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29.11.03 / Herrliches Vergnügen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. November 2003


Herrliches Vergnügen
Ruth Geede erzählt heitere Weihnachtsgeschichten auf CD

Draußen stiemt es schon seit Stunden. Ein eisiger Ostwind fegt um das Haus. Doch drinnen ist es gemütlich. Der Kachelofen verströmt eine wohlige Wärme, und aus dem Ofenrohr duftet es verdächtig nach Bratäpfeln. Die Mutter hört man in der Küche hantieren, aus der wundervolle, verheißungsvolle Düfte strömen, nach Plätzchen und nach Marzipan. Die größeren Kinder helfen eifrig bei den Vorbereitungen, nur die Kleinen haben sich an Großchens Schulter gekuschelt und hören aufmerksam zu, was sie zu erzählen hat. Und sie erzählt, wie nur eine Großmutter erzählen kann, von Tante Bertchen und dem Ohm Willem, der so naschsüchtig war, daß er dem sorgfältig vorbereiteten Pfefferkuchenteig der Tante ein unrühmliches Ende bereitete. Unrühmlich endete auch die Geschichte von dem gefallenen Engel, in der ein wildgewordener Ganter und ein ebenso streitsüchtiger Hund eine Rolle spielten. Oder die Geschichte von Marias Haar, das ausgerechnet der braune Kunter von Hannchens Vater am Schwanz trug.

Geschichten voller Humor und Liebe erzählt, Geschichten, die Kinderherzen auch heute noch höher schlagen lassen dürften und die Erwachsene wie von Zauberhand entführen in die eigene Kindheit. Gibt's nicht? Und dann noch einfühlsam erzählt? Gibt's schon gar nicht? Aber klar doch! Ruth Geede hat gerade rechtzeitig vor dem Fest heitere Weihnachtsgeschichten aus Ostpreußen zusammengestellt und auf CD eingespielt. Nach den Märchen aus dem Bernsteinland, eine wundervolle Aufnahme uralter Geschichten, ist diese neue Einspielung wieder ein Volltreffer für alle Freunde heimatlicher Erzählkunst.

Neben den heiteren Geschichten hört man auch viel über Brauchtum zur Weihnachtszeit, und wenn Ruth Geede ein plattdeutsches Gedicht von Erminia v. Olfers-Batocki mit warmer Stimme rezitiert, dann fühlt man sich auf die gemütliche Ofenbank versetzt und fängt an zu träumen. Und wer könnte die plattdeutsche Sprache heute besser sprechen als Ruth Geede, die selbst niederdeutsche Gedichte geschrieben hat, von denen die heitere "Schlädefoahrt" ebenfalls zu hören ist.

Aus dem Gniddern kommt der Zuhörer auch nicht heraus, vernimmt er von den Schwierigkeiten, die Kinder offensichtlich mit den Texten beliebter Weihnachtslieder haben. Da gibt's eine "knabenbringende Weihnachtszeit", eine "Jungfrau aus Neukuhren", blinde Engel und gar eine Jule, die über allem schwebt. Weihnachten, ein heiteres Fest. Wie wahr! SiS

Ruth Geede: "Hoch oben schwebt Jule - der Engel kiekt vor", Heitere Weihnachtsgeschichten aus Ostpreußen. Litraton Verlag , Hamburg 2003, 1 CD, 79:09 Minuten, 14,90 Euro