19.04.2024

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22.11.03 / Geschichte der letzten Katharer, beruhend auf Prozessakten

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. November 2003


Im Visier der Inquisition
Geschichte der letzten Katharer, beruhend auf Prozessakten

Seit einiger Zeit versucht der Taschenbuchverlag Bastei Lübbe verstärkt vor allem mittelalterliche Geschichte in Form von handlichen Taschenbüchern auf den Markt zu bringen. Hierbei kauft er meist schon im englischsprachigen Bereich erfolgreich gewesene Titel auf. Diesmal ist es der Bestseller des Londoner Professors für englische Literatur, René Weis, der Geschichte auf unterhaltsame Weise vermittelt.

Mit detektivischem Spürsinn begibt er sich auf die Spuren der letzten Katharer. Der Begriff Katharer (von griechisch katharos: rein) bezeichnet eine Glaubensbewegung vom 11. bis 14. Jahrhundert, die vornehmlich im Süden Frankreichs, aber auch in Italien und Spanien auftrat und von der Inquisition auf das schärfste bekämpft wurde. So mancher Katharer mußte sein Leben auf dem Scheiterhaufen lassen, da die katholischen Kirchenfürsten die allerdings auch nach unseren heutigen Maßstäben sehr extreme Religionsauffassung der Katharer als ketzerisch empfanden.

René Weis läßt seine Erzählung nach der scheinbar großen Vernichtung der Katharer 1296 ein- setzen, von der an sich die Andersgläubigen im Untergrund neu formierten. Anhand von bis heute erhaltenen Prozeßprotokollen aus dem frühen 14. Jahrhundert erzählt er die Geschichte der als Ketzer verschrienen Glaubengruppe. Ausführlich rollt er die Geschichte einzelner Personen auf, geht auf Familiebeziehungen, Streitigkeiten, Dorftratsch und natürlich die Ausübung des Glaubens ein.

Vertrauensvoll folgt der Leser dem vor Ort recherchierenden Professor in die Bergdörfer, nimmt Anteil an Guillemettes schwerer Geburt, Béatrices Vergewaltigung und Pierre Maurys Heirat, doch irgendwann wird es zuviel. Zu detailliert nimmt sich der Autor der Vorgeschichte an, zu viele Personen werden genannt, Banalitäten des Alltags nacherzählt, wobei die Zugehörigkeit der Personen zu den verfolgten Katharern und die Ausübung der Religion in den Hintergrund tritt. So ist es eher ein auf historischen Quellen beruhender Heimatroman geworden, zwar irgendwie auch reizvoll, aber nicht für den, der sich mit den Katharern an sich befassen will. R. B.

René Weis: "Die Welt ist des Teufels - Die Geschichte der letzten Katharer 1290 bis 1329", Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, zahlr. farbige Abb., Taschenbuch, 560 Seiten, 9,90 Euro