25.04.2024

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29.11.03 / Geschichtslos

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. November 2003


Michels Stammtisch:
Geschichtslos

Müssen Geschichte und die in ihr entstandenen baulichen Objekte nur dann bewahrt werden, wenn sie "schön" waren und sind, fragte sich der Stammtisch im Deutschen Haus. Oder muß man auch vom heutigen Zeitgeschmack als "häßlich" empfundene Objekte, die obendrein aus historisch dunkler Zeit stammen, für Gegenwart und Zukunft erhalten?

Es ging darum, ob es richtig sei, daß der Deutsche Bundestag für 20 Millionen Euro die Abrißbirne für den "Palast der Republik" bestellt hat, um den sozialistischen Prunkbau abzureißen. Vom Volksmund als "Ballast der Republik" und "Erichs Lampenladen" bespöttelt, war er an Stelle des Berliner Hohenzollernschlosses von der SED errichtet worden. Nun gilt er als "Müll der Geschichte" und als deren häßliches Überbleibsel.

Bis irgendwann einmal das Schloß als Hülle für irgend etwas wieder ersteht, soll "vorerst" eine grüne Anlage entstehen. Dazu hieß es am Stammtisch, allzu viele Provisorien hätten sich schon als sehr dauerhaft erwiesen. Berlins Mitte sei Stein gewordene deutsche Geschichte, auch mit ihren häßlichen Seiten. Dazu gehöre auch die Palastruine, in der schließlich nicht nur die DDR-Volkskammer als Pseudoparlament einstimmig die DDR-Hymne sang, sondern auch die erste frei gewählte Volkskammer ihren Beschluß zum Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland faßte.

Der Teil des Palastes, in dem sich diese Höhen und Tiefen deutscher Geschichte ereigneten, hätte für die Zukunft bewahrt werden müssen, als anschauliches und in Zukunft erlebbares Stück deutscher Geschichte, gleichgültig ob es schön oder häßlich anzusehen sei, meinte der Stammtisch. Genau dieser Teil des DDR-Palastes hätte mögliche Pläne für die Rekonstruktion der Schloßfassade nicht behindert.

Aber schon die Bonner Republik habe ihre schlimme Geschichtslosigkeit dokumentiert, als sie den alten Plenarsaal des Bundestages in Bonn abriß, das Gestühl verschleuderte und spärliche Reste wie eine Karikatur davon im Museum für Deutsche Geschichte wieder aufstellte. Immerhin hatten einst Adenauer und Schumacher, Heuß und Erhard in diesem Plenarsaal Deutschland nach dem Zusammenbruch demokratisch und frei neu begründet.