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03.01.04 / Erschütternde Erzählungen der Erfolgsautorin Stefanie Zweig

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. Januar 2004

Vom Luxushotel in den Slum
Erschütternde Erzählungen der Erfolgsautorin Stefanie Zweig

Seitdem die Verfilmung ihres Romans "Nirgendwo in Afrika" einen Oskar erhalten hat, ist die im oberschlesischen Leobschütz geborene Autorin Stefanie Zweig keine Unbekannte mehr. Die Flucht vor den Nationalsozialisten verschlug die Familie 1938 nach Kenia, wo sie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieb. Auch wenn Stefanie Zweig nach Deutschland zurückkehrte, haben die afrikanische Weite, die Menschen sowie die eindrucksvolle Tierwelt bis heute einen tiefen Eindruck in ihrer Gefühlswelt hinterlassen. So spielt auch ihr neuestes Werk "Owuors Heimkehr" in Afrika.

Die in dem Buch abgedruckten sechs Erzählungen vermitteln dem Europäer ein ganz eigentümliches Bild von dem Kontinent und seinen Menschen. In leisen Tönen führt die einstige Feuilletonleiterin einer Frankfurter Tageszeitung den Leser in das beeindruckende, aber auch harte, von der Sonne häufig bestrahlte Land, doch daß das Leben der Bewohner keinesfalls eitel Sonnenschein ist, zeigt sie auf bedrückende Weise. So klaut der kleine Samburu-Junge Wamba einem freundlichen Touristen dessen bunte Uhr und besiegelt damit sein junges Leben. In "Eine afrikanische Karriere" wird das Schicksal einer jungen Kikuyufrau geschildert. Das 19jährige Zimmermädchen Warigia wird dabei erwischt, wie es Seife mitgehen läßt. Das mittellose Mädchen wird sofort entlassen und muß danach zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes in Nairobi ihren Körper an europäische Touristen verkaufen.

Aber nicht nur Afrikaner, sondern auch Europäer stehen im Mittelpunkt einiger Geschichten. In "Ein Stück vom Glück" wird die mittelmäßige Schauspielerin Vera Verman aus Gründen der Publicity Botschafterin der Organisation "Humanitas". Ihre doch ziemlich markanten Erlebnisse beim Besuch ihres Patenkindes Laban und dessen sieben Geschwistern im Slum von Nairobi lassen die Welten aufeinanderprallen. Der als Geschenk mitgebrachte Plüschfrosch wird von dem Kind freudig in verkaufsfähige Einzelteile zerlegt. Spielzeug ist den Slumbewohnern unbekannt.

Das von der Autorin vorgestellte Afrika hat nichts romantisch Verklärtes, das die eigentlich in jeder Geschichte am Rande vorkommenden westlichen Touristen in Scharen dort suchen. Dieses Afrika ist hart, verweigert aber das uns Europäern so eigene Mitleid. R. B.

Stefanie Zweig: "Owuors Heimkehr", Langen Müller, München 2003, geb., 224 Seiten, 17,90 Euro