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29.11.03 / Die Kreisgemeinschaft Heilsberg besuchte die Jubiläumsfeierlichkeiten der Deutschen Minderheit

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. November 2003


Feiern mit den Heimatverbliebenen
Die Kreisgemeinschaft Heilsberg besuchte die Jubiläumsfeierlichkeiten der Deutschen Minderheit

Wie seit einigen Jahren Tradition, hatte der Heilsberger Kreisvertreter Aloys Steffen durch die Firma Busche eine zwölftägige Reise gen "Osten" zusammenstellen lassen, an der eine große Busgesellschaft aus Heilsbergern und einigen nicht aus Ostpreußen stammenden Ehepartnern und Freunden, "Wahlostpreußen" inzwischen, teilnahm. Diesmal sollte neben dem Baltikum die Feier des zehnjährigen Bestehens der Heilsberger Deutschen Minderheit besucht werden. Kurz hinter Hamburg geriet die Gruppe in einen vierstündigen Stau, der dazu führte, daß die Gruppe in Rostock ihre Fähre verpaßte, die sie nach Reval bringen sollte. Um die Fahrt nicht platzen zu lassen und die Deutsche Minderheit in Heilsberg nicht zu enttäuschen, der zugesagt worden war, mit ihr ihr zehnjähriges Jubiläum zu feiern, wurde mit Hilfe der Buszentrale umdisponiert. Dadurch ging zwar ein Reisetag verloren, doch trotzdem kam die Gruppe nach dem Besuch des Baltikums rechtzeitig zum Besuch der Jubiläumsfeierlichkeiten in Heilsberg an.

Das Wetter war prächtig, als die Gruppe von ihrem kleinen, modernisierten Hotel am Stadtrand hinunter zum Bischofsschloß - nach der Marienburg der schönste und best-erhaltene Bau aus der Ordenszeit - fuhr, wo in der Schloßkapelle der ökumenische Festgottesdienst unter Mitwirkung des auf beachtlich hohem Niveau singenden deutschen Chores stattfand. Es war für alle tief bewegend, daß er mit Kaplan André Schmeier von einem Enkel eines Heilsberger Handwerksmeisters geleitet wurde, der sich im Ermland zum Priester weihen ließ, um sich als Geistlicher insbesondere dort um seine heimatverbliebenen Landsleute zu kümmern.

Daß die Heilsberger Stadtverwaltung nicht nur für diesen Gottesdienst die Schloßkapelle zur Verfügung stellte, sondern auch der Festakt im Schloßrefektorium stattfinden und in den Kellergewölben anschließend ein reichhaltiges Mittagsbuffet durch die Frauen der deutschen Volksgruppe angeboten werden konnte, zeigt, wieviel Hochachtung sich diese Gruppe in Heilsberg erworben hat, sicher nicht zuletzt durch das segensreiche Wirken der Sozialstation. Das wurde auch deutlich in den Reden und Grußworten der Vertreter der polnischen Administration, des Bürgermeisters und des Woiwodschaftsvertreters.

Ebenso war der Vorsitzende des "Verbandes der Deutschen Gesellschaften im ehemaligen Ostpreußen" gekommen. Er sprach davon, daß die heimatverbliebenen Heilsberger die Heimat behalten und das Vaterland verloren hätten, die heimatvertriebenen Heilsberger aus der Bundesrepublik Deutschland jedoch das Vaterland behalten, aber die Heimat verloren hätten.

Von Seiten der deutschen Volksgruppe wurde an mehrere Polen und Deutsche, die sich um sie durch ihre Unterstützung in den letzten Jahren verdient gemacht haben, langstielige Rosen, Dankesurkunden und Präsente überreicht. Zu den derart Geehrten gehört der Direktor der Schule, die drei Räume für die Vereinsarbeit zur Verfügung stellt und in der auch die Sozialstation ihren Sitz hat, ebenso wie die engagierte Chorleiterin, die mehrmals im Jahr jeweils für zwei Wochen aus der Bundesrepublik kommt, um intensiv mit "ihren Mädchen" zu üben, oder der Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Heilsberg und seine Frau. In seiner Dankesrede avisierte Aloys Steffen ein Videogerät als Geschenk. Chor und Volkstanzgruppe lockerten die Veranstaltung durch mit viel Beifall bedachte Beiträge auf. Dieser offizielle Teil des Jubiläums wurde dann durch ein Mittagsbüffet beendet.

Volksfestartig ging es dann mit reichhaltiger Kaffee- und Kuchentafel und abendlicher Grillparty, zu der neben Bier und Saftgetränken eine große Auswahl verschiedenster Salate angeboten wurde, die alle vo den Heilsberger Hausfrauen selber zubereitet worden waren, auf der Wiese beim Hotel fröhlich weiter. Am Nachmittag unterhielten Chor und Volkstanzgruppe mit Darbietungen die Gäste aus der Stadt und der Bundesrepublik. Am Abend gestalteten letztere das Programm, abwechselnd Volkslieder zur Gitarre singend. Immer enger rückte man um das Feuer in der Mitte zusammen, und erst kurz vor Mitternacht trennten sich die Feiernden.

Der einzige Wermutstropfen war Aloys Steffens Mitteilung, daß die geplante Errichtung eines Gedenksteines für die Opfer der letzten Kriege auf dem Friedhof oberhalb der Stadt an der Haltung des verantwortlichen Geistlichen gescheitert sei. Aloys Steffen hat den Mann Gottes gebeten, seine Einstellung zu überdenken, auch unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Sanierung des Turmes der Peter-und-Paul-Kirche, ihr neues Dach und die Restaurierung von innen nur durch die erheblichen finanziellen Beiträge der Maximilian-Kaller-Stiftung in der Bundesrepublik Deutschland möglich gewesen sei.

Einen erfreulichen Eindruck konnten die aus der Heimat mitnehmen, die am letzten Heilsbergtag an der Busfahrt in den Kreis Bartenstein am gut wieder hergerichteten Schloß von Hermenhagen, heute ein renommierter Gasthof, vorbei zum ehemaligen Besitz der Grafen Eulenburg, Gallingen, teilnahmen. Dort hat ein Warschauer Kosmetikgroßhändler einen Pferdezuchtbetrieb und Reiterhof eingerichtet, für die er 200 Hektar des ehemals 2.000 Hektar umfassenden Besitzes wieder bewirtschaften läßt. Die nach alten Plänen wieder errichteten Wirtschaftsgebäude entsprechen dem ehemaligen Gutsbetrieb. Schloß, Park und Teich sind ebenso wie die Patronatskirche nach völligem Verfall hervorragend instandgesetzt. Stück um Stück soll die Inneneinrichtung folgen.

Zwei Übernachtungen in Stettin boten gute Gelegenheit, sich in dieser schönen, in viel Grün eingebetteten Hafenstadt an Oder und Stettiner Haff umzusehen. Auch hier sind oder werden die enormen Kriegsschäden, das alte noch Vorhandene möglichst bewahrend, beseitigt. Dann ging es zurück in die Bundesrepublik.

Ein Baltikumbesuch war in die Reise integriert

Neubau an der Memel: Nun hat auch Memel einen Anleger für die großen Kreuzfahrtschiffe mit direktem Zugang zur Altstadt. Der neue Kai entstand in der Verlängerung der Dange-Mündung in das Memeler Tief und ist dem ehemaligen Lindenau-Werftgelände vorgelagert Fotos (2): Neuman