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06.12.03 / Hier Held, dort Mörder / Noch heute werden Kriegsverbrechen von Alliierten im Zweiten Weltkrieg schöngeredet 

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Dezember 2003


Hier Held, dort Mörder
Noch heute werden Kriegsverbrechen von Alliierten im Zweiten Weltkrieg schöngeredet 
von Hans-Joachim von Leesen

Immer noch sind vor deutschen Gerichten Verfahren anhängig gegen deutsche Soldaten, denen vorgeworfen wird, im jetzt fast sechzig Jahre zurückliegenden Zweiten Weltkrieg Kriegsverbrechen begangen zu haben. Die Öffentlichkeit nimmt davon kaum noch Notiz. Die Prozesse, die nach Ende des Krieges zunächst von alliierten Gerichten geführt, dann von deutschen Gerichten fortgesetzt wurden, haben mit dazu beigetragen, daß sich in der Öffentlichkeit der Eindruck verfestigte, Kriegsverbrechen seien allein von Deutschen begangen worden.

Jeder, der sich mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges unvoreingenommen beschäftigt, weiß, daß diese Annahme natürlich falsch ist, doch wer unter den heutigen Deutschen hat schon solche Studien betrieben? Im Laufe der Jahrzehnte ist eine Unzahl von Verstößen gegen das Völkerrecht, die von den Siegermächten begangen worden sind, in der Fachliteratur beschrieben worden, und immer noch findet man vor allem in ausländischen Publikationen neue Darstellungen. Da drängt sich die Frage auf, wie man in den Siegerstaaten mit den von eigenen Leuten begangenen Kriegsverbrechen umgeht und wie sich diese Verfahrensweise von der der Deutschen unterscheidet.

In der Juli-Ausgabe der vom US Naval Institute herausgegebenen Zeitschrift Proceedings findet man einen Beitrag von Joe I. Holwitt über den US-amerikanischen U-Boot-Kommandanten "Mush" Morton und den "Buyo Maru-Massenmord". Der Vorgang ist in Deutschland nicht bekannt, weshalb er hier kurz geschildert sei.

Am 26. Januar 1943 griff das US-Unterseeboot "Wahoo" (SS-238) unter dem Kommando von Lieutenant Commander Dudley "Mush" Morton in den Gewässern von Neuguinea (der genaue Ort ist in dem Beitrag nicht genannt) einen japa- nischen Geleitzug an und versenkte aus ihm den Truppentransporter "Buyo Maru".

Als das Schiff gesunken war, war die Wasserfläche bedeckt mit den Köpfen der Schiffbrüchigen, die sich zu retten versuchten. Bei seiner späteren Meldung behauptete der amerikanische U-Boot-Kommandant, es seien 10.000 japanische Soldaten gewesen, was falsch war. An Bord waren nur insgesamt 1.126 Menschen gewesen. Zu ihnen gehörte eine große Zahl von britischen Kriegsgefangenen, Angehörige des 16. Punjab Regiments, die sich bei dem Fall von Singapur den Japanern ergeben hatten. Auf die im Wasser um ihr Leben kämpfenden Schiffbrüchigen befahl der U-Boot-Kommandant das Feuer zu eröffnen. Er wollte damit, wie der Chronist schreibt, die Zeit sinnvoll nutzen, die er benötigte, um über Wasser die Batterien des Boots aufzuladen. Die Besatzung seines U-Boots schoß nun aus allen Rohren auf die Schiffbrüchigen. Spätere Ermittlungen ergaben, daß es den US-Marinesoldaten auf diese Weise gelang, 195 im Wasser treibende kriegsgefangene britische Soldaten und 87 Japaner zu töten.

Zurückgekehrt auf seinen Stützpunkt, meldete Lieutenant Commander Morton seinen Erfolg. Dazu der Verfasser des Zeitschrif- tenartikels: "In seinem ersten Bericht an den Kommandeur der Unterseeboote im Pazifik, Vizeadmiral Charles Lockwood, legte er genau so viel Wert auf das Vernichten japanischer Rettungsboote wie auf das Versenken japanischer Schiffe aus dem Konvoi. Er stellte stolz fest: ,Wir haben alles vernichtet, die Boote und den größten Teil ihrer Mannschaft.'"

Als Morton im Oktober 1943 fiel, hatte er 19 gegnerische Schiffe versenkt. Er war der zweiterfolgreichste US-U-Boot-Kommandant und wurde mit insgesamt vier "Navy Crosses-Tapferkeitsmedaillen" ausgezeichnet. Nach der Darstellung in der Zeitschrift Proceedings wurde er im Pazifik unter seinen Kameraden wegen seines unglaublichen Mutes, seiner Vorstellungskraft und seines Einfallsreichtums gerühmt. "Zwar setzte er sich über Formalitäten und das Protokoll hinweg, doch war er bei allen Dienstgraden ... beliebt. Mit seinem unbezähmbaren Geist stärkte er die Kampfmoral ... Mortons kreative Energie und kämpferische Kühnheit wirkten Wunder." Joel I. Holwitt, der Autor, schildert aber auch die, wie er es ausdrückt, "dunkle Seite" seines Charakters, nämlich seinen unbezähmbaren Rassismus. Er hatte einen "überwältigenden biologischen Haß auf den japanischen Feind ... In allen Ecken seines U-Bootes ‚Wahoo' hingen Plakate, auf denen in leuchtenden Buchstaben stand: ‚Schießt auf die Hundesöhne' (‚Shoot the sunza bitches!') Als Rassist wie viele Amerikaner seinerzeit empfand er die Japaner als minderwertig."

Konteradmiral Dick O'Kane rechtfertigte Mortons Ermordung von Schiffbrüchigen damit, daß auch die Bombardierungen durch die amerikanische Luftwaffe viele zivile Opfer forderten. Der Verfasser des Berichts: "Wenn die USA den Krieg verloren hätten, würde man Morton vor ein Kriegsverbrechertribunal gestellt haben. Seine Regierung aber machte ihn zu einem Killer, und er war bereit, ein möglichst erfolgreicher Killer zu sein."

Aus heutiger Sicht meint der Autor des Beitrages, man sollte Morton nicht als Mörder oder Kriminellen brandmarken. "Er fällte die Entscheidung unter dem Druck der Schlacht und riskierte Unehrenhaftigkeit, um seine Soldaten zu retten." Und er empfiehlt den angehenden amerikanischen Marineoffizieren an der Marineakademie, sich mit Mortons Verhalten auseinanderzusetzen und für sich zu prüfen, wie sie sich verhalten würden.

Es sind zahlreiche Fälle bekannt geworden, in denen sowohl Briten als auch US-Amerikaner während des Zweiten Weltkrieges gezielt und auf Kommando schiffbrüchige Angehörige gegnerischer Nationen im Wasser erschossen, so am 21. Mai 1941 im Seegebiet nördlich Kreta, als britische Seestreitkräfte 60 Motorsegler angriffen, von ihnen 15 versenkten und im Scheinwerferlicht gezielt auf die im Wasser treibenden deutschen Soldaten schossen, wobei fast 300 Soldaten getötet wurden.

Auch ein anderer Fall wird in dem Buch "Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten", herausgegeben von Franz W. Seidler und Alfred de Zayas, dokumentiert: Am 9. Februar 1942 bringt das britische U-Boot "HMS Torbay" in der Ägäis einen deutschen Frachter auf und versenkt ihn durch ein Prisenkommando. Die sieben an Bord angetroffenen deutschen Soldaten versuchen, sich in einem Rettungsboot in Sicherheit zu bringen, werden aber alle gezielt von den britischen Seeleuten erschossen. Der U-Boot-Kommandant erhält dafür das Victoria-Kreuz und wird 1956 sogar Konteradmiral.

Am 18. April 1942 versenkt der US-Zerstörer "Roper" vor der amerikanischen Ostküste das deutsche U-Boot U 85. Rund 40 deutsche Marinesoldaten können sich schwimmend retten, werden aber systematisch vom US-Zerstörer aus getötet, indem der Kommandant unter die im Wasser treibenden Wasserbomben werfen läßt.

Am 16. September 1942 versenkt ein deutsches U-Boot vor Asucion den britischen Truppentransporter "Laconia" mit 2.771 Menschen an Bord, davon 1.800 kriegsgefangene italienische Soldaten. Als sie im Wasser treiben, funkt U 156 auf offener Dampferwelle an alle in der Nähe stehenden Schiffe SOS, nimmt selbst viele Schiffbrüchige an Bord und eine Reihe von Rettungsbooten ins Schlepp. Den offenen Funkspruch fängt auch ein US-Flugzeug vom Typ "Liberator" auf und nutzt die Gelegenheit, um das U-Boot, das durch die große Zahl von aufgenommenen Schiffbrüchigen kaum zur Abwehr fähig ist, ebenso anzugreifen wie die Rettungsboote in seinem Schlepp. Das Boot kann mit viel Glück beschädigt entkommen.

Der einzige Fall, in dem ein deutsches U-Boot Schiffbrüchige beschossen hat, ist der des U 852. Es hatte am 13. März 1944 den kleinen griechischen Frachter "Peleus" versenkt. Um die gegnerischen Flugzeuge daran zu hindern, durch die treibenden Wrackteile dem U-Boot auf die Spur zu kommen, versenkte es die umherschwimmenden Trümmer durch Artilleriebeschuß ohne Rücksicht auf die Schiffbrüchigen, die sich noch an ihnen festhielten. Als übrigens dasselbe U-Boot später im Indischen Ozean von britischen Flugzeugen durch Wasserbomben schwer beschädigt wurde und seine Besatzung sich schwimmend zu retten versuchte, wurde sie von den Briten mit Maschinengewehrfeuer angegriffen, wobei viele verwundet wurden.

Nach dem Kriege wurde dem deutschen Kommandanten, Kapitänleutnant Eck, in Hamburg von den Briten der Prozeß gemacht. Er, der Schiffsarzt und ein Leutnant wurden zum Tode verurteilt und erschossen. Helmut Schmoeckel, der in dem erwähnten Buch über Kriegsverbrechen den Fall schildert, schließt mit den Sätzen: "In der Geschichte der deutschen Seekriegsführung im Zweiten Weltkrieg ist der Fall Eck der einzige bekannt gewordene Fall, daß Schiffbrüchige getötet wurden. Es entspricht in keiner Weise der deutschen Auffassung von Humanität und internationalem Völkerrecht."

Allenfalls unehrenhaft: US-Lieutnant Commander Dudley "Mush" Morton ließ 1943 auf Schiffbrüchige das Feuer eröffnen. Foto: Archiv

Nur den deutschen Kriegsverbrechern wurde der Prozess gemacht