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31.01.04 / Der leibhaftige Klassenfeind

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Januar 2004

Der leibhaftige Klassenfeind
von Ronald Gläser

Früher, in der DDR, im "Osten" - da gab es Parteifunktionäre, die die Taschen der wichtigen Politbürobonzen tragen mußten. Die beteten heute dieses, morgen jenes nach, was von der Parteiführung vorgebetet wurde. Man nannte sie auch Apparatschicks. Die Mauer und den Osten gibt es nicht mehr. Aber es gibt neue Apparatschicks. Heute arbeiten sie für Minister und Abgeordnete der Berliner Republik. Eine von ihnen ist Anke Marei Ludwig.

Die 25jährige hat eine Bilderbuchkarriere in der CDU hingelegt. Sie ist jung, hübsch, intelligent und bei einem CDU-Abgeordneten aus Freiburg beschäftigt. Letzte Woche tagte der Berliner Ortsverband, in dem sie stellvertretende Vorsitzende ist. Es ist der konservative Ortsverband, dem lange der Abgeordnete Ekkehard Wruck vorstand. Der hat 1991 mit der Gründung einer nationalkonservativen Partei gedroht, falls der Bundestag Bonn zur Bundeshauptstadt mache. Manfred-Mautdesaster-Stolpe wurde von ihm öffentlich der Zusammenarbeit mit dem MfS bezichtigt.

Das sind alles Schauergeschichten aus längst vergangener Zeit - in den Augen von Fräulein Ludwig. Sie repräsentiert das System Merkel. Und eine Partei, die von einer früheren FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda geleitet wird, geht mit Männern wie Martin Hohmann nicht eben zimperlich um.

Genau darum ging es auch bei der Tagung des Ortsverbandes. Diskutiert wurde über innerparteiliche Demokratie und Patriotismus. Alle waren für Hohmann. Außer einer: Anke Ludwig.

Nur das schnelle Eingreifen der Parteivorsitzenden habe die Partei vor weiterem Schaden bewahrt. Diesen und anderen Unsinn berichtet die Linientreue. Sie sieht sich als tapfere Kämpferin in einer von erzkonservativen Männern geprägten Welt. Sie liebt ihre Rolle.

Sie glaubt in dem einzigen anwesenden Pressevertreter sogleich einen natürlichen Verbündeten zu haben, und spricht ihn nach der Veranstaltung an. Als sie erfährt, daß der die Rede Martin Hohmann von vorne bis hinten "für ausgezeichnet" hält, wird sie erst hysterisch und dann aufdringlich. Sie schreit, und sie verlangt, nicht namentlich erwähnt zu werden. Es ist eine sehr skurrile Szene. Sie tut so, als stände der leibhaftige Klassenfeind direkt vor ihr. Einem guten Apparatschick wäre das nicht passiert. Aber das kann Anke Ludwig ja noch lernen.