19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.12.03 / Hinter dicken Mauern

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Dezember 2003


Hinter dicken Mauern
von Detlef Arntzen

Als junger Mann schrieb ich meine Dissertation mit der Überschrift "Fenster im Wohnungsbau: Nutzwert, Kosten, Wirtschaftlichkeit". Ein Verlag druckte tausend Exemplare, 800 wurden verkauft, der Rest verramscht. - Fenster sind so selbstverständlich, daß sich kaum ein Mensch über dieses Bauteil Gedanken macht, wozu auch. Von draußen klatscht der Regen gegen die Scheiben, das Fensterglas hält den Sturm zurück und, wenn auch nur beschränkt, die Raumwärme; Einbrecher müssen Gewalt anwenden, um einsteigen zu können. Das Fenster hat eine schützende Funktion, die durch Kilogramm, Kalorien und Dezibel definiert wird.

Wichtiger als die unabdingbare physikalische Komponente ist aber die psychische. Ein Blick nach draußen, und es wird klar, was gemeint ist. Das Sonnenlicht macht den Raum und die Umwelt sichtbar, der blaue Himmel und das Zwitschern der Vögel erheitern, die wärmenden Strahlen sind wohlig, die Luft riecht, ein Flugzeug dröhnt am Himmel, die Nachbarin klopft an die Scheibe und kommt durch die Fenstertür zu einem Plausch.

Ein armer Mensch ist das, der hinter dicken Mauern und vorgezogenen Gardinen lebt, glaubt leben zu müssen oder sogar leben will, keinen an das eigene Ich heranläßt, nicht geben kann, nur nehmen, raffen will, ich, ich, ich. Man muß dankbar sein, wenn man sein Fenster öffnen kann.

Im Hamburger Abendblatt vom 23. Mai stand ein Spruch von Zenta Maurina, erstaunt fand ich im Lexikon: Lettische Schriftstellerin, *1897, †1978, emigrierte 1944 nach Deutschland; Romane, Erzählungen und Essays. In der Zeitung stand: "Das schrecklichste Gefängnis ist ein fensterloses Ego."

 

Meine Heimat Masuren

Von Ulrich Jakubzik

Schlanke, rotgolden

schimmernde Kiefern,

hoch über dem See

aufragend zum Himmel;

ihr Abbild

im leise sich wiegenden Wasser verschwimmend.

In dunkler Tiefe

halb nur geahnt

der uralte heimliche Wels,

König in allen Wassern Masurens.

Stille - Einsamkeit, weltentrückt.

Am hohen Ufer

nur du und ich.

Im Schein der Abendsonne

flachsblonden Haares

und hellen Auges,

sanft und unergründlich zugleich,

Herrin meiner Sinne

und meines Lebens,

du, Mädchen Masovia.

In den Armen halte ich dich

und niemals lasse ich dich,

du meine Heimat auf ewig.