Das "Lexikon der Geheimdienste" ist ein umfassendes Nachschlagewerk in Form alphabetisch geordneter Schlagworte und Namen über die Tätigkeit der Spionagedienste in Europa vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Einen breiten Raum nehmen dabei die osteuropäischen und sowjetischen Geheimdienste ein, wobei auch die führenden Köpfe der heutigen Spionage Moskaus vorgestellt werden. Läßt sich das Buch nur schwer als eine Gesamtdarstellung lesen, so ist die Fülle der veröffentlichten Informationen schon recht beeindruckend. Das Wichtigste stellen die über 2.000 Personenbeschreibungen dar, mit insgesamt 1.465 teilweise erstmals veröffentlichten Abbildungen der großen und kleinen Chefs der einzelnen Dienste sowie ihrer wichtigsten Helfer. Bei manchen Spionen ist bis heute indes nur ihr Deckname bekannt, bei nicht wenigen liegt ihr Schicksal im dunkeln.

Die dargelegten Ereignisse werden im Buch durchweg realistisch dargestellt. Interessant, daß der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) 1989 rechtzeitig den Zusammenbruch der DDR voraussah, was die westdeutsche Politik nicht hören wollte. Gern hätte der Leser gewiß Näheres erfahren über das ebenfalls in Geheimdienstkreisen kursierende Gerücht, der DDR-"Schmuggelkönig" sei ab 1988 für den BND tätig gewesen - doch dar-über wird kein Wort verloren.

Bei der Fülle der Namen und Bezeichnungen konnte es verständlicherweise nicht ausbleiben, daß einige Druckfehler nicht entdeckt wurden. Bei den Namen Hermann Kastner und Helmut Bärwald haben sich direkte Sachfehler eingeschlichen; auch das Foto von Scotland Yard in London ist seit über 30 Jahren überholt. Trotz dieser Fehler ist das Nachschlagewerk für jeden, dessen Interesse diesem Metier gilt, ein wirklich unentbehrliches Werk. F. Schlomann

Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthies Uhl: "Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert", Herbig, München 2003, 527 Seiten, 39,90 Euro