Kant oder Trakehner? Beides natürlich - wenn es um Ostpreußen geht. Vom allgemeinen Bekanntheitsgrad her haben freilich die Pferde die Nüstern vorn. Ostpreußen sowie Roß und Reiter gehören zusammen!

Walter E. Genzer, Ostpreuße und Pferdemensch zugleich, hat daraus ein Buch mit kulturhistorischer Reichweite gemacht, das weit über die Reiterei hinaus auch ein spannend geschriebenes Geschichtsbuch besonderer Art über den ganzen deutschen Osten ist. Der Autor hat die große ostpreußische Pferdetradition wieder an das Licht der Welt geholt, fachkundig präsentiert und kommentiert. Die Pferdemenschen finden Sachverstand, große Namen und bemerkenswerte Zusammenhänge. Der Laie "staunt und wundert sich" über das breite, facettenreiche Umfeld und die jahrtausende- alte Tradition der Pferdekultur im Osten. Er wird wohl auch erstaunt sein über das vom Autor herausgearbeitete Verhältnis zwischen Pferd und Reiter, das man freilich schon im ersten Satz erahnen kann, der noch vor der Widmung und der Inhaltsangabe steht: "Auf die Angabe von Titeln und Dienstgraden bei den Reitern ist verzichtet worden: Vor und mit den Pferden sind alle gleich." Das ist der Geist des Buches.

Konsequent ist auch die kritische Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist von heute. Wenn der Leser die humorigen Episoden und vielen Bilder durchkostet hat, wird er von der überzeugenden kulturhistorischen Darstellung beeindruckt sein. Und von der Reiterei natürlich. Bloß - reiten muß er schon selber - am besten einen Trakehner! E. K.

Walter E. Genzer: "Pferd und Reiter im Alten Osten - damals und heute", Langen Müller, 2002, geb., 63 Abb., 160 S., 24,90 Euro