19.04.2024

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01.11.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. November 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie,

das ist wohl einer der schönsten Briefe, die ich in der letzten Zeit erhalten habe. Denn er zeigt nicht nur, wie mitdenkend und mitfühlend unsere Ostpreußische Familie ist, sondern welch ein wunderbares Erlebnis es für denjenigen bedeuten kann, dessen ins Ungewisse gestellte Fragen konkrete Antworten bekommen und dessen vage Vorstellungen an Konturen gewinnen. Ich will die wichtigsten Stellen in dem Schreiben von Wolfhard Prang aus Lindau im Wortlaut bringen, denn besser kann man seine Empfindungen nicht formulieren. "Ich erlebe immer wieder, daß viele Menschen aus der Heimat auf der Suche nach ihren Wurzeln sind, so auch ich", beginnt der Brief von Herrn Prang. "Als ich jung war und meine Eltern versuchten, mir aus ihrer Vergangenheit und von den fürchterlichen Ereignissen im Krieg und von der Flucht aus Ostpreußen zu erzählen, wollte ich dies nie hören. Heute weiß ich, daß ich mich schützen wollte vor den Erinnerungen und Verletzungen, die meine Seele damals erlitten hatte, obwohl oder gerade weil ich damals noch so klein war. Nun bin ich in einem Alter, in welchem ich Klarheit und Gewißheit über mein Leben und meine Vergangenheit gewinnen wollte."

Wolfhard Prang konnte seine Eltern nicht mehr fragen, sie waren inzwischen verstorben. Deshalb wandte er sich an unsere Ostpreußische Familie. "Und es erreichte mich eine Welle von Zuwendung und Hilfsbereitschaft, die mich sprachlos machte. Es liegt mir nun sehr am Herzen, mich nochmals bei allen Landsleuten, die mir schrieben, die Bilder schickten, die ich anrufen durfte und dort geduldige und liebevolle Aufmerksamkeit erfuhr, zu bedanken. Ein Pfarrer schrieb mir: ,Nicht Du trägst die Wurzeln, sondern die Wurzeln tragen Dich!' Und wenn ich diese Worte jetzt annehme und sage: Ich kann auf meinen Wurzeln, die ich gefunden haben, stehen - dann habe ich das Ihrer Hilfe zu verdanken. Nun weiß ich: Es tragen mich sehr starke Wurzeln, ich bin ein bekennender Ostpreuße, da ich in diesem wunderbaren Land, meiner Heimat, das Licht der Welt erblickte und dort meinen ersten Atemzug tat!"

Diese Worte stärken uns, weiter zu hoffen und zu helfen, selbst wenn manche Menschen mit den Schultern zucken und fragen: Was soll denn das noch heute - nach so langer Zeit? Gerade nach so langer Zeit! Denn ungelöste Fragen wiegen immer schwerer, je länger wir sie stellen müssen. Da sind wir dann oft der letzte Hoffnungsträger.

So auch für Gertrud Thamm aus Osnabrück, eine treue Leserin unserer Zeitung, die bisher alles versucht hat, um ihre Verwandten und Freunde wiederzu-

finden, was ihr auch zu einem kleinen Teil gelang. Sie sucht aber immer noch Erna Dankewitz aus Königsberg, Schützenstraße 5 oder 7. Seit September 1944 hat sie nichts mehr von ihr gehört. Auch der Verbleib ihrer Tante Hedwig Maak geb. Bitter aus Sangnitten, Kreis Preußisch Eylau, ist ungewiß. Sie soll Mitte Februar 1945 über das Frische Haff geflohen sein. In diesem Fall dürfte es wohl wenig Hoffnung geben, etwas über ihr Schicksal zu erfahren. Vielleicht aber über die Familie Giesa aus der Gumbinner Gegend. Zwei Mitglieder lebten in Königsberg: Gertrud Weidemann, geb. Giesa, und Hildegard Giesa, die als Serviererin tätig war. Erich Giesa war als Unteroffizier der Wehrmacht im Fronteinsatz, als seine Frau in Nemmersdorf von den Russen ermordet wurde. Er meldete sich noch Mitte Januar 1945 aus einem Lazarett bei Labiau oder Tapiau. Unsere Leserin wäre für jeden noch so kleinen Hinweis dankbar. (Gertrud Thamm, Parkstraße 19 a in 49080 Osna-brück.)

Durch uns hat Andrea Thiel bereits einige Mitglieder ihrer Familie gefunden, nun möchte sie die Suche fortsetzen. Ihre ostpreußischen Wurzeln liegen im Kreis Preußisch Eylau. Ihr Urgroßvater Heinrich Matz hat in Packerau bei Tharau gelebt. Aus Familienfotos ist zu entnehmen, daß in seinem Leben die Mühle Mansfeld eine Rolle gespielt hat. In Packerau kamen auch Frau Thiels Großmutter Anna Matz, * 1889, und deren Bruder Fritz zur Welt. "Ganz um die Ecke", nämlich in Schnakeinen, wurde der Vater der Schreiberin, Ernst Thiel, geboren, ebenso wie Gustav, * 1911, und Horst Thiel, * 1928. Ein Neffe von Anna Matz lebt heute in Hamburg. Durch ihn fand Andrea Thiel ihre Kusinen, Töchter von Gustav Thiel und seiner Frau Sophie, geb. Bass. Nun möchte Andrea noch weitere Mitglieder der Thiel-Familie finden, die im Kreis Preußisch Eylau und rund um Königsberg gelebt haben. Eine Kusine ihres Vaters, Lisa Pratt, geb. Thiel, hat sie noch kennengelernt. Diese blieb nach der Flucht aus Ostpreußen in der damaligen DDR. Vielleicht hat Frau Thiel ja nun noch einmal Glück. Sie hat uns ihre Wünsche per E-Mail mitgeteilt, leider ohne Angabe ihrer Adresse. Da aber die meisten Leserinnen und Leser nicht über Internet-Anschlüsse verfügen, ist eine Adressenangabe unbedingt erforderlich, wenn Antworten erwünscht werden. Bitte dies immer bedenken. Sie ersparen uns viel Zeit und Mühe!

Vor zwei Jahren hat Ines Bickhardt aus Bremerhaven nach Angehörigen ihrer väterlichen Familie gesucht, vor allem nach der Halbschwester ihres Vaters - leider vergeblich. Auch alle weiteren Nachforschungen erbrachten nichts. Nun wendet sie sich noch einmal an uns mit der Bitte, ein Foto ihres - zum Zeitpunkt der Aufnahme 37jährigen - Vaters Manfred Koeppe zu veröffentlichen und die damaligen Angaben durch neue Fakten zu ergänzen. Es bleiben aber viele Unstimmigkeiten und Ungereimtheiten. So ist schon der Geburtsort des Vaters ungewiß. Bisher wurde Mohrungen angegeben, Geburtsdatum: 30. Dezember 1928. Im dortigen Standesamt ist die Geburt aber nicht registriert. Seine Eltern Max Koeppe, * 12. August 1876, und Frieda Koeppe, geb. Stürmer, * 6. Januar 1901, stammten aus Mohrungen, sollen aber um 1940 nach Berlin gezogen sein. Als Manfred Koeppe 1947 aus britischer Gefangenschaft entlassen wurde, lautete die Heimat- und Entlassungsanschrift: Max Koeppe, Marktplatz 6, Mohrun-

gen/Königsberg. Waren die Eltern - vielleicht nach Ausbombung - wieder nach Mohrungen gezogen? In der Heimatsortskartei finden sich keine Angaben, auch in anderen Archiven wurde Frau Bickhardt nicht fündig.

Aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, zog Manfred Koeppe nach Bremerhaven, wo er bis zu seinem Tode am 18. Juni 1996 lebte. Von seiner Familie hat er nie wieder etwas gehört. Er hat immer nach seiner Halbschwester gesucht, deren Name, Geburtsort und -datum unbekannt sind, sie müßte vor 1928 geboren sein. Schon zu Lebzeiten ihres Vaters hat Frau Bickhardt nach dieser Tante geforscht, hatte aber aufgrund der fehlenden Angaben keinen Erfolg. Es könnte sich ja nur eine Spur über die Großeltern Max und Frieda finden lassen. Erinnert sich jemand an diese Familie aus Mohrungen, auch aus ihrer Berliner Zeit? Leben noch weitere Angehörige der Familien Koeppe und Stürmer? Der einzige Festpunkt ist die Adresse "Mohrungen, Marktplatz 6". Gibt es noch ehemalige Bewohner des Hauses oder Nachbarn, die hier weiterhelfen können? Vielleicht kommen wir ja diesmal einen Schritt weiter! (Ines Bickhardt, geb. Koeppe, Auf der Ecke 39 in 27576 Bremerhaven.)

Eure

Ruth Geede

Manfred Koeppe: Ines Bickhardts Vater 1965 im Alter von 37 Jahren Foto: Bickhardt