29.03.2024

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01.11.03 / Des Rätsels Lösung

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. November 2003


Des Rätsels Lösung
von Werner Hassler

Endlich hatte ich einmal Zeit, ein Kreuzworträtsel zu lösen. Anfangs schrieb ich recht flott die Buchstaben in die kleinen Quadrate. Doch schon bald knabberte ich an dem Rätsel und nebenbei auch an meinem Bleistift. "Vati, was machst du da?" fragte mich mein zehnjähriger Sohn über meine Schulter. "Ich löse ein Kreuzworträtsel!"

"Und wie macht man das?" wollte mein wissensdurstiger Junior erfahren. Ich erklärte ihm die Art und Weise des Lösens eines Kreuzworträtsels. "Und warum machst du es nicht fertig?" - Nun, viele der Reihen hatte ich ausgefüllt. Aber es waren doch noch eine Menge weiß gebliebener kleiner Quadrate zu sehen. "Ich habe eben erst damit angefangen", bastelte ich mir eine Ausrede zurecht. "Kann ich auch mal so ein Rätsel lösen?" Ich wunderte mich etwas über den Tatendrang meines Sohnes, denn oft war das Gezeter groß, galt es ihn nur zur Erledigung seiner Hausaufgaben zu bewegen. Ich suchte nach einem etwas leichteren Rätsel, in dem es nicht gerade so von römischen Göttern und griechischen Nymphen wimmelte. Am nächsten Tag, ich kam gerade von der Arbeit, empfing mich mein Sohn schon im Treppenhaus mit der Frage, was ein Schleeturn sei. Gerade als Vater sollte man ja auf die Fragen seines Sprößlings immer eine Antwort wissen, aber auf Schleeturn wußte ich keine. Ich eilte in mein Arbeitszimmer, griff nach den neuesten Ausgaben von Lexikon und Duden und forschte nach, ob Schleeturn dort inzwischen Aufnahme gefunden hätte.

Fehlanzeige! Verlegen kratzte ich mich hinterm linken Ohr. Dann betrat ich das Wohnzimmer. "Hm, sag mal, in welchem Zusammenhang soll denn dieses, dieses ..." - "Schleeturn", ergänzte sofort mein Sohn. "Das ist das Lösungswort dieses Kreuzworträtsels!"

Ich wurde neugierig. "Zeig mal her!" Mein Sohn hatte sich an seinem ersten Kreuzworträtsel versucht. Die kleinen Quadrate begannen vor meinen Augen zu tanzen. Ich rückte meine Brille zurecht. Es tauchten geradezu abenteuerliche Wörter wie Neclar, Lien, Truf oder Moleit für Hoheit auf. Nun gut - warum soll es unter den vielen neuen afrikanischen Hauptstädten nicht eine geben, die Maiko heißt? Aber beim besten Willen, mir war keine Stadt Maiko bekannt. Mein Sohn hatte sich eine neue Welt erbaut. "Man schreibt auch keine zwei Buchstaben in ein Kästchen", belehrte ich ihn. "Aber sonst wäre das Wort ja gar nicht hingekommen", rechtfertigte sich mein Sohn. "Die Wörter müssen aber auch Sinn und Bedeutung haben. Nicht wie hier, da hast du aus einem Erwin einen Elrin gemacht. So kam auch dein Lösungswort Schleeturn zustande, und nicht Schneemann, wie es richtig gewesen wäre!" Ich erklärte ihm abermals, wie man ein Kreuzworträtsel löst.

Am nächsten Tag empfing mich mein Sohn mit der Botschaft, daß er wieder ein Rätsel gelöst habe. Ungläubig verharrte mein Blick auf dem Blatt. Alle Quadrate waren ausgefüllt. Und das sogar richtig. Sogar das Lösungswort stimmte. Es hieß Schwindel. "Du wirst mir doch nicht weismachen wollen, daß du dieses Rätsel allein gelöst hast?"

"Hab' ich allein gemacht", versicherte mir mein Sohn eindringlich. "Hat Mutti dir geholfen?"- "Ehrenwort, Mutti hat mir nicht geholfen!" Zur Bekräftigung streckte er zwei Finger seiner rechten Hand in die Höhe.

"Hm." Ich blätterte in der Zeitschrift. Mein Daumen hakte auf Seite 84 ein. Dort stand fein säuberlich des Rätsels Lösung von Seite 32. Darunter fettgedruckt das Lösungswort. Es hieß Schwindel. Also doch Schwindel mit dem Schwindel!