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15.11.03 / Nicht nur Fassade: Bertelsmann in Preußischer Kommandantur Unter den Linden 

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. November 2003


Die alte Form in gutem Geist
Nicht nur Fassade: Bertelsmann in Preußischer Kommandantur Unter den Linden 
von K. P. Gerigk

Wieder in altem Glanz erstrahlt die Preussische Kommandantur "Unter den Linden 1." Die Fassade ist eine Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäudes. Bertelsmann hatte sich nicht nehmen lassen, mit viel Prominenz, darunter Boris Becker und der Architekt Thomas van den Vallentyn, das Gebäude einzuweihen und dort seinen Hauptsitz einzurichten. Im Inneren erwartet den Besucher moderne Gestaltung aus den edelsten Materialien und feinem Glas. Durch den Wintergarten ist der Blick auf das Außenministerium möglich. Damit ist der erste "Retrobau" nach der Wiedervereinigung in Berlin fertiggestellt. Anders als die Architektur am Potsdamer Platz, die modernistisch, streng und kühl wirkt, ist die Preußische Kommandantur ein bewußte Anknüpfung an das Stadtbild des wilhelminischen Kaisertums und ein Brückenschlag zum toleranten Preußentum, in dessen Tradition sich Berlin ebenso präsentieren kann wie progressiv-modernistisch.

Die Rekonstruktion, zu der Bertelsmann sich ausdrücklich verpflichtet hatte, dauerte zwei Jahre und kostete knapp 23 Millionen Euro. Die Kommandantur ist heute nicht mehr militärische Repräsentanz, sondern Ort kultureller Begegnung und Sitz des größten Medienkonzerns der Welt. Der letzte Hausherr dort war Paul von Hase, der im Widerstand gegen den braunen Faschismus kämpfte und als Verschwörer des 20. Juli hingerichtet wurde.

Ganz für die modernen Bedürfnisse des Gütersloher Weltkonzerns sind Räume für Feste und Konferenzen mit allen technischen Voraussetzungen eingerichtet. Die Technik ist in der Tat eine Meisterleistung. Da es keine Baupläne mehr gab, mußten die Architekten Stuhlschlemmer auf Fotografien aus dem Jahre 1910 zurückgreifen. Ein Passant meinte, als er den fertigen Bau sah: "Gut, daß man dem Gebäude wieder eine Farbe gegeben hat", so ist es auch gut gelungen. Es sieht nur renoviert, nicht rekonstruiert aus. Der Ursprungsbau wurde 1653 errichtet und 1873 erweitert. Das helle Weiß des Anstrichs muß allerdings wohl öfter erneuert werden, denn die Emissionen des Autoverkehrs und der Heizungen in Berlin werden die Fassade schädigen. Für die Befürworter der Schloßrekonstruktion ist die Wiederherstellung der Kommandantur ein Meilenstein. Die Welt atmete auf: "Es geht doch!" Die Schloßrekonstruktion wurde zwar für die nächsten zwei Jahre zurückgestellt. Doch schon im Frühjahr 2004 soll eine Kulisse von dem als Akademie und Museum geplanten Bau errichtet werden.

Die Preußische Kommandantur in Berlin:

Die Adresse der Militärrepräsentanz Preußens war "Unter den Linden 1". Heute ist die Kommandantur Sitz des Medienkonzerns Bertelsmann, der das Gebäude in altem Stil rekonstruierte. Damit ist der erste sogenannte "Retrobau" in Berlin fertiggestellt. Als nächstes großes Projekt soll das Stadtschloß an alter Stelle neben dem Dom wiedererstehen. Für 2004 ist schon eine Modelldarstellung im Maßstab 1:1 geplant. Der Förderverein und Wilhelm v. Bodien sammeln weiter für den Wiederaufbau des Schlosses.

Foto: dpa