28.03.2024

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08.11.03 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. November 2003


Starr vor Entsetzen / Merz will alles kaputtmachen 
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Das war ein ziemlicher Hammer: Über die Hälfte der EU-Europäer sieht laut Umfrage die USA als Gefahr für den Weltfrieden an, genauso unheilvoll wie der Mullah-Iran und das KZ Nord-Korea! Hinter den Zahlen kauert die widerliche europäische Doppelmoral. Cola saufen statt deutscher Faßbrause, glitschige Hamburger muffeln anstelle strammer Currywürste - aber auf Amerika schimpfen! Die Amis mögen wir nicht, ihre Errungenschaften hingegen nehmen wir gern mit, wie seit kurzem sogar das lustige "Halloween"-Fest. Da ziehen als Monster verkleidete Kinder am 31. Oktober von Haus zu Haus, wer ihnen keine Süßigkeiten gibt, dem dürfen sie einen Streich spielen.

Erst Tage nach dem Ereignis meldeten die Medien, wie sehr die Deutschen den (für uns) recht neuen Brauch ins Herz geschlossen haben. Allerdings sind unsere Cowboy-Gehversuche manchmal noch ein wenig ungeübt, wie die Berichte zeigten. In Brandenburg verwechselte ein Hausbesitzer "Halloween" mit "High Noon" und empfing die vermummten Gören mit einer Salve aus seiner Schreckschußpistole. In Magdeburg hat den Kindern keiner gesagt, daß das mit dem Streichespielen natürlich nur für bewohnte Häuser gilt. Sie klingelten an einer Schul-Sporthalle. Als keiner aufmachte, setzten die drei 13jährigen den Bau in Brand. In Düsseldorf fand ein 61jähriger seine Freundin bei weitem nicht gruselig genug für den Anlaß und stach sie nieder. Um ein Haar hätte sich die Frau an diesem Gespenstertag tatsächlich zum Geist gewandelt.

Am buntesten trieben sie es am 31. Oktober (früher mal Reformationstag) jedoch im westfälischen Arnsberg. Drei Stunden lang war die Polizei im Einsatz, um zu verhindern, daß sich die ausgelassenen Feierer gegenseitig auf die Intensivstation prügelten.

Die westfälische Bezirksstadt scheint den Keim des Streites von Natur aus in sich zu tragen. Spötter nennen bereits die ganze Gegend nur noch "Sauer-Land". Da liegt der Amok im Blut, was uns dieser Tage auf höchster politischer Ebene erneut bewiesen wurde. Aus dem ruhelosen Arnsberg stammt nämlich auch der berüchtigte Merz, Friedrich. Der hat sich gerade an ein Zerstörungswerk bestürzenden Ausmaßes gemacht. Mit dem fanatischen Eifer des Umstürzlers fordert er einen "radikalen Schnitt" in unserem Steuersystem. Nur noch drei Steuerstufen, keine Subventionen und Abschreibungsmöglichkeiten mehr - Merz will alles kaputtmachen.

Die Folgen sind kaum auszumalen. Ein Heer arbeitsloser Steuerberater wird hungernd und lungernd durch die Gassen irren und den sozialen Frieden zertreten. Millionen von Deutschen, die ihr halbes Leben Energie und Kreativität entfalteten für neue Ideen, wie sie im Bunde mit ihrem Berater Steuern sparen und Subventionen erschleichen, werden nicht mehr wissen, womit sie in ihre Freizeit füllen sollen. Sie werden anfangen, Dummheiten zu machen. Jeden Tag Halloween.

Und dann das kulturelle Desaster: Überall ist Deutsch auf dem Rück-zug, in der Wissenschaft, in der Weltliteratur. Nur in einem sind wir noch strahlender Erster: Obschon wir Deutschen kaum mehr als ein Prozent der Erdbevölkerung ausmachen, erscheinen Jahr für Jahr (wir berichteten bereits in ahnungslosem Stolz) sechzig Prozent der globalen Steuerliteratur in unserer Sprache - als Gesetze zum Steuernzahlen und Ratgeber zum Steuernzahlenvermeiden. Da ist das Deutsche noch vorne dran, manche Gesetze und Verordnungen lassen sich nicht mal von amtsdeutsch in hochdeutsch übersetzen - geschweige denn ins Englische.

Starr vor Entsetzen wußte die bayerische Schwester-Union tagelang gar nicht, was sie sagen sollte. Am Dienstag endlich haben sich die Bataillone der CSU, im Geiste vereint mit der Bundesregierung, zur tapferen Abwehrschlacht versammelt. Erste Angriffsziele sind ausgemacht. Die Bayern kündigen listig an, die Vorschläge des Rasenden von Arnsberg "konstruktiv" zu prüfen. Es sei auch Vernünftiges dabei, sagen sie schelmisch. Aus der Formulierung spricht die Erfahrung, daß man Revoluzzern mit belegter Stimme und kleinen Nettigkeiten begegnet, wenn die nicht merken sollen, daß man sie aufs Kreuz legt. Am Ende werden auch Rot-Grün, die Gewerkschaften und das linke Gewissen der CDU wieder mit am Konsens-Tisch sitzen, und da kann der Merz dann erleben, wie seine dreiste Attacke zwischen den Schanzen, Gräben und Drahtverhauen der "Forderung nach sozialer Gerechtigkeit" und unseren übrigen Besitzständen in Stücke gerissen wird.

Diesem Schicksal ist Guido We-sterwelle knapp entgangen. Aus dem politischen Wachkoma zurück-gekehrt, lud er todesmutig die FDP-Führung nebst Gefolge nach Berlin ein. Blaß und zähneklappernd erwartete er die Ankunft seiner Funktionärskollegen - und konnte nach Minuten erleichtert feststellen, daß die noch viel blasser und klappernder daherkamen als er selbst. Das Gesetz der Natur: Wenn die Sonne tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten. Für die im Dauertief der Umfragen verrottende FDP ist die Sonne schon fast untergegangen. So überschattete Westerwelle sie alle, und die Presse konnte jubeln: Der alte Guido, der spaßige, ist wieder da! Was so ein einziges Wochenende anrichten kann ...

Statt sich wie die Großparteien in hohlem Geschwafel zu erschöpfen, haben die Liberalen eine klare Botschaft für die Deutschen: Unser Land braucht liberale Politik für eine liberale Gesellschaft! Dazu haben sich die obersten Blaugelben nach einer zähen, aber "offenen" und "emotionalen" Debatte durchgerungen, wie der Parteichef später preisgab. Alles übrige will die FDP-Spitze ein andermal angehen, mit einem "Strategiepapier".

Jetzt kann Guido Westerwelle wieder ruhig schlafen, ohne die stän-

dige quälende Angst vor Wolfgang Kubicki und ohne Schlaftabletten. Boris Becker hat gestanden, daß er die Dinger früher, zwischen 1987 und 1992, immerzu nehmen mußte, um nicht durchzudrehen. "Aber die Öffentlichkeit hat davon nichts mitgekriegt", meint er zu wissen. Na, ja ... diese Interviews damals: "Ich, ääääh, meine, dieses ... ääääh ... Spiel ... äääääääh ..." - also im Grunde hatten wir da schon so eine leise Ahnung. Nachdem er aufgewacht war, begann Beckers zweites, sein wildes Leben. Es endete in dem Londoner Wäscheschrank. Tabletten haben eben auch ihr Gutes.

Die USA sind gefährlich? Erst die Deutschen haben "Halloween" in ein Blutbad verwandelt!