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13.12.03 / Fragwürdiger "Triumph" / Eine steingewordene Geschichtsklitterung

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. Dezember 2003


Fragwürdiger "Triumph"
Eine steingewordene Geschichtsklitterung
von Marianne Neuman

Nicht zu übersehen ist der neue "Triumphbogen" in Memel, der dieses Jahr zum "80. Jahrestag der Angliederung des Memellandes an Litauen", so die litauische Version der Geschichte, in unmittelbarer Nähe der Börsenbrücke eingeweiht wurde. Es ist zur Zeit das größte Denkmal in der Republik Litauen überhaupt. Die rote Säule steht für das Memelland; die Inschrift auf dem Querbalken lautet in deutscher Übersetzung: "Wir sind ein Volk, ein Land, ein Litauen"; und der abgebrochene Balken soll nach Aussage des litauischen Künstlers darauf hinweisen, daß das Land Litauen heute nicht seine vollständige Größe habe.

Ausgangspunkt der litauischen Berechnungen für den 80. Jahrestag ist der 15. Januar 1923. An diesem Tag drangen bewaffnete litauische Freischärler in die Außenbezirke von Memel ein, besetzten die Stadt und erzwangen auf diese Weise die Überlassung des Memellandes an Litauen (vgl. Folge 25).

Im Gegensatz zu der offiziellen litauischen Gedenkveranstaltung, die am 15. Januar dieses Jahres in Memel stattfand (vgl. Folge 17), war bei der Einweihung des Denkmales fast die gesamte politische und kirchliche Prominenz des Landes vertreten. Grund für die verspäteten Feierlichkeiten waren Terminprobleme. Der aus China georderte Marmor traf nicht rechtzeitig ein. Daher mußte die Aufstellung des Denkmales verschoben werden.

Mit viel Folklore und im Beisein des litauischen Ministerpräsidenten Algirdas Brazauskas sowie des stellvertretenden Parlamentspräsidenten Cslovas Jurcènas und des Bürgermeisters von Memel, Rimantas Tarackevicius, wurde das neue Denkmal eingeweiht. Zu den Feier- lichkeiten gehörte auch eine Segnung des Bogens, die der katholische Bischof Jonas Boruta und der Konsistorialrat der evangelisch-lutherischen Kirche, Darius Petkunas, nacheinander vornahmen.

Über die Aufstellung des "Triumph- bogens" wurde seit Januar 2003 in der litauischen Presse kontrovers diskutiert. Die Mehrheit der Bevölkerung war dagegen. Das Denkmal fördere nicht die Verständigung zwischen Deutschen und Litauern. Seit 1991 ist Litauen ein souveräner Staat mit gesicherten Grenzen. Ab Mitte 2004 wird Litauen auch Mitglied in der Europäischen Union sein. Was veranlaßt also dieses Land, zum jetzigen Zeitpunkt eine fragwürdige Vergangenheit durch einen "Triumphbogen" zu manifestieren?

"Triumphbogen": Das Denkmal in Memel am Tage seiner Einweihung Foto: Neuman