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06.12.03 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Dezember 2003


Das Böse am Bösen ... und wie es sich verraten hat 
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Für Joschka Fischer fällt Weihnachten dieses Jahr aus, jedenfalls was die Geschenke angeht. In den letzten Tagen ist so ziemlich alles schiefgelaufen. Europäischer Außenminister wollte er werden und er weiß eigentlich auch, wie man solcherlei Karriere in die Wege leitet. Man bewirbt sich nicht, man läßt sich bitten von Leuten, die man vorher entsprechend eingenordet hat. Dann ziert man sich, um sich - "um der Sache willen" - schließlich zu opfern. Fischer ist ein Meister solcher Aufführungen. Er aktiviert dann seine sämtlichen zahlreichen Gesichtsfalten und plinkert säuerlich über den Brillenrand, als habe er die Krisen der Welt allesamt selber essen müssen. Das sieht sehr nachdenklich aus und kommt an, wie die Umfragen belegen.

Doch nun hat sein angeblicher Freund Daniel Cohn-Bendit die feingesponnenen Pläne viel zu früh verpetzt. "Wenn wir 2006 die Wahlen gewonnen haben, dann wird Fischer 2007 oder 2008 EU-Außenminister", trompete er just in dem Moment in die Öffentlichkeit, als es beim Gipfel in Neapel gerade darum ging, überhaupt erst jene Verfassung zu verabschieden, die den Posten schafft, auf dem Fischers Wünsche längst Platz genommen haben. Aufgeschreckt von der Nachricht aus Deutschland schoben Europas Mächtige das Verfassungs-Vorhaben sofort auf die ganz lange Bank. Der britische Außenminister surrte, man könne ja 2009 noch mal drüber reden. Warum ausgerechnet 2009? Das dürfte kein Zufall sein, nachdem Cohn-Bendit Fischers Zeitplanung ärgerlich präzise unter Europas Völker gebracht hatte. Offiziell wurde als Grund für die Vertagung angegeben, daß sich die Staaten nicht über die Machtverteilung in den EU-Gremien hätten einigen können. Schwaches Alibi. Wir kennen die Wahrheit, wir sehen sie schließlich jeden Tag auf unseren Bildschirmen.

Parteifreundlichkeiten haben bei den Grünen eben ihren ganz eigenen Reiz. Nichts sei "aufregender, als Vorsitzende dieser Partei zu sein", schluchzte Angelika Beer auf dem jüngsten Treffen der einstigen Ökotruppe. Beinahe hätten die Delegierten sie von der Europawahl-Liste gespült, sie dann aber doch noch einmal gnädig von der Planke geholt. In Beers Stimme steckte der brüchige Jubel der Davongekommenen, die vom Schafott lebend herabsteigen durfte und sich nun erleichtert auf die Prügelstrafe freut.

Dabei können Parteitage auch harmonisch, ja liebevoll sein - vorausgesetzt, die Inquisition hat bei der Vorbereitung nicht geschlampt. Bei der CDU ist immerhin nur einer durchgeschlüpft, der frech die Sache des Verstoßenen verteidigte. Ein Delegierter namens Len-nartz meinte, man sei mit Martin Hohmann "unfair" umgegangen. Aus der mutigen Entgegnung des NRW-CDU-Chefs Jürgen Rüttgers ("Dies ist Ihr letzter Parteitag!") können wir beru´higt schließen, daß der Wirrkopf alsbald von den Flammen der Parteijustiz verzehrt werden wird. "Die Gedanken sind frei" erdreistete sich dieser Lennartz zu rufen. Damit hatte er sich verraten. Ist das nicht der Spruch jener Extremisten von 1848? Warte nur, Lennartz, mit denen sind wir damals auch fertig geworden.

Nach der Austreibung wurde es wieder hell auf dem CDU-Tag. Nun konnte Angela Merkel endlich zu ihrer Predigt ansetzen: Liebet einander. Patriotismus sei nämlich die "Liebe der Deutschen zu sich selbst" (Hat man Hohmann eigentlich schon den Paß abgenommen?), die sogar den Gefallenen und Sündern zuteil wird, so sie denn kommen und Buße tun! Das hat der niedersächsische Landtagsabgeordnete Thorsten Thümler beispielhaft vorgeführt. Der jugendliche Politiker hatte sich bereits in den Tentakeln des Finsteren von Fulda verheddert und brabbelte nach der Heimsuchung Parolen von "parteiinterner Demokratie". Seine Abbitte (siehe Personalien) muß besonders solchen Delegierten die Tränen der Rührung in die Augen getrieben haben, die vor 1990 östlich der Werra wohnten. Sie wissen noch von früher: Nur Sätze von solcher Klarheit und Ewigkeit weisen den Weg in eine bessere Zukunft. Die solidarische Betreuung durch die Genossen von der Parteileitung ist dabei ebenso unerläßlich wie die allzeitige Bereitschaft zu Einsicht und Selbstkritik von seiten der Aktivisten. Denn: Wo "Liebe zu den Menschen" und Vertrauen in die Führung der Leitstern sind, reden von "Demokratie" und ähnlichem eh nur diejenigen, die Böses vorhaben.

Das besonders Böse am Bösen ist, daß es uns neckt und in Verwirrung stürzt, so daß wir am Ende gar die Grundguten mit den Bösen verwechseln. Seit Wochen munkeln die Medien von einer Studie, die eine Zentralstelle der EU gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit schon im März erstellt haben soll. Antisemitische Regungen in Europa wurden da untersucht und reichlich gefunden, ganz wie es sich die Auftraggeber gewünscht hatten (schließlich ist so ein Amt stets von Verkleinerung bedroht, wenn sein Untersuchungs- und Bekämpfungsgegenstand nicht hinreichend wächst und gedeiht). Zum Erstaunen der Europäer jedoch liegt die Studie bis heute unter Verschluß.

Nach dem, was trotzdem durchsickert, hat das Schweigen einen todernsten Grund: Laut der Befragung seien es nämlich vor allem muslimische "Migranten" und Linke, die ihr Weltbild mit antisemitischen Phantasien aufpeppen. So war das nicht gedacht, das Ergebnis wirft politisch überhaupt keine Munition ab. Migranten und vor allem Linke waren nicht gemeint, denn gewiß hatten die Experten in Brüssel und die vielen Antirassismusgruppen, die ihnen bei der Studie geholfen haben, längst einen Aktionsplan in der Schublade, wie man den Rechten - mit der Studie in der Hand als Beweis - endgültig die scheinheilige Maske des Menschseins vom Gesicht reißt. Und jetzt so eine Pleite. In Zukunft sollte man Linke und "Migranten" ganz von solchen Befragungen ausnehmen, schon wegen der Gefahr von Diskriminierung.

Selbst schuld: Warum müssen die Europäer erst jede Dreckecke "untersuchen", bevor sie gegen das Böse losschlagen. Die Amerikaner brauchen das nicht - siehe Irak. Dort konnten sich die US-Truppen endlich mit einem heißen Puter für ihre Mühen belohnen lassen. Gesünder wären bei dem warmen Klima indes die Sachen aus der kalten Küche. Durch die kam denn auch der Stargast des Abends: Der Präsident selbst! Gut gelaunt erzählte er vom Kampf um die Befreiung der Iraker. Eine gelungene Überraschung, dieser Besuch! Insbesondere für die Regierung des befreiten Irak, denn die wußte bis zu Bushs Abflug nichts von der Visite. Die Amerikaner respektieren ihre Verbündeten nicht? Unsinn, was sollen denn da die Briten sagen? Die wissen, wie man auch als Pudel an der US-Leine ein Snob bleibt. N

Linke Antisemiten, rechte Demokratie-Parolen und die Überraschung aus der kalten Küche