24.04.2024

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20.12.03 / 27.12.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. u. 27. Dezember 2003


Die ostpreußische Familie (2)
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde
unserer Ostpreußischen Familie,

das ist nun unsere letzte "kleine" Familie im alten Jahr - die "große" finden Sie ja auch in dieser Festausgabe als "Weihnachtsfamilie". Hier will ich von den Wünschen und Erfolgen der letzten Wochen berichten, und da beginne ich gleich mit unserm Landsmann Karlheinz Kuhn, in dessen Schreiben sich beides mischt. Erfolg, und zwar einen unerwarteten, hatte er vor elf Jahren, als er im Ostpreußenblatt ein Erinnerungsfoto fand, auf dem er den Nachbarn seines Onkels entdeckte. Das Foto mit der Nummer 929 erschien im Dezember 1992 in der Folge 51 auf Seite 19. Er schrieb sofort an die angegebene Kennummer, und es meldete sich die Dame, die das Bild eingesandt hatte. Herr Kuhn erklärte ihr, daß der dort abgebildete und auch namentlich erwähnte August Klabun aus Adlig Neuendorf der direkte Nachbar seines Onkels Gustav Kuhn - Bruder seines Vaters Franz Otto Kuhn, genannt Albert - gewesen sei. Er fragte, ob es noch weitere Fotos von Adlig Neuendorf und seinen Bewohnern gebe, und bat um Überlassung der Abzüge. Die Dame meinte, daß ihr Sohn aus ihrer Ehe mit August Klabun noch eventuell alte Aufnahmen habe, und gab Herrn Kuhn dessen Telefonnummer, damit er sich direkt mit ihm in Verbindung setzen konnte. Es kam aber leider zu keinem Telefongespräch, Herr Kuhn verlegte die Telefonnummer und stieß erst jetzt wieder auf Hinweise in seinen Unterlagen. Nun möchte er mit Herrn Klabun jun. in Verbindung treten, und das kann wohl nur über unsere Ostpreußische Familie geschehen. Herr Klabun müßte nach damaligen Angaben im Raum Düsseldorf wohnen. Karlheinz Kuhn ist sehr an alten Aufnahmen aus Adlig Neuendorf interessiert und bittet deshalb auch andere Bewohner des Ortes - früher Kreis Königsberg, später zur Stadt gehörend -, sich bei ihm zu melden. Er besitzt kaum Fotos von der väterlichen Linie und deren Lebenskreis, denn er kam erst 1955 aus russischer Gefangenschaft und fand nichts mehr vor. Nun möchte er doch seinen Nachkommen so viel dokumentarisches Material wie möglich über die Familie hinterlassen, damit sie wissen, wo sie ihre Wurzeln haben. (Karlheinz Kuhn, Lilienthalstraße 20 A in 47059 Duisburg, Telefon 02 03 / 31 26 97.)

Wie intensiv sich unser Familienkreis auch mit den schwierigen Fragen beschäftigt, die an uns herangetragen werden, zeigt die großartige Resonanz auf das unlösbar erscheinende Problem eines Paares, das wir in Folge 47 schilderten. Es hat sich erst im späten Alter gefunden, obgleich sie beide als Königsberger Kinder in den Chören Rundfunkspielschar / Heinrich-Albert-Chor sangen und gemeinsam die Vertreibung erlebten. Und auch gemeinsam wollen sie nun ihren Lebensabend in Deutschland verbringen, was auf Schwierigkeiten stößt, da er nicht die Voraussetzung erfüllt, um hier krankenversichert zu werden, obgleich er Renten aus USA, Kanada und der Bundesrepublik bezieht. In Kanada, wo er bisher gelebt und gearbeitet hat - sie lebte immer in Deutschland -, besteht sechs Monate Residenzpflicht, wenn er die dortige Krankenversicherung nicht verlieren will. So fliegen sie beide zwischen Deutschland und Kanada hin und her, was in ihrem Alter nicht so weiter gehen kann. Sie haben sich sogar an den Bundespräsidenten gewandt, aber auch von dort kam nur ein abschlägiger Bescheid. Unsere Veröffentlichung erbrachte verschiedene Hinweise und Ratschläge vor allem auf eine mögliche Versicherung, aber der wohl wichtigste kam von einem Ehepaar aus Berlin. Herr K. hat sich intensiv mit diesem Komplex beschäftigt, da er selber 26 Jahre im Ausland gelebt hat und dort krankenversichert war, er spricht also aus eigener Erfahrung. Er will das Paar gerne beraten und ihm auch kompetente Fachleute nennen, die möglicherweise weiterhelfen können. Danke, lieber Kay, liebe Monika K. Sie haben zumindest einen Hoffnungsstrahl gezeigt, den ich weitergegeben habe. Wie mir die beiden Königsberger am Telefon sagten, sind sie schon über die Hilfsbereitschaft froh, die ihnen durch unsere Ostpreußische Familie zuteil wurde. Wir werden weiter hören, ob das Problem wirklich und wie zu lösen geht.

Und auch sonst hat unsere Familie prima gespurt. Frau Dr. Christel Matthes suchte die Moritat von Sokrates und seiner Xanthippe - und sie erhielt diese gleich dreimal! Ich auch - schönen Dank, Herr Steinke. Frau Dr. Matthes hat sich sehr gefreut - und ihrerseits dem jungen Zahnarztdoktoranden helfen können, der Unterlagen über das - damals in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts hochmoderne - Zahnärztliche Institut der Universität Königsberg in der Pillauer Landstraße suchte. Sie meint, daß dieser junge Mann aus Freiburg sich bei mir melden würde - hat er aber noch nicht. Aber das wird schon kommen! (Manchmal habe ich da leider schon vergeblich gehofft. Trotz guter Resonanzen und Erfolge, die mir von dritter Seite mitgeteilt wurden, hatten die Betreffenden, deren Wünsche ich veröffentlichte, es anscheinend nicht nötig, mir wenigstens einen kurzen Bescheid zu geben. Das finde ich nicht nett, denn wir freuen uns doch alle über die Erfolge unserer Ostpreußischen Familie!)

Und eine ganze Menge Poggen kamen bei Frau Rudzewski-von Laar und bei mir angehopst - obgleich die eigentlich Winterschlaf halten müßten, getreu dem Goethe-Gedicht: "Ein großer Teich war zugefroren, die Fröschlein in der Tiefe verloren ..." Ja, das war auch darunter, aber es war wohl nicht das gesuchte, sondern das Poem von Dr. Lau: "Mein Traum". Unsere Leserin, die seit Jahren Tier-Gedichte sammelt, hatte es sich gewünscht, und die Ostpreußische Familie hatte ihr den Wunsch reichlich erfüllt.

Als Ornithologe interessiert sich Bernd Holfter aus Grimma für den Amtsgerichtsrat Friedrich Tischler aus Heilsberg, der 1941 aufgrund seiner wissenschaftlichen Forschungen auf ornithologischem Gebiet ein zweibändiges Nachschlagewerk über die ostpreußische Vogelwelt herausgab, die - so Herr Holfter - auch heute nicht ihresgleichen hat. Er sucht Wissenswertes über Tischler und dessen Königsberger Amtskollegen Friedrich Schulz, ebenfalls ein begeisterter Hobby-Ornithologe. Wir konnten ihm eine Zuschrift von Anneliese Landhans aus Osnabrück übermitteln, deren Tante Josephine Ziegler bei dem Ehepaar Tischler in Heilsberg tätig gewesen war. Leider ist diese verstorben, aber es gibt noch ein sehr gut erhaltenes Foto von dem Ehepaar Tischler, das sicher Herrn Holfters bisherige Unterlagen ergänzen wird. Also ein Teilerfolg, von denen es mehrere gibt - doch ich sammele sie lieber, bis sich ein umfassenderes Resultat ergibt.

Doch von einem Teilerfolg muß ich noch berichten. Auf dem Foto von der Sonntagsschule Upalten, mit dem eine Leserin aus dem Ausland ehemalige Freundinnen sucht, hat sich eine Leserin wiedererkannt: Renate Pinkernell aus Mainz. Sie hieß allerdings damals Renate Dohmann, und an diesen Namen konnte sich die Einsenderin des Fotos auch erinnern. So kommt jetzt eine erste Verbindung von zwei Sonntagsschulkindern aus Upalten nach 60 Jahren zustande - ein schöner Erfolg, dem hoffentlich noch weitere folgen.

Alte Fotos sind schon begehbare Brücken, über die sich ehemalige Verwandte, Freunde oder Bekannte wiederfinden können, das hat das Ostpreußenblatt zeit seines Bestehens bewiesen wie wohl keine andere Zeitung. Für Klaus Neumann bedeutet aber ein Foto noch viel mehr: Es führt auf Spurensuche zu seinem Vater, den er nie bewußt erlebt hat. Aber lassen wir ihn selber berichten: "Beim Königsberg-Treffen in Hamburg hatten meine Frau und ich Gelegenheit, mit Herrn Gerhard Jelonnek aus Norderstedt zu sprechen, der Schüler der Altstädtischen Knaben-Mittelschule in Königsberg war. Dies bedeutete eine große Freude für mich, weil mein Vater Fritz Scheffler, * 4. November 1918, auch dort Schüler war und ich seit geraumer Zeit auf ,Spurensuche' bin, denn mein Vater verunglückte am 3. Oktober 1944 mit seinem Flugzeug tödlich. Auf der Flucht von Ostpreußen wurde ich von meiner gesamten Familie getrennt und bin allein aufgewachsen." Ja, und nun beginnt eine gezielte Spurensuche, denn Herrn Neumann fiel ein Foto in die Hände, das anläßlich der Schulentlassung seines Vaters im Jahr 1935 aufgenommen wurde. Auf der Rück- seite haben verschiedene Schul- kameraden unterschrieben. Herr Jelonnek stellte fest, daß einer von ihnen, Alfred Lowski, in Ulm lebt. Klaus Neumann setzte sich mit diesem sofort in Verbindung, und zu seiner großen Freude stellte Herr Lowski fest, daß er tatsächlich auf dem Foto zu sehen ist und somit ein Klassenkamerad von Fritz Scheffler war. Er konnte sich an diesen allerdings nicht mehr erinnern, aber das war für Herrn Neumann nicht so wichtig, dafür um so mehr Herrn Lowskis Schilderungen von der schönen Schulzeit in Königsberg, die durch eine gute Klassenkameradschaft mitbestimmt wurde. Er gab Herrn Neumann auch den Rat, das Bild an unsere Ostpreußische Familie zu senden, um so vielleicht noch weitere Mitschüler seines Vaters zu finden. Es wäre schön, wenn sich noch einer der Ehemaligen an Fritz Scheffler erinnern würde, damit für den Sohn das Bild des Vaters noch lebendiger wird. Klaus Neumann wünscht allen, die ihm geholfen haben, ein schönes Weih-nachtsfest!

Eigentlich wollte ich mich diesen Wünschen anschließen, aber da stelle ich fest, daß doch noch ein paar kleine Wunschkes in meinem Familienpungelchen sind, die schon länger warten. Wie das von Eva-Renate Meyer aus Bremen, die für eine alte Freundin aus der Heimat ein Gedicht sucht, dessen Verfasserin eine ostpreußische Schriftstellerin sein soll. Sie weiß aber nur wenige Zeilen, wie diese: "Ich hab im Stall zwei Hühner, die haben noch nie ein Ei gelegt. Das macht nichts, ich kann ja warten." Mit diesem letzten Satz endet jeder Vers des Gedichtes. Wer kennt es? (Eva-Renate Meyer, An der Weide 31 in 28195 Bremen.)

Ein altes ostpreußisches Kochbuch sucht Ilse A. Bannick, denn ihre Mutter war Mamsell auf großen Gütern und kannte viele alte Rezepte, die heute in keinem Kochbuch stehen. Zumeist wurden die gedruckten auch durch handgeschriebene ergänzt, denn jede gute Köchin hatte ja ihre Geheimrezepte. Ich denke an das alte "Doennigsche", das meine Mutter besaß. Mich interessierten allerdings nicht die Rezepte, sondern die Heinzelmännchen, mit denen das Buch illustriert war. Ob es noch solche alten Ausgaben gibt? Frau Bannick fragt: "Was sind Krebelchen?" Ich nehme an, daß es sich um Kräppel oder Kroffel handelt, wie sie auch immer genannt wurden, sie hatten bei uns viele Namen, die Krapfen, die im Schmalztopf ausgebacken wurden. Vor allem möchte Frau Bannick wissen, wie "Stintsuppe" gekocht wird, die ihr Vater immer so gern gegessen hat - so ähnlich wie Kaulbarssuppe? (Ilse A. Bannick, Marienhofweg 29 in 25813 Husum, Telefon: 0 48 41 / 9 30 63.)

Die nächste Frage gehört wieder zu jener von mir so ungeliebten "Zeigefinger-Kategorie", denn prompt kommt von irgendeiner Seite der Vorwurf: "Das hätten Sie doch wissen müssen!" Hätte ich, hab' ich aber nicht, jedenfalls im Augenblick kann ich - weil's pressiert - auch nicht lange suchen. Es geht um die Geschichte von der ostpreußischen Hebamme, die am Heiligabend zur Geburt auf einen Bauernhof gerufen wird. Das Kindchen kommt sehr spät zur Welt, der Vater und die Hebamme begießen das Ereignis, und der süße Bärenfang tut seine Wirkung: Die Hebamme schläft auf der Heimfahrt in ihrem Schlitten ein, aber das treue Pferdchen bringt sie sicher nach Hause. Um Irrtümern vorzubeugen: Es handelt sich nicht um Frieda Jungs köstliche Geschichte von "De Fruu Liesedank ehr Jubilee"! Wer kennt sie, hat sie, wer schrieb die Geschichte? Gesucht wird sie von Detlev Bettker für seine Eltern Otto und Ursula Bettker.

Na ja, da wären wir ja thematisch beim Heiligen Abend, und so kann ich jetzt meinen Wunsch für unsere Ostpreußische Familie richtig plazieren. (Hatte ich was von "kleiner Familie" geschrieben? So kann der Mensch sich irren!) Also: Scheene Wihnachte, lewe Landslied!

Eure Ruth Geede