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13.12.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. Dezember 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde
unserer Ostpreußischen Familie,

noch einmal wollen wir im alten Jahr auf die große Suche gehen - und darunter verstehen wir ja das Forschen nach vermißten Angehörigen, Freunden und Kameraden oder jedenfalls nach einer möglichen Aufklärung ihres im Dunkeln liegenden Schicksals. Für Klaus-Jürgen Rosocha ist es das seiner Großmutter, das den Enkel bis heute beschäftigt. Frau Rosocha wurde als Friederike Glinka am 11. Juli 1872 in Allenbruch - damals Groß Kosuchen - geboren. Zuletzt wohnte sie in Lötzen, wahrscheinlich in der Angerburger Straße. Ein kurzer Fluchtweg führte sie im Dezember 1944 nach Hammerbruch (Neu Rudowken), Kreis Sensburg, wo sie auf dem Bauernhof der Familie Emil Pochwalla untergebracht war. In den ersten Tagen des Januar 1945 machte sich die damals schon 72jährige zu Fuß auf den Weg von Hammerbruch über Sophienthal-Reichenstein (Skoppen) und Schönballen (Willkassen) nach Lötzen, um dort in der verlassenen Wohnung nach dem Rechten zu sehen, Seit dieser Zeit ist die Verbindung abgebrochen. Somit ist unbekannt, ob sie Lötzen erreicht hat und noch in ihrer Wohnung war. Der Enkel hofft nun zu erfahren, ob jemand aus Lötzen, der Friederike Rosocha kannte, noch mit ihr gesprochen hat oder ob sie auf dem Weg dorthin verstorben ist oder verschleppt wurde. Für jeden noch so kleinen Hinweis wäre der Enkel dankbar. (Klaus-Jürgen Rosocha, Elsterweg 13 in 50374 Erftstadt, Telefon 0 22 35 / 95 26 82.)

Familienforschung: Da hat unser Landsmann Dieter Beister schon Erstaunliches geleistet, denn er hat mehr als 2.100 Träger dieses Namens mit ihren Angehörigen aus mehreren Jahrhunderten in Ostpreußen zusammentragen können. Dabei sind einige Stammbäume entstanden, die an die jeweiligen Nachfahren übergeben werden konnten. Leider ist Herr Beister mit der eigenen Linie nicht so recht weitergekommen. Aber vielleicht kann ja unsere Ostpreußische Familie helfen! Ich lasse ihn selber sprechen:

"Ich suche Nachfahren und Daten über die Namensträger Beister entlang der Memel, des Pregels und der Deime. Sie waren ab 1830 Schiffer und wohnten im Raum Schmalleningken, Trappöhnen, Ober und Unter Eißeln sowie in Ragnit und Tilsit. In meiner Linie Beister kommen noch weitere Namen vor wie Josupeit, Berg, Roßfeld, Biefeld, Skibb, Schlegelberger, Thilo, Bonk, Mal(l)ien, Milat(h), Schimkus, Hahn und Boehm. Des weiteren suche ich alles über alle anderen Namensträger Beister, die keine Schiffer waren, aber aus Ostpreußen stammen, da doch sehr enge Verknüpfungen untereinander bestehen. Der Name Beister wird schon 1308 (!) in Altpreußen erwähnt. Der Ursprung und die Bedeutung des Namens sind nicht bekannt."

Soweit der Wunsch unseres Lesers, der sicher einige Zuschriften bringen wird. (Dieter Beister, Uelzener Straße 40 in 29348 Eschede, Telefon 0 51 42 / 28 59.)

Für seine Kinder, Verwandten und engsten Freunde hat Günther Lack seine Lebensgeschichte aufgeschrieben. Die Idee wurde geboren, als er im Juni 2000 zum ersten Mal nach dem Krieg in seiner Heimatstadt Memel war, die er als Achtjähriger verlassen mußte. Besonders die Flucht aus Memel Anfang August 1944 blieb für ihn unvergeßlich. Sie führte über Osterode, Danzig nach Gotenhafen. Dort war es den Flüchtlingen aus Memel nicht gelungen, auf die "Wilhelm Gustloff" zu kommen - nur ein paar Schritte trennten sie vom Fallrepp, aber welch eine Fügung des Schick-sals! Die Flucht über See gelang dann mit der "Potsdam". Im Februar 1945 fand die Familie bei Bad Doberan eine neue Heimstatt. Sei-ne nun dokumentierte Lebensgeschichte erregte im Familien- und Freundeskreis großes Interesse, so daß Herr Lack beschloß, manches Erlebte ausführlicher und genauer zu beschreiben. Und dazu gehört auch die zeitweilige Evakuierung von Müttern mit Kindern im Jahre 1941 aus Memel, eine Maßnahme, die kaum bekannt ist. Herr Lack beschreibt dieses Ereignis so: "Mit einem Schiff sind wir von Memel über das Kurische Haff, dann über die Deime nach Labiau und weiter mit dem Zug in Richtung Braunsberg gefahren. Für etwa sieben Wochen waren wir dann auf Schloß Karwinden, Kreis Preußisch Holland, untergebracht und sind danach wieder nach Memel zurückgekehrt." Nun möchte er diese Evakuierung, die er ja als Fünfjähriger erlebte, näher beschreiben und wünscht sich vor allem ein Foto vom Schloß Karwinden. (Günther Lack, Dammchaussee 30 a in 18209 Bad Doberan, Telefon 03 82 03 / 6 37 10.)

In die Zeit des großen Exodus führte auch der Wunsch von Erika Lassen zurück, den sie bei meiner Lesung in Itzehoe an mich stellte und nun schriftlich fixiert hat. Es ist schon ein komplizierter Fall, den zu klären Frau Lassen schon lange versucht hat - vergeblich. Aber vielleicht kann ihr unsere Ostpreußische Familie mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich lasse Frau Lassen erzählen: "Unser Treck, drei voll beladene Leiterwagen, wurde von meinem Vater Alfred Broeske und Weißrussen geleitet. An der Weichsel gab es wegen Ausfalls der Fähre einen langen Halt. Mein Vater und andere Männer wurden gebeten, ihre Frauen und Kinder nach Danzig zu bringen, dann zu den Wagen zurückzukehren und den Treck weiterzufahren. Inzwischen hatte man jedoch eine Möglichkeit gefunden, die Wagen unter Führung der Weißrussen über die Weichsel zu bringen. In einem unserer Wagen lag meine 89jährige Großmutter. Während der Abwesenheit meiner Eltern ist sie am 24. Januar 1945 in Neustadt bei Danzig verstorben. Die Weißrussen haben dafür gesorgt, daß sie in einem Sarg beerdigt werden konnte und eine Sterbebescheinigung ausgestellt wurde. Diese wollten sie einer Bekannten von uns übergeben. Doch dann wurde der Treck von russischen Tieffliegern angegriffen, und so erfolgte keine Übergabe. Durch einen polnisch sprechenden Verwandten, der in Neustadt vorsprach, habe ich versucht, eine Zweitschrift zu erhalten - vergeblich. Das Problem liegt wohl darin, daß ich den richtigen Namen meiner Großmutter, Emilie Günther angegeben hatte - die Weißrussen aber wahrscheinlich nur den Familiennamen ,Broeske' kannten. Wie komme ich nun zu einer Zweitschrift der Urkunde? Wenn dieses Problem überhaupt zu lösen wäre, würde es wohl viel Zeit und Mühe kosten ..." Soweit Frau Lassen. Nun meine Fragen: Wer kann Hinweise geben, an welche kommunale oder kirchliche Institution man sich wenden muß? Es werden mit Sicherheit auch Leser aus der Danziger Region aus Erfahrung brauchbare Ratschläge geben können. Wer kann Frau Lassen bei der Abfassung der Schreiben an die betreffende Behörde in polnischer Sprache helfen? Frau Lassen wäre für jede Hilfestellung dankbar. (Erika Lassen, Hansestraße 46 in 25524 Itzehoe.)

In seiner Suche nach ehemaligen Schulkameraden ist unser Königsberger Landsmann Johannes Bassalay nicht weitergekommen. Lediglich einen hat er gefunden, und der lebt sogar noch heute in seiner alten Heimatstadt: Heinz Godau. Sie waren beide Schüler der Heidemannschule, Jahrgang 1930/31. Der Rektor war Herr Groß, der Klassenlehrer hieß Werner. Herr Bassalay hatte keinen langen Schulweg, denn der Eingang zur Heidemannschule lag in der Blumenstraße, und dort in Nr. 19 a wohnte seine Familie. Vielleicht melden sich jetzt ehemalige Mitschüler? (Johannes Bassalay, Meisenstraße 15 in 22305 Hamburg.)

Ich muß mich bei den an unsere "Familien"-Redaktion gerichteten Suchwünschen weitgehend auf die in den Schreiben gemachten Angaben verlassen, sofern ich nicht schon bei der ersten Durchsicht merke, daß sie unvollständig oder fehlerhaft sind. Das ist leider immer häufiger der Fall, so daß fast jeder zweite Suchwunsch nachrecherchiert werden muß. Das habe ich nicht getan, als nach dem Buch "Menschen in Masuren" von Otto Hoeppel gesucht wurde, da dieser Wunsch von unserer Leserin Ursel Gembora für ihre Tante Erika Niemczik gestellt wurde, deren Onkel der Verfasser ist. Dem Schreiben lag die Kopie eines Abdrucks des Gedichtes "Die Lycker Ecke" bei mit dem Vermerk: "Otto Hoeppel, ehemals Lehrer in Lyck, 1945 in Ostpreußen gefallen". Diese Angaben hat Herr Dr. Hans Willutzki als genauer Kenner der Familiengeschichte des Lehrers sofort korrigiert. Er übersandte mir die Kopie einer Anzeige im Ostpreußenblatt, die von den Kindern des Lehrers und Schriftstellers im März 1997 im Gedenken an die verstorbenen Eltern und als Dank für eine herrliche Kinder- und Jugendzeit aufgegeben worden war. Darin steht: "Otto Hoeppel, geb. am 21.3.1886 in Lyck, verhungert im Februar 1947 in Pr. Eylau". Dr. Willutzki hat mit dem Hoeppel-Sohn Hartmut acht Jahre lang das Gymnasium Lyck besucht, Tochter Rotraut machte mit seiner Schwester zusammen das Abitur. Er hat vor einigen Jahren auf einer Ostpreußenreise auch Preußisch Eylau besucht, wo der letzte Flüchtlingsgüterwagen aus Lyck am 22. Januar 1945, als die russische Front nur noch wenige Kilometer entfernt war, alle Flüchtlinge mit Gepäck am Bahnhof auslud und jeder sich selbst überlassen blieb. Dr. Willutzki vermutet, daß Otto Hoeppel dort von den Russen überrannt wurde und zwei Jahre später dort verhungert ist. Ich danke sehr für diese Informationen, zumal sie auch viele Lycker interessieren werden.

Die nächste Frage wendet sich in erster Linie an die Landsleute aus dem Kreis Lötzen, die nach Kriegs-ende in der Heimat verblieben. 1947 geschah im Raum Allenbruch (Groß Kosuchen) ein furchtbares Unglück: Kinder fanden herumliegende Munition und experimentierten in einem Schuppen mit dem gefährlichen Fund. Es kam zu einer gewaltigen Explosion, bei der acht Kinder den Tod fanden. Eines dieser Kinder war Fritz Sachel, der Bruder von Ella Luise Sachel, die uns geschrieben hat, weil sie mehr über das Unglück und seine Folgen wissen möchte. Fritz lebte damals bei der Familie seines Onkels, der den gleichen Namen wie der Neffe trägt. Die Familie bestand aus den Eltern Fritz und Hertha Sachel und deren drei Töchtern. Anscheinend haben Eltern und Schwester des verunglückten Jungen wenig Informationen über diesen Vorgang erhalten, denn Frau Sachel weiß nicht einmal, auf welchem Friedhof ihr Bruder beerdigt wurde. Gab es eine Trauerfeier, wie wurden die verstorbenen Kinder beigesetzt? Sicherlich gibt es noch Zeitzeugen dieses Dramas oder auch Dokumentationen. Vielleicht melden sich auch Angehörige der damals ebenfalls getöteten Kinder? Frau Sachel wäre für jede Information dankbar. (Ella Luise Sachel, Hohe Weide 86 in 20253 Hamburg, Telefon: 0 40 / 4 20 47 74.)

Ein Schreiben aus Vietzig in Pommern. Dort gibt es einen "Pommern Treff", für den Mariusz Baar zeichnet. Er interessiert sich sehr für Heimatforschung und sucht deshalb Verbindung zu früheren Bewohnern des Kreises Lauenburg. Herr Baar fand auf dem alten Friedhof in Vietzig zwei Grabtafeln aus Blech, auf denen die Namen der dort beerdigten Frauen stehen, die beide aus Ostpreußen kamen. Es handelt sich um die aus dem Kreis Schloßberg (Pillkallen) stammenden Frauen Meta Werning, * 27. September 1920 / † 6. Juni 1945, aus Steinershöfen (Kiggen), und Anna Kamutzki, * 6. April 1873 / † 18. Mai 1946, aus Eschenhöhe (Budschuhnen). Herr Baar meint, da damals keine Todesfälle registriert wurden, daß die Angehörigen vielleicht nie erfuhren, wo die beiden Frauen verstarben und ihre letzte Ruhestätte fanden. Der Fremdenführer und Dolmetscher hat noch einen speziellen Wunsch: Er sucht Personen oder eine Stiftung, die ihm beim Erstellen eines Lapidariums in Vietzig behilflich sein könnten. (Mariusz Baar, 84-352 Wicko 50 A, Polen, Telefon: 0 59 / 8 61 17 03.)

So, jetzt lassen wir es doch noch ein bißchen weihnachtlich werden. Eva Schmuck denkt immer an ein Weihnachtsgedicht, das sie als Kind daheim in Kranichfelde, Kreis Angerapp, aufgesagt hat. Sie kann noch den vollen Wortlaut des zwölfzeiligen Gedichtes, das so beginnt: "Christkindlein, du hast geschlafen gar zu hart in dieser Nacht ..." Dann holt das Mütterlein den Himmelsknaben in ihr Bett und schaukelt und wiegt ihn. Das Gedicht endet: "Lieblich, lächelnd sollst du liegen unter unserm Weihnachtsbaum." Wer hat es geschrieben? Ich weiß es leider nicht. (Eva Schmuck, Altendeicher Chaussee 61 in 25489 Haselau.)

Und damit hat die Mutter von Renate Harraß ihre kleine Tochter in den Schlaf gesungen: "Regen und Sonne müssen ja sein, sollen zum Segen Saaten gedeih'n. Du aber hast der Sonnen noch zwei, darfst drum nicht weinen, eia popei." Wer kennt dieses Liedchen? Frau Harraß hat noch einen zweiten Wunsch. Wenn Honig geschleudert wurde, brachte die Großmutter ihres Insterburger Mannes, eine Bäuerin aus Dowiaten bei Angerburg, ein Gebäck auf den Tisch, das "der dicke Platz" genannt wurde. Das Rezept ist leider in keinem ostpreußischen Kochbuch zu finden. (Renate Harraß, Hindenburgweg 9 G in 21244 Buchholz.)

So, nun ist es doch noch ein bißchen weihnachtlich geworden, auch für mich, denn ich habe ja meine Festfreuden schon vorweg bekommen: Meine - sehr heitere Weihnachts-CD "Hoch oben schwebt Jule" ist rechtzeitig vor dem Fest erschienen, und dann klappte es auch mit meinem neuen Buch "Kurische Legende und andere Erzählungen" - Geschichten, in denen ich von diesem Land mit seiner unendlich scheinenden Weite und von den Schicksalen seiner Menschen erzähle. Bilanz eines sehr, sehr langen Schriftstellerlebens.

Eure Ruth Geede