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06.12.03 / Wien-Preßburg: Erneuerte Bande

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Dezember 2003


Wien-Preßburg: Erneuerte Bande
Historischer Großraum in Wartestellung

Keine anderen Hauptstädte in Europa liegen einander so nah wie Wien und Preßburg (Bratislava). Beide trennen nur rund 40 Kilometer. Im Jahre 1914 wurde sogar eine Straßenbahnverbindung eingerichtet.

Die Bindung an Wien war für die - nach Budapest - "zweite Stadt" im ungarischen Reichsteil der Donaumonarchie schon deshalb eng, weil die Preßburger Deutschen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges bzw. der Ausrufung "Bratislavas" als slowakische Hauptstadt 1919 die größte Bevölkerungsgruppe stellten.

Viele der deutschen, slowakischen oder ungarischen Einwohner waren zwei- oder gar dreisprachig. Das änderte allerdings nichts daran, daß sich das kommunalpolitische Klima ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts merklich verschlechterte. Damals zeitigte die bereits seit etwa 1880 angestrebte Madjarisierung der Stadt immer schwerwiegendere Folgen. So wurde der Bau der seit 1899 diskutierten Straßen-

bahn nach Wien bewußt verzögert und 1905 die deutschsprachige Spielzeit im Stadttheater abgeschafft. Von 1899-1902 hatte es eine im damaligen Ungarn singuläre zweisprachige Bespielung dieser Bühne gegeben - mit täglichem Wechsel der Aufführungssprache.

Heute ist der Großraum Wien-Preßburg (oft werden hier noch das etwas weiter entfernte ungarische Raab oder das mährische Brünn hinzugefügt) so etwas wie ein Brennglas für die im Mai 2004 beginnende heiße Phase der EU-Osterweiterung.

Alle damit verbundenen Probleme, aber auch alle Chancen sind in dieser in Vorbereitung befindlichen "Europaregion" deutlicher erkennbar als anderswo. Eine engere Zusammenarbeit könnte wirt-

schaftlich den gesamten Großraum beleben. Es gibt gut klingende, mit viel Geld aus Brüssel vorangetriebene Infrastrukturvorhaben wie den Ausbau der Straßen- und Schienenverbindung von Wien über Preßburg, Brünn und Warschau nach Danzig.

Andererseits droht den Wienern ein erheblicher Zuzug slowakischer Arbeitskräfte. Diese sind teils gut qualifiziert und dürften mit ihren geringeren Lohnerwartungen etliche Österreicher aus ihren Berufen verdrängen.

Die geringe Entfernung gibt außerdem Preßburger Handwerkern und Dienstleistungsbetrieben die Möglichkeit, von zu Hause aus den lukrativen Markt der österreichischen Hauptstadt "aufzurollen". Martin Schmidt