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24.01.04 / "Wir sind bereit für die Zukunft" / Bulgarien sieht sich schon in der EU und unterstützt zugleich das transatlantische Bündnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Januar 2004

"Wir sind bereit für die Zukunft"
Bulgarien sieht sich schon in der EU und unterstützt zugleich das transatlantische Bündnis
von Pierre Campguilhem 

Die Republik Bulgarien, die seit dem 1. Januar den Vorsitz der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) innehat, dürfte während ihrer einjährigen Amtsperiode nichts unternehmen, was die Interessen der USA oder der Hauptmächte der Europäischen Union verletzen könnte. Für die politisch Verantwortlichen des Balkanstaates geht es nämlich dar-um, "ein für das nationale Interesse günstiges Umfeld zu schaffen" - so der bulgarische Botschafter in Paris, Marin Raykow, im Gespräch mit der Preußischen Allgemeinen Zeitung. So richte sich die Politik Bulgariens auf drei Bezugspunkte aus: die Nato, die EU und die eigene Region. Wie auch für zahlreiche andere mittel- und südeuropäische Reformländer sei das Atlantische Bündnis "ein Pfeiler der bulgarischen Außenpolitik". Der Botschafter erinnerte daran, daß Bulgarien gemäß den Beschlüssen des Prager Gipfels von 2001 - damals noch unter Führung des ehemaligen Königs Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha - 2004 der westlichen Allianz beitreten wird. 

Schon seit 1997 sei die bulgarische Diplomatie damit beschäftigt, Sonderbeziehungen mit der Nato zu knüpfen. So habe das Land eine Sonderrolle bei der Beilegung der Regionalkrise in Bosnien und im Kosovo zugunsten der Atlantischen Allianz zu spielen vermocht. Sofia übte auch eine Schlüsselrolle bei der Isolierung Milosevics aus: "Wir haben an der Lösung des (jugoslawischen) Problems mitgewirkt, ohne eigentlich von dem Problem direkt tangiert zu sein." Zur Zeit unterhält das Land ein Kontingent im Kosovo und gilt als treuer Bündnispartner des Westens auf der Balkan-Szene. Dies äußert sich zum Beispiel in der Öffnung seines Luftraums für die westlichen Luftstreitkräfte. Die Tatsache, daß der am 22. Januar 2002 gewählte Staatspräsident Georgui Parwanow ein linker Politiker ist (er stammt aus dem kommunistischen Lager), dürfte nichts an der Einbindung Bulgariens in die westliche Allianz und in die Europäische Gemeinschaft ändern. Und auf Grund seiner gemeinsamen Grenze mit der Türkei nimmt es in der Strategie der Anglo-Amerikaner eine besondere Bedeutung ein, zumal es auch Truppen nach Afghanistan und in den Irak geschickt hat. Europaintern - so der Diplomat weiter - bereite sich Bulgarien auf seinen Beitritt zur EU vor, welcher beim letzten Brüsseler Gipfel beschlossen wurde. Danach werden Bulgarien und Rumänien am 1. Januar 2007 Vollmitglieder der Gemeinschaft sein. Im Europaparlament wird Bulgarien dann über 17 Abgeordnete verfügen. Stolz wies unser Gesprächspartner auch darauf hin, daß von den 30 Bedingungen, die während der Beitrittsverhandlungen mit der EU-Kommission formuliert wurden, schon 26 erfüllt seien; nur noch vier Voraussetzungen seien in der Schwebe. 

Das Wirtschaftswachstum dürfte 2003 die Fünf-Prozent-Marke erreicht haben. Allerdings sind die Handels- und Leistungsbilanzen stark defizitär. Allein die ausländischen Investitionen erlaubten es Bulgarien 2003, seine Bilanz auszugleichen, die 2002 noch mit 4,4 Prozent des BIP im Minus gelegen hatte. Hauptsächlich kommen die Investitionen aus Deutschland, Österreich und Italien. Frankreich spielt in der bulgarischen Wirtschaft eine untergeordnete Rolle, und die guten Beziehungen zwischen Sofia und Paris sind eher politischer und kultureller denn ökonomischer Art. Auch in der Touristikbranche spielt die Bundesrepublik eine Hauptrolle - inzwischen verbringen jährlich 500.000 Deutsche ihre Ferien an der bulgarischen Schwarzmeerküste.