28.03.2024

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01.11.03 / Ausstellung: 125 Jahre Berliner Stadtentwässerung

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. November 2003


In der Unterwelt
Ausstellung: 125 Jahre Berliner Stadtentwässerung

Erst Gesundheit, dann Bildung", forderte der Arzt Rudolf Virchow in einer Zeit, da es mit der Hygiene noch nicht so gut bestellt war. Der Pommer zog da mit einem Ostpreußen an einem Strang, dem Ingenieur James Hobrecht, der am 31. Dezember 1825 in Memel das Licht der Welt erblickt hatte. Der Baumeister für Wasser-, Wege- und Eisenbahnbau, der am Bau der Bahnstrecke Frankfurt/Oder nach Küstrin beschäftigt war, später in Stettin als Stadtbaurat eine Wasserversorgung und Kanalisation schuf, war von 1869 bis 1897 in Berlin tätig. Als Stadtbaurat für den Tiefbau war er dort auch maßgeblich für die Entwicklung der modernen Kanalisation zuständig.

Eine große Ausstellung im Museum im Wasserwerk in Berlin- Friedrichshagen, Müggelseedamm 307, mittwochs bis freitags 10 bis 16 Uhr, am Wochenende und feiertags 10 bis 17 Uhr, würdigte im vergangenen Jahr das Schaffen des Ostpreußen aus Memel aus Anlaß seines 100. Todestages. Mit der Jubiläumsausstellung "125 Jahre Berliner Stadtentwässerung" wird dieses Thema nun fortgesetzt (bis 10. Januar 2004) und ein bedeutendes, aber wenig bekanntes Kapitel Berliner Technik- und Wissenschaftsgeschichte aufgeblättert.

Gezeigt werden historische Schwarzweißfotografien aus dem mehr als 40.000 Fotos umfassenden Bestand des Museums. Die alten Fotos werden hier zum ersten Mal, meist im Original, einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. "Sie dokumentieren die großartigen menschlichen und technischen Leistungen, die bei der Umsetzung der Hobrechtschen Pläne vollbracht wurden, und damit einen wesentlichen Ausschnitt Berliner Geschichte", so Jelena Butter, die Leiterin des Museums im Wasserwerk.

Die ältesten Fotografien stammen aus dem Jahr 1891, während die Zeitspanne bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts reicht. Tief taucht der Betrachter hinein in die Berliner "Unterwelt", die heute von mehr als 9.100 Kilometer Kanälen durchzogen wird. Die kleinsten haben einen Durchmesser von 20 Zentimetern, während die größten Ähnlichkeit mit einem U-Bahn-Tunnel haben. Kaum vorzustellen, welchen Schwierigkeiten die Bauarbeiter im 19. Jahrhundert ausgesetzt waren; einige Eindrücke aber kann man durch die historischen Fotografien erhalten. Neben Aufnahmen aus dem Kanalsystem sieht man solche von den ersten Pumpwerken, von Klärwerken und den Rieselfeldern, die Berlin einst umgaben und einigen Stadtteilen, bei entsprechendem Wind, einen nicht sehr dezenten Duft verliehen. Erstaunlich ist die hohe Qualität der alten Fotos und ihre technische Brillanz. Besonders beeindruckend aber die Leistung, die hinter diesen Fotos steht, eine Leistung, die ein Ingenieur aus Memel vollbrachte. Silke Osman

Berlin 1907: Bau der Kanalisation unter dem Alexanderplatz

Foto: Museum im Wasserwerk