26.04.2024

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24.01.04 / Die Ostpreußische Familie

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Januar 2004

Die Ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde, 

Freude gibt es immer wieder - dann, wenn man erfährt, daß eine Sache geklappt hat. Unsere "Leserin seit der ersten Stunde" Kläre Schulz schreibt, daß sie Herrn Wessiak aus Graz, der Angehörige der "Fliegerschaft Preußen" sucht, über einen der namentlich Genannten, Dr. Lübke, habe mitteilen können, daß dieser in Bad Orb gewohnt habe und dort verstorben sei. Herr Wessiak bedankte sich für diese Information und konnte seinerseits mitteilen, daß es ihm gelungen sei, ein ehemaliges Mitglied zu finden, und daß er diesen Herrn bald in Heidelberg besuchen werde. Na, da werden wir ja mehr hören. Hören werden wir auch von Rotraut Heyse, wenn Genaueres über ihre Suche nach Agnes Teichert vorliegt. Aber eine Zwischenbilanz konnte sie uns schon geben. Be-reits eine Stunde nach Erhalt unserer Zeitung, in der ihr Suchwunsch nach der Freundin aus Schaustern, Kreis Allenstein, veröffentlicht worden ist, kam schon der erste Anruf - leider Fehlanzeige. Doch die zweite Reaktion führte auf die richtige Spur. Es meldete sich ein Vetter der Gesuchten, der leider seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Kusine Agnes hat. Aber über andere Verwandte bekam Frau Heyse eine - leider sehr alte - Anschrift und will nun weiterforschen. Vielleicht kann sie doch das Foto, das Agnes Teichert vor ihrem Elternhaus zeigt, nach 60 Jahren der Freundin von damals übergeben. 

Die Familie Heyse aus Tilsit war im Sommer 1944 nach Schaustern evakuiert worden. Die kurze Kinderfreundschaft blieb unvergessen, wie das sorgsam bewahrte Foto beweist. Eine sehr eingehende wie einfühlsame Dokumentation hat Klaus Wenke über sein Elternhaus Haarbrückerstraße 24 in Königsberg-Amalienau erstellt, die erstaunlich viele Abbildungen enthält und schon so etwas wie ein kleines Kapitel der jüngeren Baugeschichte unserer Pregelstadt ist. Herr Wenke hatte - nachdem er in unserer Zeitung auf einen Bericht über den Architekten Fritz Heitmann, der auch diese "Villa Grenz" erbaut hat, gestoßen war - nach ehemaligen Anwohnern der Haarbrückerstraße gefragt. Es meldeten sich eine Enkelin des Architekten aus Borken und ein Herr Quedenfeld. Letzterer berichtete, daß das Haus Haarbrük- kerstraße 11, das seinen Großeltern gehört habe, ebenfalls zerstört worden sei. Dort würde sich eine Gedenktafel befinden. Leider hat Herr Wenke bei diesem interessanten Gespräch vergessen, nach der Anschrift zu fragen. Bitte, lieber Herr Quedenfeld, wenn Sie diese Zeilen lesen, melden Sie sich noch einmal bei Klaus Wenke, Am Eichenhof 13 in 28832 Achim, Telefon: 0 42 02 / 39 70. Bei dem Poem im heimischen Dialekt, das Eva-Renate Meyer suchte, handelte es sich allerdings nicht um eine Villa, sondern um ein bescheidenes "Hauschen rebengrün" nebst Hühnerstall, letzterer bewohnt von fünf alten Hühnern und einem Hahn, die den Garten zerpliesern und noch kein Ei gelegt haben, was den Besitzer durchaus nicht stört, denn "schadt nuscht - ich kann ja warten"! Es stammt, wie schon vermutet, von Robert Johannes, und hat sich in voller Wortlänge eingefunden. Ich bekam es von unserer Leserin Brigitte Westholm zugesandt, die nun ihrerseits einen Wunsch hat: Sie sucht schon lange nach dem ostpreußischen evangelischen Gesangbuch, das bis 1945 in Schulen und Kirchen benutzt wurde. Es enthält viele Lieder, die heute in keinem Gesangbuch zu finden sind, und ist mit Federzeichnungen von evangelischen Kirchen und Ordensburgen versehen. Da eine Verwandte von Frau Westholm dieses Buch besitzt, konnte sie Kopien anfertigen und uns zusenden. Ihre Hoffnung ist, daß jemand aus unserer Familie auch dieses Gesangbuch besitzt, vielleicht aus einem Nachlaß, und bereit ist, es abzugeben. Für unsere Leserin - die sich immer aktiv bemüht hat, unsere Heimatkultur zu erhalten, auch zu- sammen mit unserer unvergessenen Hanna Wangerin - wäre dies eine große Freude. (Brigitte Westholm, Kleeverhof 6, in 24784 We-sterrönfeld.) 

Ein umfassendes Archiv alter Liederbücher besitzt Martin Coch, der uns drei Auszüge des von einer Königsbergerin aus Australien gesuchten Chorals "Wir treten zum Beten" zusandte, so daß jetzt vermutlich alle Fassungen vorliegen, die sehr unterschiedlich sind, weil sie von mehreren Übersetzern des ursprünglich niederländischen Dankliedes stammen. Na ja, das waren Wünsche, die mehr oder minder leicht zu erfüllen gingen. Aber nun kommt eine Frage, die so gänzlich aus unserm doch schon so breitgespannten "Familien"-Rahmen fällt. Sie wird gestellt von einem Hamburger, der sich an uns gewandt hat, weil er hofft, endlich einen Hinweis auf das zu finden, was er in einem alten Rundfunkgehäuse entdeckt hat. 

Es handelt sich um einen DKE Volksempfänger, vor 30 Jahren auf einem Hamburger Flohmarkt erstanden, vermutlich von einem ostpreußischen Vorbesitzer. In dem Bakelitgehäuse befindet sich eine ungewöhnliche Prägung: In dem Kreis mit dem Reichsadler zeigt er die Schrift "RIECHS-RUNDFUNK", darunter die Kennzeichnung WD 94 RJ. Diese Verdrehung der Buchstaben "RIECHS" statt "REICHS" läßt den Hamburger vermuten, daß es sich um eine bewußte Falschprägung des damaligen Widerstandes handelt. Aus der Tatsache, daß das Gerät bei der DERUFA in Warschau hergestellt wurde, könnte diese Vermutung entstanden sein. Ich halte sie aber für unwahrscheinlich und glaube eher an eine unbeabsichtigte Fehlprägung. Allerdings steht in dem Gerät der Vermerk "Nachgeprüft von Max Funk, Weida", also ist es damals geprüft worden. Eine Röhre trägt den Stempel: Rudolf H. Mertens, Rundfunkmechanikermeister, Hamburg. Auch die Auslegung, es könnte sich hier um eine "plattdeutsche Version" handeln, ist unsinnig. Der jetzige Besitzer hat sich bereits an verschiedene Rundfunkmuseen gewandt, von denen keines eine Erklärung wußte. Die meisten Antworten lauteten: "Solch einen Fehler kann man sich überhaupt nicht vorstellen." Ja, was denn? Ich reiche diese Frage weiter und bin gespannt auf die Antworten, die ich dem heutigen Besitzer des Gerätes - das damals wegen der Propagandareden im Volksmund "der kleine Goebbels" genannt wurde - zuleiten werde. "Seit Jahren verfolge ich Ihren bemerkenswerten Einsatz, den verschiedensten Wünschen Ihrer Leser zum Erfolg zu verhelfen, und staune, was alles Sie damit erreichen. So will ich erneut einen Versuch starten, über die Ostpreußische Familie etwas über meine Vorfahren aus der Umgebung von Königsberg zu erfahren", schreibt uns Willy Rubach aus Bad Bentheim. Er sucht Landsleute, die nachstehende Namen unter ihren Vorfahren haben, oder solche, die entsprechende Hinweise zu diesen geben können. Es handelt sich um die Landwirte Drews aus Trausitten, Kirchspiel Neuhausen, Johann Gottlieb Christian Fischer, ebenfalls aus Trausitten, gestorben 1855 im Alter von 93 Jahren, verheiratet mit Helena Dorothea Drews, und Kaser aus Prawten, Rachsitten und anderen Orten. Weiter auf der Namensliste: der Zimmermann Friedrich Wilhelm Spaeth aus Conradswalde, gestorben 1872, verheiratet mit Wilhelmine Caroline Caser, und der Instmann Friedrich Spaeth, verheiratet mit Regina Charlotte Matern, Tochter des Holzschlägers Ludwig Matern aus Waldhöfchen und dessen Ehefrau Anna, geb. Roßau. Herr Rubach hofft, daß sich nun Nachkommen der Genannten melden, auch wenn sie "das siebente Wasser vom Kissehl" sind - wie wir Ostpreußen eine sehr weitläufige Verwandtschaft bezeichnen. Zuschriften an Willy Rubach, Danziger Straße 10 in 48455 Bad Bentheim, Telefon: 0 59 22 / 33 85. Schon einmal haben wir den Wunsch von Maria Stalkie veröffentlicht, die heute in Putzig lebt. Aber ihre handgeschriebenen Angaben waren damals nur schwer leserlich, auch mit der Anschrift gab es anscheinend Unstimmigkeiten, wie ich von einer Leserin erfuhr, deren Brief sich als nicht zustellbar erwies. Nun hat mir Frau Stalkie neue und gut leserliche Angaben übersandt mit der Bitte um eine erneute Veröffentlichung. Ich lasse sie selber berichten: "Ich bin heute etwa 59 Jahre alt und habe bereits fünf erwachsene Kinder, aber die Suche nach meinen leiblichen Eltern beschäftigt mich noch heute. Mein Geburtsort ist unbekannt, ich wurde im Februar/März 1945 in der Putziger Bucht in der Nähe des Friedhofs entdeckt, krank, schwach und verlassen. Die Menschen, die mich fanden, haben sich meiner angenommen und später aufgezogen. 

Sie haben mir erzählt, daß eine Anzahl Flüchtlinge aus Ostpreußen und Soldaten versuchten, über Hela mit Schiffen nach dem Westen zu kommen. Ich soll in einem Kinderwagen gelegen haben, der von einer jungen Frau und einem verwundeten Feldwebel geschoben wurde. Mit ihnen war ein etwa zehn bis 13 Jahre altes Mädchen - waren es meine Eltern, war es meine Schwester? Diese Fragen bleiben für mich offen. Man weiß nur, daß diese Menschen auf der Flucht vor den Russen waren. Ob sie ein Schiff erreicht haben, ob sie in der Gegend von Putzig geblieben sind, ob sie gefangen und verschleppt wurden - niemand weiß es. Die Russen wollten mich als Findelkind in ein Kinderheim nach Rußland verschicken, aber die Frau, die mich als Elendsbündel im Schnee gefunden hat, konnte dies verhindern. Sie hat drei Jahre lang nach meinen leiblichen Eltern suchen lassen, es hat sich aber niemand gemeldet, auch wollte mich niemand adoptieren. So hat mich meine "Findelmutter" behalten und adoptiert. Aber ich möchte doch meine Wurzeln finden. Wer meine Eltern sind und was damals geschah - das beschäftigt mich heute mehr denn je." Soweit der Brief von Frau Stalkie. Es wird natürlich sehr schwer sein, hier irgendeine auch nur annähernd begehbare Spur zu finden, da keine konkreten Angaben wie Namen oder Daten vorhanden sind. Trotzdem bringe ich diese Zeilen, denn es kam ja bei der ersten Veröffentlichung eine Zuschrift, und vielleicht können Schicksalsgefährten von damals ihr Näheres schildern. Da jetzt auch die Adresse gut lesbar vorliegt, dürfte es diesmal keine Schwierigkeiten geben: Maria Stalkie, Puck, ul. Armii Wojska Polskiego 4, Polen. "Verschiedenste Wünsche" hat unser Leser Willy Rubach unser Aufgabengebiet apostrophiert, und unterschiedlicher können sie wirklich nicht sein, wenn man die vielen Wünsche betrachtet, die direkt erfüllt werden müssen! Vor allem die nach Liedern und Gedichten - aber manchmal muß ich doch unsere Familie bemühen. Die wird mit Sicherheit fündig wie bei der Suche nach dem Wiegenlied "Sonne und Regen müssen ja sein ...", das Renate Harraß suchte. Auch ich bekam es zugesandt - vielen Dank! Nun hoffe ich, daß wir auch zusammen den nächsten Gedichtwunsch erfüllen können.

 Ingeborg Reinecke hat einst in ihrer Schule in Reuss das Gedicht von den sieben Zwergen gelernt, die nach langem Schlaf aufgewacht waren und sich nun erkundigen wollten, "wie's im Kinderland bestellt ist". Und so wanderte ein kleiner Heinzelmann in die große weite Welt, und was bekam er zu seh'n? "Menschen, die wie Vögel fliegen durch die Wolken wunderschön. Wagen liefen ohne Pferde über blanke Straßen hin, und wenn man sprach in Hamburg, hörte man es in Berlin ..." Bitte, das war etwa im Jahre 1930! Was würde der kleine Heinzelmann wohl heute sagen? - Wer kennt den gesamten Text dieses hübschen Kindergedichtes? (Ingeborg Reinecke, Apfelallee 7 in 21337 Lüneburg.) Und zum Schluß keine Frage, sondern ein Angebot: Durch eine Haushaltsauflösung bekam Roswitha Kulikowski mehrere Treuburger Heimatbriefe und auch Bücher über Treuburg in die Hände. Sicherlich wird in unserm Leserkreis dafür Interesse bestehen. Bitte melden bei Roswitha Kulikowski, Telefon: 0 51 01 / 25 30. 

Für heute mit herzlichen Grüßen 

Eure Ruth Geede 

Wem kommt diese Gesangbuchdoppelseite bekannt vor? Wer das dazugehörige Buch besitzt und bereit ist, es abzugeben, wende sich bitte an Brigitte Westholm, Kleeverhof 6, in 24784 Westerrönfeld. Foto: Westholm