Klaus? Der hat sich als Bürgermeister der abgewirtschafteten deutschen Hauptstadt aufgerieben und wollte dafür jetzt mal ordentlich einen draufmachen im Land, wo der Tequilla fließt. Herrliche Urlaubsfotos aus dem fernen Mexiko konnten die Berliner jeden Tag in der Bild-Zeitung bestaunen: Wowereit mit Sombreo, Wowi schwitzend und lachend mit Bier in der Hand, Wowi im Gespräch mit einem Esel, Wowi vor einem Kaktus, Wowi mit Clown - Hossa! Da war was los! Von seinem bescheidenen Spitzenpolitiker-Salär hätte er sich die Sause natürlich niemals leisten können. Deshalb hatte Wowi den Finanzsenator gebeten, das für ihn klarzumachen.

Die Presse, ebenso die ewig nörgelnde Opposition und selbstredend die dauerpampigen Berliner ätzen jetzt, der Bürgermeister habe "Urlaub auf Staatskosten" gemacht. Das Wort "Urlaub" hat er der mitreisenden Bild-Redakteurin gegenüber tatsächlich selber einmal gebraucht. Dummerle! Trotzdem sei er aber immer telefonisch erreichbar gewesen, koffert Wowereit schlagfertig zurück. Allerdings hat er sich mehr als einen Anruf pro Tag strikt verbeten, "schließlich habe ich ja einen Stellvertreter". Eben.

Aber so sind sie, die Deutschen. Die gönnen einander nicht mal die Teerflecken unter den Flip-Flops. Genauso war es auch damals bei Mallorca-Rudi, den seine Feinde mit "Herr Scharping" anreden. Als Verteidigungsminister stand er 1999 in Mazedonien herum und ging seinen Offizieren auf die Nerven, die gerade Krieg führten im benachbarten Kosovo. Bald merkte der sensible Scharping, daß ihn da wirklich niemand braucht, und ließ sich von der Luftwaffe nach Mallorca fliegen, von wo aus er seinen Front-Kameraden peppige Pool-Bilder von sich und irgendeiner Gräfin schickte. Statt artig danke zu sagen, fielen die Soldaten und ganz Deutschland johlend über den Minister und Bundestags-Abgetrockneten her. Von da an ging's bergab mit ihm. Mittlerweile ist Scharping so klein geworden in der Politik, daß wir ihn kaum noch erkennen können. Nun hat er seiner langsamen Auflösung im Nebel des Vergessens ein piepsiges Ende durch politischen Freitod gemacht: Beim SPD-Parteitag im November will er für kein Amt mehr kandidieren, erzählte er einer Zeitung. So wissen wir wenigstens, daß er überhaupt noch eins hatte.

Ja, was müssen diese Leute auch immer in ferne Länder fahren und Party machen. Es reicht doch, daß man genug zu essen hat. Hans Eichel hat genug zu essen. Seine Mahlzeiten bestehen ausschließlich aus dicken Kröten, von denen er täglich mehr herunterwürgt. Er mag nicht mehr, er hat es satt, soll der Angestopfte, den Tränen nahe, dem Kanzler zugerülpst haben. In immer kürzeren Abständen muß er nämlich böse aufstoßen, wobei ein fürchterlicher Gestank aus seinem Rachen quillt, als sei eines der Tierchen dort auf halber Strecke verendet und wie ein Reformpaket jahrelang liegengeblieben. Zunächst roch es abwechselnd nach "Kürzungen" und dann nach "Rekorddefizit". Diese Woche waberte beides gleichzeitig aus den Innereien den Hals rauf und raubte dem angewiderten Publikum den Atem: Renten runter, Schulden rauf. Den Kübel, bitte.

Im Gebüsch hinter den Sesseln der Herrschenden hocken derweil die Schwarzen und kommen ihrer Unionschristenpflicht nach, indem sie jeden Morgen drei Kreuze in den Sand malen aus Dank für die göttliche Fügung, daß sie das Krötenlokal nicht schon 2002 wieder übernehmen mußten. Andererseits wird's ihnen zunehmend langweilig, weshalb sie angefangen haben, die auf der Regierungsbank nachzuäffen. Die Kopie ist verblüffend gut gelungen. Es gibt eine richtige Kommission, die Herzog heißt und für die Gemeinheiten zuständig ist. Auch die Rollen von DGB-Chef und Betonmarxist sind blendend besetzt. Bei der Union heißen die Darsteller Blüm und Geißler: Sie hätten immer genug Geld für soziale Wohltaten ausgegeben, posaunen die beiden Ersatz-Sozialisten im Chor. Richtig, das haben sie. Deshalb ist jetzt ja auch keins mehr da. Anführerin Merkel geht das Durcheinander in ihrer Bande gegen den Strich. Sie will jetzt wirklich Kanzlerin werden, schließlich muß der neue Frisör von irgend was bezahlt werden.

Ihre Chancen steigen, denn die Regierung hat gerade ein verhängnisvolles Eigentor geschossen. Zusammen mit Engländern und Franzosen haben Joschka Fischers Abgesandte die Perser überzeugt, ihren süßen Traum von der eigenen Atombombe sausen zu lassen. Das läßt Schröders Aussicht auf Wiederwahl dramatisch schrumpfen. Denn wenn die Iraner nicht wenigstens so tun, als bastelten sie an dem schmutzigen Ding, können die Amerikaner kaum Krieg gegen sie führen. Und wenn kein Krieg geführt wird, kann man auch keine Wahl damit gewinnen, daß man dagegen ist. Ob Schröder das bedacht hat? Man sollte den Mann nicht unterschätzen. Er ist nicht dumm. Hat er gar zarte Bande nach Nordkorea geknüpft, daß die ihn retten mögen, indem sie Bush den erwünschten Kriegsgrund liefern? Für einen netten Lebensabend in Wandlitz als Gegenleistung für die roten Bonzen aus Pjöngjang, nachdem die USA ihren Jammerstaat zum Zwecke der Demokratisierung planiert haben? Wer weiß, wer weiß.

Politik ist eben kompliziert. Und doch gibt es immer wieder Gründe zum Träumen. Der französische Figaro (siehe Zitate) träumt von einer wunderbaren Zukunft in einem richtigen gemeinsamen Staat aus Frankreich und Deutschland (in dieser Reihenfolge!) - so wie damals Österreich-Ungarn. Schöne Sache, nur mußten die Österreicher eine gewaltige Vorleistung an die Ungarn mit in die Ehe bringen, an die man heute nicht mehr erinnern kann, ohne schlimme Verdächtigungen auf sich zu ziehen. Sie haben ihre östlichen Nachbarn zuerst von den Türken befreit, bevor sie mit ihnen ein Herz und eine Seele wurden. Aber halt, stopp! Haben uns die Franzosen nicht eigenhändig aus den Fängen der D-Mark gerissen? Das sollte uns als Beweis ihrer vornehmen Absichten genügen. Es kann geheiratet werden.

Warum reagieren die Deutschen nur so giftig auf die Ferienfotos ihrer Politiker?