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13.12.03 / Das Glück blieb ihm treu / Susanne Deuter besuchte den Schauspieler Hans Hansen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. Dezember 2003


Das Glück blieb ihm treu
Susanne Deuter besuchte den Schauspieler Hans Hansen

Wenn er beginnt, aufzuzählen, wo er dabei war, könnte man meinen: er hat keine Operette ausgelassen. Und wenn es einen Ideal-Typ für dieses Genre gegeben hat, für all die Bühnen-Lebemänner und -Großfürsten, dann dürfte es Hans Hansen gewesen sein. "Sie wissen ja, wieviel Lenze ich bald gezählt habe, 96, da sind die Sonn- und Feiertage mitgerechnet", sagte er bei unserem Wiedersehen im November.

Inzwischen hat der charmante Langstrecken-Buffo am 10. Dezember das neue Lebensjahr erreicht, fünf Tage nach seinem Kollegen Johannes Heesters. Mit ihm spielte Hans Hansen bereits 1944 im Dresdner Centraltheater in "Hochzeitsnacht im Paradies". "Wir waren sehr gut, aber nicht gar so gut", erinnert sich Hansen schmunzelnd, "denn ich war ja immerhin vier Jahre jünger als er. Er wollte, daß ich mir als Onkel Felix einen Bauch umbinde, sollte nicht so gut ausschauen wie er." Auf jeden Fall sind beide Herren der alten Schule heute ein Beweis dafür, daß die Operette, das tapfere Stehaufmännchen der Unterhaltungsbranche, jung erhält.

Entdeckt wurde Hans Hansen in seiner Geburtsstadt Prag, wo er die ersten Kinder- und Schuljahre verbrachte. Er konnte herrlich parodieren - Hans Moser, Luis Trenker und so weiter. In einer winzigen Rolle debütierte er am Prager Deutschen Theater. Kein Geringerer als Paul Hörbiger ging von dort zurück nach Wien. Hansen kam!

Wenn er heute noch irgendwo einen Koffer hat, dann wohl in Dresden. Von 1936 bis 1945 gehörte er zum Ensemble des Dresdner Centraltheaters. In "Wiener Blut", "Glückliche Reise" und weiteren Evergreens spielte und sang er sich in die Herzen des Publikums. Sein Zuhause wurde das Theater, mit manchmal vier Vorstellungen am Tag.

Der Name Hans Hansen war bald auch in anderen Städten ein Begriff. Er trat in der Berliner Scala auf, am Metropoltheater und in den Jahren 1948 bis 1950 im Berliner Corso mit Sonja Ziemann in Schröders Operette "Chanel Nr. 5". Für den österreichischen Schriftsteller und Textdichter Hugo Wiener war sein Freund Hans Hansen "der geborene Feri Bacsi" in "Die Czárdásfürstin". In dem biographischen Buch "Zeitensprünge" schreibt Wiener: "Er war einer jener Schauspieler, die auch im Leben gern extemporieren, einer, der immer im Theaterjargon sprach. Fragte man im Kaffeehaus nach einem Kollegen, der schon nach Hause gegangen war, sagte er: ‚Der hat sich schon vor einer Stunde abgeschminkt.'"

Damals große Revuen: "Himmel voller Sterne", "Sonnenschein für alle", "Alles fürs Herz" - Hans Hansen hat sie mitgestaltet. Vor allem aber war er in Sachen Paul Lincke, Emmerich Kálmán und wie sie alle hießen unterwegs. In "Gräfin Mariza", "Die Zirkusprinzessin" oder "Frau Luna" sang, spielte und wirbelte er über die Bühnen renommierter Häuser, allein 1.100mal in "Die Czárdásfürstin". Tänzerisch "elastisch wie ein Gummibär" (so Ehefrau Marta), machte er nicht nur an der Seite von Marika Rökk eine gute Figur. Mit ihr stand Hansen 1948 in "Maske in Blau" und in seinem Abschiedsjahr 1984 im Deutschen Theater München in Paul Abrahams "Ball im Savoy" auf der Bühne.

Das Glück blieb ihm treu. Er wurde erneut entdeckt - diesmal für die Werbung, schlug 200 andere Senioren aus dem Rennen. Zehn Jahre war Hans Hansen der "Berufs-Opa" für Werther's Echte, inzwischen in Werther's Original umbenannt. Nach einer Pause ging es noch mal zwei Jahre weiter. Da kann Thomas Gottschalk mit seinen Gummibärchen noch nicht mithalten. Hansens Bonbon-Werbung wurde in über 50 Länder verkauft. "Es war ein Glücksfall, die Schutzengel sind um mich herumgetanzt", meint Hansen und zeigt auf seinen Schlips mit der goldenen Bonbon-Nadel.

Kaum jemand erinnert sich so liebevoll an die berühmten Kollegen seiner Glanzzeit wie Hans Hansen. Robert Stolz, Nico Dostal, Paula Wessely und viele andere grüßen von Foto-Wänden seiner Wohnung im Münchner Arabellahaus, in dem er gemeinsam mit seiner Frau Marta das Leben genießt. "Unsere Ehe hat floriert, wie von Rudi Carrell inszeniert. Bei uns gab's niemals Krach und Zunder. Glückliche Ehen sind ein vernünftiges Wunder", wirft der spritzige Erzähler gekonnt ein. "Wenn auch Beine, Augen und Ohren streiken, sogar im Haushalt packt er an. Küche und Müllabfuhr in Ordnung!" heißt es täglich. Er sei "zufrieden, froh und glück-lich". Sagt's und blickt im nächsten Moment strahlend zu seiner Frau hinüber.

Bekannt aus der Werbung: Hansen als Großvater in einem Spot für "Werther's Echte" Foto: Werbung